Pretty Daemon
Helfershelfer in ihre Einzelteile zerlegt wurden. Aber wenn sie selbst die Leichenteile entsorgen sollte? Das wäre sicher keine schöne Erinnerung gewesen.
»Wir hätten eine Flasche Wein mit hochbringen sollen«, meinte Stuart und katapultierte mich damit in eine wesentlich angenehmere Wirklichkeit zurück.
»Es ist schon fast Morgen«, protestierte ich, während ich aus Schuhen und Klamotten schlüpfte und neben ihn ins Bett stieg. Falls Eddie meinen Hinweis nicht verstanden hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten, bis Stuart wieder eingeschlafen war, und dann heimlich erneut in den Garten zu schleichen. »Ich könnte vielleicht einen Sekt mit Orangensaft vertragen, aber ein Wein wäre jetzt wirklich nicht mein Ding.«
Er zog mich an sich und begann, mir über das Haar zu streichen. »Ehrlich? Und was wäre jetzt dein Ding, mein Schatz?«
Zehn Sekunden zuvor hätte ich auf diese Frage wahrscheinlich noch eine Antwort gewusst. Doch in diesem Moment schien mein Gehirn unter der Zärtlichkeit meines Mannes und durch den fehlenden Schlaf seine Arbeit aufzugeben. »Ämm«, brachte ich heraus.
»Genau meine Meinung«, erwiderte er. Dann küsste er mich sanft, und ich schmiegte mich eng an ihn. Auf einmal fühlte ich mich geborgen und in völliger Sicherheit – Lichtjahre von dem Kampf in meinem Garten entfernt, der doch eben erst stattgefunden hatte.
»Musst du nicht bald wieder aufstehen?«, fragte ich. Ich wollte Stuart eigentlich gar nicht unterbrechen, denn allmählich kam auch ich auf den Geschmack.
»Nein. Ich habe nicht einmal den Wecker gestellt«, murmelte er.
»Was ist los mit dir?«, fragte ich. Stuarts Worte verblüfften mich derart, dass ich für einen Moment wieder hellwach war und ihn aufmerksam betrachtete.
»Kann ein Mann denn nicht mal ganz harmlos den Samstagmorgen mit seiner Familie verbringen?«
»Ein Mann schon«, erwiderte ich. »Aber du bist Stuart Connor, der Kandidat für den politischen Wandel. Schon vergessen? Du bist seit Monaten nicht mehr ins Bett gegangen, ohne dir den Wecker zu stellen. Braucht Clark dich denn nicht morgen früh im Büro? Die Vorwahl klopft doch schon fast an die Tür.«
»Wohl wahr«, antwortete Stuart und drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn. »Aber ich habe ihm gesagt, dass ich morgen Vormittag ein paar Stunden mit meiner Familie verbringen möchte.«
»Das hast du gesagt?« Eine angenehme Wärme breitete sich in mir aus – zumindest für fünfzehn Sekunden, ehe erneut die Panik die Oberhand gewann. »Warum?«
Es war eine ernst gemeinte Frage, aber mein Mann lachte nur und zog mich näher an sich. »Kate«, flüsterte er. Auf einmal fand auch ich die Vorstellung ausgesprochen verführerisch, Stuart ganz eng an mir zu spüren, ohne dass ein Wecker darauf wartete, uns brutal aus dem Bett zu reißen. Ehrlich – warum sollte man so etwas hinterfragen wollen? Also gab ich mich ganz dem Augenblick hin und vergaß unter den Küssen meines Mannes meine beunruhigenden Gedanken.
Falls Sie sich fragen sollten, wie es in jener Nacht weiterging – nun, es ist erstaunlich schwer, wie ich finde, nach gutem Sex wach zu bleiben. Vor allem nach jener Art wunderbarem Sex, nach der man sich wohlig warm und faul fühlt und gleichzeitig entschlossen, seinem Liebsten das beste Frühstück aller Zeiten zuzubereiten, auch wenn man in kulinarischer Hinsicht keinerlei Begabung besitzt und zudem das Bett nie mehr verlassen möchte.
Es gelang mir trotzdem. Das Wachbleiben, meine ich. Als Stuart eingeschlafen war und dabei sein Kissen auf diese Jungenmanier festhielt, wie er das fast immer tat, zwang ich meinen müden Körper dazu, sich aufzurichten. Ich blieb für einen Moment regungslos im Bett sitzen und beobachtete, wie sich Stuarts Brust im schwachen Licht der Kerze, die er auf dem Nachttisch angezündet hatte, langsam hob und senkte. Leise blies ich die Flamme aus und glitt aus dem Bett. Hastig zog ich mir die Klamotten an, die ich zuvor achtlos auf den Boden geworfen hatte.
Ein rascher Blick zeigte mir, dass Stuart weiterhin tief schlief. Aus Erfahrung wusste ich, dass er wahrscheinlich eine ganze Weile nicht aufwachen würde. Selbst dann nicht, wenn plötzlich ein Dämon aus dem Schrank springen und mich angreifen würde.
Zum Glück wurde meine Theorie nicht auf die Probe gestellt. Ich schaffte es ins Erdgeschoss, ohne von einem Dämon angegriffen zu werden oder auch nur über ein herumliegendes Spielzeug zu stolpern.
Unten suchte ich als Erstes
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