Pretty Daemon
zumindest die Höflichkeit, mich vorher darüber in Kenntnis zu setzen.
Ich ging zur Tür und öffnete sie. Endlich hatte ich einen Entschluss gefasst. Auch ich wollte vor meinem Mann keine Geheimnisse mehr haben. Ich wollte ihm endlich die Wahrheit über mein Doppelleben erzählen. Doch zu meiner Verblüffung fand ich mich einem ziemlich abgerissen aussehenden Dämon gegenüber. Er trug einen blauen Overall, der derart schmutzig war, dass er auch ohne Dämon stehen geblieben wäre. Der stinkende Atem des Monsters schlug mir ins Gesicht.
Diesmal wusste ich sogleich, dass es ein Dämon und kein Zombie war. Denn das Wesen öffnete seinen Mund und befahl mir, zu sterben.
Da ich zu den Dickköpfen dieser Welt gehöre, beschloss ich, nichts auf seinen Befehl zu geben. Stattdessen versuchte ich ihn mit meinem ausgestreckten Finger mitten ins Auge zu treffen. Er packte mich daran und bog ihn nach hinten. Der Knochen knackte laut. Ich stieß einen Schrei aus, denn der Schmerz war derart heftig, dass ich das Gefühl hatte, mehr als nur einen Finger gebrochen zu haben. Wie konnte ein Schmerz nur so durchdringend sein, wenn er von einem einzigen winzig kleinen Körperteil herrührte?
»Kate? Alles in Ordnung?«, rief Stuart aus dem Erdgeschoss.
»Ja!«, rief ich, während ich dem Dämon den Rücken zudrehte, um nicht noch weitere Knochen gebrochen zu bekommen. Rasch trat ich nach hinten aus und traf den Kerl in der Lendengegend. Bei einem Dämon ist diese Stelle zwar nicht ganz so empfindlich wie bei einem Mann. Aber der Tritt besaß jedenfalls genügend Wucht, um ihn von mir zu stoßen.
Sobald ich meinen Arm befreit hatte, wandte ich mich wieder dem Dämon zu und versetzte ihm einen erneuten Tritt, der ihn diesmal am Kinn traf. Ich ignorierte den Schmerz in meinem Finger, damit ich die Geschichte zu einem befriedigenden Ende bringen konnte. Doch leider war mir dieses Vergnügen nicht vergönnt. Mein feiger Gegner drehte sich nämlich auf einmal um und floh aus dem Zimmer. Er raste die Treppe hinunter, wo er mit meinem Mann zusammenstieß, der anscheinend nicht geglaubt hatte, dass alles in Ordnung war.
Ich folgte ihm.
»Wer zum Teufel…«, hörte ich Stuart rufen. Als ich über das Treppengeländer nach unten blickte, sah ich, wie der Dämon meinen Mann heftig von sich schubste und ihn dadurch zu Boden warf.
»Stuart!«
»Kate! Geht es dir gut?« Zu meiner Verblüffung war er schon wieder aufgesprungen und raste dem Kerl wütend hinterher.
»Nicht!«, rief ich. »Er muss auf Drogen sein oder so. Er könnte dich umbringen!«
Stuart blieb an der Haustürschwelle stehen. Ich sah, wie der Dämon durch den Garten und das Tor rannte, um dann die Straße hinunterzueilen. In meinen Beinen zuckte es. Am liebsten wäre ich dem Mistkerl auf der Stelle gefolgt. Da Stuart unruhig von einem Fuß auf den anderen trat, erging es ihm wohl ebenso.
Er drehte sich zu mir um und stürzte dann zu mir hoch. Ich sah wohl ziemlich lädiert aus, denn er nahm drei Stufen auf einmal, so dass er bereits neben mir stand, als mir schwarz vor Augen wurde. Offenbar ließ die Wirkung des Adrenalins nach.
»Was zum Teufel hat er dir angetan?«, wollte Stuart wissen. Er blickte wieder zur Haustür, als ob er den Kerl am liebsten erneut verfolgt hätte.
»Das war nicht er«, schwindelte ich. »Ich vermute, dass er hier vorübergehend wohnt. Jedenfalls war ich ziemlich erschrocken, als ich ihn auf einmal sah. Ich kam ins Stolpern und knallte mit der Hand gegen einen Schrank.« Ich verzog das Gesicht. »Ich glaube, der Finger ist gebrochen.«
Er zog mich an sich und umarmte mich, was nicht ganz einfach war. Ich wusste nämlich nicht, wie ich die Hand halten sollte. »Ich mache mir solche Vorwürfe«, murmelte Stuart. »Wenn dir etwas zugestoßen wäre…«
»Ist es aber nicht«, erwiderte ich, löste mich von ihm und zwang mich zu einem Lächeln.
Er rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf. »Ja, klar… Jetzt komm schon, Liebling. Wir müssen ins Krankenhaus, damit das geröntgt wird.«
Ich wollte ihm eigentlich widersprechen, da ich für die Notaufnahme wirklich keine Zeit hatte. Doch Stuart hatte Recht. So lästig es auch sein mochte – mein Finger war bestimmt gebrochen, und ich brauchte eine Schiene und einen Gips. Wenn ich im Krankenhaus um eine Metallschiene bat, konnte ich diese zumindest dazu benutzen, weiteren Dämonen die Augen auszustechen.
Dachte ich nicht unglaublich positiv? Ganz gleich, wie es mir auch ging – ich war
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