Pretty Daemon
beschützend an mich. »In unserem Schuppen liegen die Teile eines Zombies.«
»Oh.« Seine Miene wandelte sich. Sie durchlief mehrere Stadien der Verblüffung, um sich schließlich für einen milde verwirrten Ausdruck zu entscheiden. »Oha.«
»Kann man wohl sagen«, erwiderte ich.
»Also, ist das dann… Bedeutet der Zombie dann das Ende der Welt?«, wollte Allie wissen. »Mann, ihr müsst mir die Wahrheit sagen. Wenn bald alles vorbei ist, dann werde ich dieses Schuljahr nämlich bestimmt lockerer angehen als geplant.«
Es war ein ziemlich lahmer Witz, der mir nur zeigte, dass sie tatsächlich Angst hatte.
»Eddie übertreibt mal wieder maßlos, mein Schatz. Wie immer.«
»Hm«, sagte er. »Vielleicht habe ich wirklich übertrieben. Aber letztlich läuft es auf dasselbe hinaus. Wenn ein Dämon anfängt, Zombies zu erschaffen, dann bedeutet das, dass er etwas Größeres im Schilde führt.«
Was beruhigende Worte betrifft, so gehörten Eddies sicherlich nicht zu den besten, die ich jemals vernommen hatte. Aber zumindest schienen sie bei Allie ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Die Angst verschwand aus ihren Augen, und für den Moment reichte mir das.
»Aber was führt dieser Dämon im Schilde?«, fragte sie nun.
Erst jetzt wurde mir klar, dass sie nichts von den geheimnisvollen Drohungen des Dämons im Garten gehört haben konnte. Sie wusste weder etwas von dem Schwert noch von den Racheplänen, die gegen mich gehegt wurden. Gut. Ich hatte mich zwar dazu entschlossen, ihr beizubringen, wie man sich verteidigte, aber das bedeutete noch lange nicht, dass ich sie von nun an bei jedem Dämonenkampf mit dabei haben wollte. Zumindest so lange nicht, bis ich wusste, womit wir es diesmal tatsächlich zu tun hatten.
»Was ist nun eigentlich der Unterschied zwischen echten und falschen Zombies?«, fuhr Allie fort. »Du hast mir doch gestern Nacht versprochen, das heute zu erklären.«
»Was sollen denn falsche Zombies sein?«, meinte Eddie kritisch.
»Allies Wortwahl – nicht meine«, erwiderte ich. Dann wandte ich mich an meine Tochter. »Du hast mir gestern Nachmittag auch versprochen, dass du dein Badezimmer putzen würdest. Aber bisher ist noch nichts geschehen.«
»Mu-tter!«
»Ich mache nur Witze. Warte einen Moment, bis ich mich um deinen Bruder gekümmert habe. Dann können Eddie und ich dir vielleicht erklären, was es mit den Untoten auf sich hat. Außerdem können wir uns überlegen, wohin die Leichenteile im Schuppen sollen.«
Allie schien von dieser Verzögerung zwar nicht begeistert zu sein, aber da Timmy seit einiger Zeit schon an meinem T-Shirt zerrte und mich laut flüsternd um Coco, der neugierige Affe anbettelte, blieb ihr keine andere Wahl.
»Das mit dem Erklären kannst du selbst machen«, meinte Eddie, der mir ins Wohnzimmer gefolgt war. Ich kämpfte mich dort gerade durch das Menü der Coco-DVD, um eine Episode zu finden, die Timmy nicht bereits mindestens achttausend Mal gesehen hatte.
Kleine Kinder sind wahre Wiederholungstäter. Früher hatte sich mein Sohn unzählige Male die Kindersendungen über Dora, Die Wiggles oder Clifford, den großen roten Hund angesehen. Inzwischen geschah das nur noch aus nostalgischen Gründen, denn er hatte sich anderen Dingen zugewandt. Zu seinen neuesten Obsessionen gehörten zum Beispiel ein kleiner Affe und ein Mann mit einem gelben Hut. Stuart und ich schlossen bereits Wetten darüber ab, wer wohl als Nächstes zu seiner Lieblingsfigur auserkoren würde.
»Was?«, sagte ich und fluchte über die Fernbedienung, als sich auf einmal der Fernseher einschaltete und eine alte Sendung von Law & Order über den Bildschirm flimmerte.
»Ich habe nur gesagt, dass du mit den Zombies selbst fertigwerden musst.«
»Wieso? Wohin willst du?« Ich schaffte es, die Fernbedienung unter Kontrolle zu bekommen, und setzte Timmy auf die Couch.
»In die Bücherei«, erwiderte Eddie. »Ich habe heute Vormittag schon genügend Zeit damit vergeudet, den Babysitter zu spielen.« Er klopfte ungeduldig auf seine Armbanduhr. »Ich muss mich beeilen, wenn ich noch vor dem Mittagessen dort sein will.«
»Ich sitze hier mit einer Wanne voller Körperteile, und du willst verschwinden und mich einfach so im Stich lassen? Wirklich freundlich von dir.«
»Natürlich will ich das nicht«, erklärte der alte Mann. »Ich lasse dich nicht einfach so im Stich. Ich will mit der Bibliothekarin flirten.« Er zwinkerte mir zu. »Heute arbeitet nämlich Tammy. Eine tolle Frau, diese Tammy.
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