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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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nichts aufhalten lässt und auf keinen Fall unterschätzt werden sollte.
    Timmy tauchte mit einem Päckchen Schokoladenlinsen in der Hand und einem breiten Grinsen auf dem Gesicht wieder auf. Ich liebe gefrorene Schokolade. Dummerweise hatte der Bengel mein Geheimdepot ausfindig gemacht.
    »Schokolade!«, verkündete er siegesgewiss und marschierte mit der Tüte in der Hand wieder zum Tisch zurück. »Meine Schokolade!«
    Ich bekam ihn gerade noch rechtzeitig am Arm zu fassen und hob ihn hoch. »Einen Moment, kleiner Mann. Das ist kein vernünftiges Frühstück.«
    »Neiiin!«, begann er zu heulen. »Meine Schokolade! Mami, ich will Schokolade. Meine Schokolade!«
    »Ich weiß, dass du Schokolade willst, Mister. Aber Mami möchte, dass du später einmal groß und stark wirst. Verstehst du das?«
    Ich konnte zwar nicht behaupten, dass solche Dinge wie Frosties wesentlich gesünder als Schokoladenlinsen waren. Aber wir haben schließlich alle unsere Grundsätze.
    »Nein.« Timmy runzelte seine kleine Stirn und gab sich die größte Mühe, einen Schmollmund zu ziehen. In den beinahe drei Jahren seines bisherigen Lebens hatte er schon vor langer Zeit herausgefunden, dass dieser Mund bei Mami am besten funktionierte. »Nein, nein, nein.«
    Nicht heute, mein Guter.
    »Tut mir leid, Bürschchen. Ich brauche die Schokolade wesentlich dringender als du.«
    Er hielt die Tüte in seinen kleinen Krallen und drehte mir den Rücken zu.
    »Timmy… Du weißt, was passiert, wenn du mir nicht gehorchst.«
    Er schien darüber nachzudenken und warf mir einen Blick über die Schulter hinweg zu. Als er mir ein keckes Grinsen schenkte, erlag ich wieder einmal fast seinem Charme.
    Mir fehlten die Worte. Eines Tages würde mein Sohn so manches Herz brechen, da war ich mir sicher.
    »Biiiiiitte«, bettelte er und zog dabei das Wort so sehr in die Länge wie nur möglich. Er brachte seine kläglichste Stimme zum Einsatz. »Bitte, bitte, bitte!« Seine kleine Hand wanderte zu seiner Brust, und er schlug sich auf die Stelle seines Herzens, so wie er das wohl irgendwo im Fernsehen gesehen haben musste. Das hatte ich nun davon, dass ich ihm immer wieder erlaubte, irgendwelche Sendungen anzusehen. Wenn das so weiterging, würde er vermutlich bald in der Lage sein, mich auf Spanisch anzuflehen.
    »Kommt nicht infrage, Schatz«, sagte ich. »Es gibt entweder Cornflakes oder Toast. Das liegt ganz bei dir.«
    Er schnaubte verächtlich – eine Angewohnheit, die er erst seit kurzem angenommen hatte und für die ich Eddie verantwortlich machte. Dann kletterte er wieder mühsam auf seinen Stuhl und schwieg finster.
    »Okay«, sagte ich und lächelte, so als ob ich keineswegs verärgert wäre und nichts lieber hatte, als bereits am frühen Morgen über das Frühstück zu streiten. »Dann isst du wohl heute einmal nichts. Vielleicht hast du ja zum Mittagessen mehr Hunger.«
    Ich nahm ihm die Schokoladenlinsen ab und wandte mich dann wieder der Speisekammer zu. Ein verstohlener Blick zeigte mir, dass mir Timmy mit den Augen folgte. Er überlegte offenbar, ob ich meine Drohung ernst meinte. Wollte ich ihm wirklich nichts zum Frühstück geben? Hatte die böse Mami tatsächlich vor, den kleinen lieben Jungen verhungern zu lassen?
    Ganz offensichtlich schon. Ich öffnete nämlich die Speisekammertür und trat hinein. Sobald ich aus Timmys Gesichtsfeld verschwunden war, hörte ich, wie er laut brüllte. »Tiger! Tiger! Mami! Ich will Tiger!«
    Da ich die Kleinkindersprache fließend beherrsche, war mir natürlich klar, was er wollte. Ich kam also aus der Speisekammer, trat an den Tisch und schüttete ihm seine Schale voll Frosties.
    »Möchtest du auch Milch dazu?«
    Diese Frage beantwortete er mit einem entschlossenen Kopfschütteln. Ich goss ihm also seine morgendliche Milch in ein Glas und ließ ihn dann in Ruhe. Timmy begann jede Maisflocke einzeln aus der Schale zu holen und sie laut zu zerbeißen, ehe er sie trocken herunterschluckte.
    Während mein Kleiner also fürs Erste beschäftigt war, warf ich einen kurzen Blick in die Garage. Mir war nämlich plötzlich die Idee gekommen, dass es sich mein nächtlicher Besucher vielleicht auf der Kühlerhaube von Stuarts Wagen bequem gemacht hatte.
    Doch dem war nicht so. Um ganz sicherzugehen, sah ich mich auch noch in den verschiedenen Kisten um, die sich auf meinem früheren Parkplatz stapelten. Doch dort befanden sich nur Tüten mit Klamotten, die ich nicht mehr trug, Babyspielsachen und zahlreiche alte

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