Pretty Daemon
Muss man schon sagen…«
»Da bin ich mir sicher«, entgegnete ich. »Aber trotzdem…«
»Mami!«, unterbrach mich Allie ungeduldig aus der Küche. »Was ist jetzt mit den Zombies?«
Ich holte tief Luft, um nicht die Geduld zu verlieren, und nickte Eddie dann zu. »Also gut. Mach dich vom Acker. Du kannst mich gern in schwierigen Zeiten wie diesen allein lassen.«
Er schnaubte. »Seit wann kennen wir uns jetzt? Ich weiß, dass du genügend Mumm in den Knochen hast, um mit einer solchen Situation selbst fertigzuwerden. Mann, du magst vielleicht deine Schwächen haben, aber sicherlich auch ein paar Stärken.«
Ich rollte mit den Augen. »Vielen Dank.« Auch wenn Eddie nicht gerade ein großes rhetorisches Talent besaß, so wusste ich doch, dass er mir damit ein Lob aussprechen wollte. Trotzdem jubelte ich nicht gerade vor Begeisterung, wenn mich mein alter Jägerkollege zur Abwechslung wieder einmal im Stich ließ.
»Weißt du was?«, meinte er. »Ich fühle mich heute in besonders großmütiger Stimmung. Ich werde zwar keine Leichen beseitigen, aber falls du mich brauchst – just call my number.« Ein selbstzufriedenes Grinsen zeigte sich auf seinem runzligen Gesicht. »Klingt doch wie aus einem Song«, fügte er hinzu und verließ, beschwingt eine Countrymelodie summend, das Wohnzimmer.
»Toll. Danke.« Eddie hörte mich nicht mehr. Er zog sich im Flur rasch eine Jacke über und verschwand dann aus dem Haus, um die sechs Blöcke bis zu unserer Bücherei zu Fuß zurückzulegen.
Etwas verloren kehrte ich in die Küche zurück und stellte mich den Fragen meiner Tochter.
»Du hast es mir versprochen«, sagte diese ohne große Vorreden. »Also – Zombies. Dann mal los. Erzähl mir alles, was du weißt.«
Ich musste über Allies Enthusiasmus lachen und wollte gerade anfangen, als wir einen dumpfen Schlag gegen die Verandatür vernahmen. Erschreckt zuckte ich zusammen. Ich schüttelte mich. Ich war dazu ausgebildet worden, mich Wesen zu stellen, die mitten in der Nacht ganz andere Geräusche von sich gaben. Da sollte ich doch in der Lage sein, ein Klopfen mitten am Tag zu bewältigen. Falls die dämonische Leiche wiederaufgetaucht war, würde sie zudem wohl kaum die Höflichkeit besitzen, ihr Erscheinen durch Klopfen anzukündigen.
»Das ist bestimmt nichts Schlimmes«, versicherte ich Allie.
Sie sah mich unsicher an. Doch in diesem Augenblick ertönte die Stimme meiner Freundin Laura durch die geschlossene Verandatür. »Kate, beeil dich bitte! Sonst lasse ich noch alles fallen.«
Ich eilte zur Tür und riss sie auf. Meine beste Freundin stand mit einer zugedeckten Plastikwanne und einem darauf balancierenden Karton davor, so dass sie kaum zu sehen war. In dem Karton türmten sich pinkfarbene und grüne Plastikkörbchen, feines Plastikgras und billiges Plastikspielzeug. Laura wollte gerade mit ihren rosa Segelschuhen erneut gegen die Tür treten.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich wissen will, was du mit deinem Finger angestellt hast«, meinte sie, als sie hereingekommen war und einen Blick auf meinen eingegipsten Finger geworfen hatte.
»Und ich bin mir nicht sicher, ob ich wissen will, was du da bringst«, gab ich zurück.
»Ich habe ein paar Superschnäppchen gefunden«, erklärte sie begeistert. »Um ganze fünfundsiebzig Prozent herabgesetzt!«
»Aber wir haben doch schon Unmengen.«
»Kate«, tadelte sie mich mit todernster Miene. »Um fünfundsiebzig Prozent herabgesetzt!«
»Verstehe. Klar.« Laura gehörte zu der Gruppe der Extremshopper. Und wenn es sich um Schnäppchen handelte, dann war es das Beste, den Kopf einzuziehen und sie einfach machen zu lassen.
»Also – der Finger?«, wollte sie nun doch wissen. Sie setzte die Wanne für einen Moment auf der Rückenlehne eines Sessels ab.
»Ich habe einen Dämon verärgert«, gab ich zu. »Und dann war ich nicht schnell genug.«
»Ist das nicht häufig der Fall?«, entgegnete sie lässig. Mir fiel allerdings auf, dass sie auf einmal etwas blasser um die Nase wirkte.
»Du musst dir keine Sorgen machen. Es tut schon nicht mehr weh.«
»Weil du eine taffe Dämonenjägerin bist, die keinen Schmerz verspürt?«
»Genau… Vielleicht helfen allerdings auch die Schmerzmittel.«
Meine Bemerkung erzielte leider nicht die Wirkung, die ich erhofft hatte. Meine Freundin betrachtete mich stattdessen nur noch beunruhigter. »Es geht mir wirklich gut, Laura«, beteuerte ich. »Du kannst mir glauben. Ich hatte schon so viele Verletzungen, dass der
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