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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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ziemlich unmöglich gemacht hatte, das Chaos zu beseitigen, das ich angerichtet hatte.
    Nun stellte sich also nur noch die Frage, wo er die Leiche versteckt hatte.
    Als ich als junges Mädchen mit der Dämonenjagd begonnen hatte, war die Entsorgung der Leichen nie ein Problem gewesen. Die Jäger wurden dafür ausgebildet, die Monster zu töten; sie mussten sich aber nie um die Überreste kümmern. Das war die Aufgabe des Entsorgungsteams, einer Spezialeinheit der Forza, die sich ausschließlich damit befasste, die leeren Dämonenhüllen verschwinden zu lassen. Quasi wie Kammerjäger.
    Da es in Kalifornien aber kein solches Entsorgungskommando gab – und in San Diablo schon gar nicht –, war ich mehr oder weniger auf mich selbst gestellt. Das bedeutete, dass ich die Leiche zu Father Ben bringen musste, sobald ich wusste, wo Eddie sie versteckt hatte. Der Priester begrub sie dann in der Krypta der Kathedrale. Die andere Möglichkeit bestand darin, David zu bitten, seine Kenntnisse als Chemielehrer zum praktischen Einsatz zu bringen. Wie diese Art der Entsorgung exakt funktionierte, wusste ich nicht so genau und wollte es auch gar nicht wissen.
    Als Erstes jedoch musste ich mich um meine Familie kümmern. Ich war um Viertel vor sechs (Wer braucht schon Schlaf?) durch ein lautes »Mami-Mam, Mami-Mam!« geweckt worden. Der kleine Kerl sang diese Worte mehr oder weniger zur Melodie von Jingle Bells. Obwohl Timmy direkt neben unserem Bett stand, schaffte es Stuart, das Konzert zu verschlafen. Ich hingegen war mit einem Schlag wach.
    Nun befand sich mein kleiner Tenor an seinem üblichen Platz am Küchentisch. Doch statt wie bisher üblich in seinem Kindersitz hin und her zu wackeln, saß er auf einem normalen Küchenstuhl, während sein alter Kindersitz in einer Ecke neben einer Kiste voller leerer Eierkartons stand, die ich seit Monaten sammelte.
    Ich warf einen Blick auf die Kartons. Das Nachbarschaftsfest sollte in einer Woche stattfinden, und bisher war ich kaum dazugekommen, die Ostereier mit den Süßigkeiten zu füllen oder Eier zu färben. Zum Glück wollte Laura heute zu mir kommen, um mir dabei zu helfen. Gleichzeitig hatte ich mich inzwischen um deutlich mehr zu kümmern als nur um die Vorbereitungen auf ein Fest, an dem mindestens hundertzwanzig Kinder und ihre unzähligen erwachsenen Begleiter teilnehmen sollten.
    Während ich mich also wieder einmal selbst bedauerte, stellte sich Timmy auf seinen Stuhl und war gerade im Begriff, auf den Tisch zu klettern. Eines seiner Knie berührte bereits die Platte. Ganz offensichtlich hatte er den Pfefferstreuer entdeckt. Ich wusste, wie schwer es die ganze Familie treffen würde, wenn er dieses Utensil in seine Hände bekam.
    »Popo auf den Stuhl, junger Mann«, sagte ich und rückte sowohl Pfeffer als auch Salz aus seiner Reichweite, ehe ich zur Speisekammer ging. Ich öffnete die Tür und stellte als Erstes zu meiner Erleichterung fest, dass sich in der Kammer kein toter Dämon befand. Dann versuchte ich, etwas gleichzeitig Leckeres und Gesundes zu finden, was ich meinem Kind zum Frühstück vorsetzen konnte. Da ich nichts dergleichen entdecken konnte, beschloss ich, mich auf das Leckere zu konzentrieren.
    »Frosties oder Cornflakes?«, fragte ich und hielt die einzigen zwei Schachteln mit müsliähnlichem Inhalt hoch, die ich in unserer beinahe leeren Speisekammer gefunden hatte. Auf die Liste meiner heutigen Erledigungen setzte ich in Gedanken noch eine Fahrt zum Supermarkt – und zwar unter die Punkte ›Mehr über das Schwert des Himmels herausfinden‹, ›Verschwundenen Dämon auftreiben‹ und ›Zombieteile entsorgen‹.
    Es war wahrscheinlich wirklich das Beste, mir endlich einmal einen Organizer anzuschaffen, um derartige Listen nicht mehr nur im Kopf mit mir herumzutragen.
    Timmy rutschte von seinem Stuhl herunter und ging zum Kühlschrank. Er riss am Griff des daneben befindlichen Gefrierschranks und versuchte ihn zu öffnen. Als die Tür schließlich aufging, trat er ehrfürchtig einen Schritt zurück. Er riss seine Augen weit auf, so als ob er gerade das Nirwana entdeckt hätte.
    Leider wurde mir zu spät klar, was er da so stieläugig betrachtete.
    Ich raste auf die Tür zu, während sich mein kleiner Junge bereits auf den Inhalt des Gefrierschranks stürzen wollte. Trotz meiner jahrzehntelangen Erfahrung als Dämonenjägerin war er schneller. Ich kann zu meiner Verteidigung nur darauf hinweisen, dass sich ein Kind, das Schokolade entdeckt hat, durch

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