Pretty Daemon
wild entschlossen, das Beste daraus zu machen und die Dämonen trotzdem weiterhin zu erledigen.
Jetzt musste ich nur noch die Zeit finden, diesen Vorsatz auch in die Tat umzusetzen.
»Du machst wohl Witze!«, fuhr ich Eddie an und zeigte mit meinem frisch geschienten Finger auf ihn. »Du hast die Leiche also gar nicht beseitigt?«
Ich war etwa zwanzig Minuten zuvor aus dem Krankenhaus zurückgekehrt. Stuart hatte mich mit meinem Gips zu Hause abgeliefert, mir einen Kuss gegeben und war dann ins Büro gefahren. Ich war ins Haus geeilt, um als Erstes nachzusehen, was Allie so trieb. (Ich hatte ihr nämlich trotz der Dämonenpräsenz in unserer Nachbarschaft erlaubt, auf ihren Bruder aufzupassen – allerdings erst, nachdem ich Eddie das Versprechen abgerungen hatte, zur Abwechslung einmal nicht in seinem Sessel einzuschlafen, und von Laura wusste, dass sie nur einen Telefonanruf entfernt war.) Außerdem wollte ich David eine E-Mail schicken, um ihm mitzuteilen, was mir Padre Corletti alles erzählt hatte, und ihm von meiner jüngsten Dämonenbegegnung zu berichten. Diese Biester schienen momentan aus dem Nichts aufzutauchen und genauso schnell wieder dorthin zu verschwinden.
Eddie würgte die Spaghetti hinunter, die er sich gerade warmgemacht hatte. »Bist du über Nacht taub geworden, Mädchen?«, fragte er. Er war nicht gut zu verstehen, da er gleichzeitig einen Schluck aus seinem Glas Milch nahm. »Ich habe dir doch bereits erklärt, dass ich keine Leichen weggeräumt habe.
Schließlich hatte ich keine Ahnung, dass es welche aus dem Weg zu räumen gab. Wenn du mir klar gesagt hättest, dass ich mich um einen toten Dämon kümmern soll, dann wäre das kein Problem gewesen.«
»Das ging aber nicht. Stuart war dabei. Schon vergessen?«, sagte ich. Allmählich riss mir der Geduldsfaden.
Eddie zuckte lässig mit den Schultern. »Der Mann hat Muskeln. Er hätte dir doch leicht mit deinem toten Dämon helfen können.«
»Toter Dämon!«, brüllte Timmy quietschvergnügt. Er hockte in der Küche auf dem Boden und begann jetzt nach der Melodie von Jingle Bells laut zu singen: »To-ter Dä-mon, to-ter Dä-mon, to-ter, to-ter Däää-mon!« Einer meiner unteren Küchenschränke war ohne Kindersicherung, damit der Junge jederzeit an die Töpfe und Pfannen konnte, die darin aufbewahrt wurden. Er genoss es nämlich sehr, Musik zu machen. Diesmal hatte er eine verbeulte Pfanne und einen Kochlöffel entdeckt. Ich schwor mir, sobald wie möglich die Schränke umzuräumen. Am besten war wohl Plastik. Ich war fest entschlossen, den Schrank in Zukunft nur noch mit Plastikbehältern zu füllen.
»Das ist ein wunderschönes Lied, Liebling«, sagte ich, da ich es erst einmal mit Lob probieren wollte. Wahrscheinlich klang ich recht gereizt. »Vielleicht könntest du nur etwas leiser singen.«
»Mami«, mischte sich nun Allie aufgeregt ein, nachdem sie uns eine Weile schweigend zugehört hatte. »Du glaubst doch wohl nicht, dass Stuart…«
»Nein, das glaube ich nicht«, unterbrach ich sie. Stuart mochte zwar tolerant sein, aber wenn er in unserem Garten einen Toten gefunden hätte, wäre er garantiert damit herausgerückt.
»Dieser Waschlappen? Er würde vermutlich als Erstes die Polizei rufen, ehe er auf die Idee käme, dich zu informieren«, warf Eddie ein.
Ich musste zugeben, dass er wahrscheinlich Recht hatte, was die Polizei betraf. Allerdings bestimmt nicht, was den Waschlappen betraf.
»Vielleicht war es ja auch Daddy«, meinte Allie nachdenklich.
»David? Nein, das kann ich mir auch nicht vorstellen. Wenn er letzte Nacht hier gewesen wäre, hätte er uns garantiert geholfen. Er hätte sich nicht einfach zurückgelehnt und bloß gewartet, bis er die Leiche beseitigen konnte. Außerdem hat er nichts davon in seiner E-Mail erwähnt.«
Allie zuckte mit den Achseln. »Vielleicht hat er mich gesehen und wollte sich deshalb nicht zeigen. Vielleicht ist er darum auch nach L. A. gefahren. Um sich dort eine Wohnung anzuschauen und so.«
Ich presste meinen unverletzten Zeigefinger gegen meine Schläfe und blickte meine Tochter an. »Allie, Liebling. Mit dir geht wohl etwas die Fantasie durch.«
»Aber…«
»Nichts aber. Dein Vater sehnt sich danach, mehr Zeit mit dir zu verbringen. Doch manchmal müssen sich Erwachsene eben erst um Erwachsenendinge kümmern. Glaub mir – ihr beide werdet noch viele Möglichkeiten bekommen, euch zu sehen. Aber es ist alles nicht so einfach.«
»Weil Stuart nichts davon
Weitere Kostenlose Bücher