Pretty Daemon
hatte, wie man E-Mails schreibt und liest, hatte ich eigentlich keinen Grund, mich zu beklagen.
»Mami! Hör auf, dir Sorgen zu machen, dass ich den Laptop fallen lassen könnte. Beantworte lieber meine Frage. Was soll ich Stuart sagen, wenn er wissen will, wo du steckst?«
Ich schnitt eine Grimasse. Meine Tochter wurde zunehmend klüger. Das war eine gute Frage. Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und band sie mit einem Gummi zusammen, das auf dem Küchentisch lag. »Behaupte einfach, dass ich noch Milch holen bin«, erwiderte ich. Das war das Beste, was mir im Moment einfiel.
Ich nahm Schlüssel und Tasche und ging zur Haustür. Gerade als ich ins Freie trat und die Tür hinter mir zuziehen wollte, kam Allie herbeigeeilt.
»Er hat gerade geantwortet! Gerade eben. Keine Ahnung, warum er nicht angerufen hat, aber er hat eine Mail geschickt.«
Unverhältnismäßig erleichtert, atmete ich auf und trat wieder ins Haus. Mir war ganz übel vor Erleichterung. »Was hat er geschrieben?«
»Anscheinend musste er nach L. A. Er will aber bald wieder da sein und ruft dich an, sobald er Zeit hat. Außerdem sollst du dich melden, wenn du Hilfe brauchst. Und du sollst auf dich aufpassen. Und«, fügte sie mit einem glücklich strahlenden Lächeln hinzu, »du sollst mir einen Kuss von ihm geben.«
»Das ist nicht schwer.« Ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Hier – von deinem Vater.«
»Ich bin froh, dass er nicht tot ist«, sagte sie mit einer solch nüchternen Stimme, dass ich zusammenzuckte. Ich musste daran denken, wie der Tod in meiner Jugend ein ständiger Begleiter gewesen war. Natürlich hatten wir um die Toten getrauert, doch immer trotzdem weitergemacht.
Ich schüttelte das melancholische Gefühl ab. Allie war zum Glück weit davon entfernt, so etwas erleben zu müssen. Sehr weit, wenn ich ein Wörtchen mitzureden hatte. Und zum Glück hatte ich das.
»Was will er in Los Angeles? Hast du eine Ahnung?«, fragte sie, als wir wieder in der Küche waren.
»Nein, nicht die geringste«, erwiderte ich so unbesorgt wie möglich. In Wahrheit war ich genauso neugierig wie sie. Er war erst am Tag zuvor nach San Diablo zurückgekehrt. Warum hatte er sich jetzt schon wieder auf den Weg nach Los Angeles gemacht? »Nachdem wir wissen, dass es ihm gutgeht, interessiert es mich weniger, wo er sich aufhält, als vielmehr, wo ein bestimmter Dämon abgeblieben ist.«
Allie trat zu dem großen Fenster, das auf den Garten hinausging. Vielleicht wollte sie sicherstellen, dass nicht plötzlich eine ganze Armee von Dämonen in unsere Küche hereingestürzt kam. Nachdenklich begann sie an ihrem Daumen zu kauen. »Wo, glaubst du, könnte er stecken?«
»Ich wette mit dir, Eddie könnte uns darauf eine Antwort geben.«
»Worauf?«, fragte Stuart, der in diesem Moment in die Küche kam. Er strich sich die Haare zurück, bevor er einen Arm um meine Taille legte, mich an sich zog und mir einen Kuss auf die Wange drückte. Ich war so sehr in Gedanken versunken, dass ich es kaum bemerkte.
»Kate?«, sagte er, als er mich losließ und zur Kaffeemaschine ging. »Worauf könnte Eddie eine Antwort geben?«
»Ich… Äh… Du weißt schon. Ob er vorhat, nächstes Wochenende einen seiner derben Witze vor den Kindern zu reißen, und ich mich wieder einmal für ihn in Grund und Boden schämen muss.«
»Ach so«, meinte er. »Ich dachte schon, er könnte euch eine Antwort darauf geben, wo er die Leiche versteckt hat.«
Allie hielt sich vor Schreck die Hand vor den Mund und schaffte es gerade noch, einen Schrei zu unterdrücken. Ich hingegen verschüttete den Kaffee, den mir Stuart gerade in einem Becher gereicht hatte.
»Haha, sehr witzig«, brachte ich mühsam hervor und zwang mich dazu, belustigt zu klingen. »Wie kommst du denn auf so etwas?«
Er grinste. »Ihr beide wirkt so angespannt, dass ich geradezu von einer Leiche im Keller ausgehen musste.«
»Von der muss man immer ausgehen«, erklärte Eddie, der nun ebenfalls in die Küche geschlurft kam und sich Timmy gegenüber auf einem Stuhl niederließ. Mein Sohn reichte ihm eine seiner Maisflocken. »Wer ist denn tot?« Er sah mich neugierig an. »Ich meine, von dem ich nicht schon weiß.«
»Ich wollte gerade sagen, dass du sicher am besten von uns weißt, wo man eine Leiche verstecken müsste«, meinte Stuart, während ich Eddie drohend ansah. »Als früherer Polizist und so.«
»Als was?«
»Du weißt schon – dein früherer Beruf«, sagte Stuart. Er nahm auf eine
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