Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
hatte Recht – das war wahrhaftig etwas Außergewöhnliches. Dämonen waren an sich keine sonderlich sozial eingestellten Wesen, aber sie folgten einer strikten Hierarchie. In meinem bisherigen Berufsleben war ich noch nie einem Dämon begegnet, der nicht im Auftrag eines anderen gehandelt hätte. Falls es dieses Schwert wirklich gab und ich die Hüterin war, dann würde ich in der Lage sein, wie das tapfere Schneiderlein sieben – oder mehr – auf einen Streich zu töten.
    Ich konnte mir, ehrlich gesagt, kaum etwas Befriedigenderes vorstellen.
    »Dann glaubt Abaddon also, dass ich die Hüterin bin?«, wollte ich noch einmal wissen.
    »Momentan sieht es danach aus«, antwortete Padre Corletti.
    »Und – bin ich es?«
    »Diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Keiner in der Forza kennt die Prophezeiung. Die wenigsten glauben überhaupt an die Existenz dieses Schwertes. Aber wenn die Dämonen annehmen, dass du die Hüterin bist, dann kann das durchaus auch zutreffen.«
    »Deshalb versuchen Abaddons Gefolgsleute also auch, mich außer Gefecht zu setzen«, sagte ich. »Sie wollen mich kaltstellen, bevor ich ihrem Boss den Garaus mache – und damit natürlich auch ihnen.«
    »Ja, sieht so aus.«
    »Wenn man bedenkt, dass ich keine Ahnung habe, wo dieses Schwert steckten könnte, finde ich es ziemlich ungerecht, mich dafür bluten lassen zu wollen.«
    Padre Corletti lachte. »Ach, meine Liebe, Ungerechtigkeit ist in unserem Gewerbe doch nichts Neues.«
    Auch ich musste lachen. Er hatte natürlich Recht, auch wenn die Situation alles andere als lustig war.
    »Pass auf dich auf, Katherine«, meinte er schließlich. Seine Stimme klang jetzt wieder ernst und besorgt. »Ich möchte dich nicht verlieren.«
    Ich fasste nach dem Silberkreuz, das mir um den Hals hing und das er mir vor so vielen Jahren einmal geschenkt hatte. »Ich habe auch noch keine Lust, zu sterben«, erklärte ich. »Sie fehlen mir, Padre. Ich melde mich bald wieder bei Ihnen, ja?«
    Mit diesen Worten legte ich auf. Ein seltsames Gefühl erfüllte mich. Ich war frustriert und zugleich voller Wehmut. Die Informationen, die mir Padre Corletti hatte geben können, brachten mich nicht sehr viel weiter. Natürlich wusste ich jetzt von der Legende. Aber da ich weder das mythische Schwert besaß noch eine Ahnung hatte, wo ich danach suchen sollte, nützte mir das nicht viel.
    Dennoch hatte es mir gutgetan, mit dem Padre zu sprechen.
    Ich hatte fast den Eindruck, ihm mal wieder von Angesicht zu Angesicht gegenübergesessen zu haben, obwohl er sich viele Tausend Kilometer von mir entfernt befand und ich ihn schon seit langem nicht mehr gesehen hatte.
    Hastig rieb ich die Tränen fort, die mir in die Augen gestiegen waren. Ich kam mir zwar etwas kindisch vor, aber es ließ sich nicht leugnen: Padre Corletti fehlte mir. Mir fehlte ein Vater. Und da ich meinen eigenen nie hatte kennen dürfen, hatte ich mich immer an Padre Corletti geklammert – und später an Eric. Sie waren die beiden Männer in meinem Leben gewesen, die diese Lücke gefüllt hatten.
    Im Laufe der Jahre schien ich allerdings etwas reifer geworden zu sein, denn meine Ehe mit Stuart wurde von anderen Dingen getragen als dem Wunsch nach einer Vaterfigur. Zumindest bildete ich mir das ein. Eigentlich wusste ich nicht einmal, ob ich dieser ganzen Vatergeschichte noch eine große Bedeutung zumessen sollte. Inzwischen hatte ich eigene Kinder. Die Vergangenheit besaß keine große Wichtigkeit mehr. Wirklich bedeutsam war nur noch die Zukunft.
    Ich blickte mich im Zimmer um und musste lächeln. Mein Mann im Erdgeschoss tat sein Bestes, um unsere gemeinsame Zukunft aktiv zu gestalten – unter anderem durch seine neuesten Immobilienideen. Hatte ich es nicht gut? Ich hatte zwei Männer in meinem Leben, die mich liebten, und war auch sonst von Menschen umgeben, denen ich etwas bedeutete. Was meine Lebensumstände betraf, konnte ich mich wahrhaftig nicht beschweren. Natürlich hatte ich noch immer keine Ahnung, was es mit dieser seltsamen Prophezeiung auf sich hatte. Aber einen Grund, mich zu beschweren, gab es wirklich nicht.
    Auf einmal hatte ich das Gefühl, als ob ich die Dinge plötzlich mit etwas anderen Augen betrachtete. Falls Stuart tatsächlich das Risiko eingehen und dieses Haus kaufen wollte, um so unsere Zukunft möglicherweise zu verbessern – warum sollte er das dann nicht tun? Auch ich setzte jede Nacht unsere Zukunft aufs Spiel, wenn ich mich auf Dämonenjagd begab. Stuart besaß

Weitere Kostenlose Bücher