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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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älteren Gottheiten mich zu sehen kriegen, dann hab ich schlechte Karten."
    Er lachte. "Hältst du mich für einen Narren, Tally Jung-Blut? Ich hab deine Geschichte vom Turm gehört, ich weiß, dass du ausgestoßen worden bist."
    "Ausgestoßen?"
    "Ja, Tally Jung-Blut. Du trägst dieses Zeichen." Seine Finger berührten ihre linke Braue.
    "Zeichen? Ach, richtig ..." Zum ersten Mal seit ihrem Eintreffen im Dorf erinnerte Tally sich an ihre Tätowierung. "Du meinst also, das hat eine Bedeutung?"
    Andrew biss sich auf die Lippe und senkte den Blick. "Ich bin natürlich nicht sicher. Mein Vater hat mir nie von solchen Dingen erzählt. Aber in meinem Dorf werden nur die gezeichnet, die gestohlen haben."
    "Ja, sicher. Aber du hast gedacht, ich sei... irgendwie gezeichnet?" Er schaute beschämt auf und Tally verdrehte die Augen. Kein Wunder, dass die Dörflinge so verwirrt gewesen waren, sie hatten die Tätowierung für eine Art Schandmal gehalten. "Hör mal, das ist eine Modesache. Oder, äh, lass mich das anders ausdrücken. Das ist einfach etwas, das meine Freunde und ich aus Spaß gemacht haben. Hast du gesehen, das es sich manchmal bewegt?"
    "Ja. Wenn du wütend bist oder lächelst oder dir den Kopf zerbrichst."
    "Richtig. Also, wir nennen das "prickelnd sein". Und jedenfalls bin ich nicht ausgestoßen worden. Ich bin weggelaufen."
    "Und sie werden dich nach Hause holen wollen, das habe ich verstanden. Aber weißt du, wenn die Gottheiten kommen, dann lassen sie ihre Hubwagen zurück, wenn sie in den Wald gehen ..."
    Tally blinzelte und dann breitete sich in ihrem Gesicht ein Lächeln aus. "Und du würdest mir helfen, die älteren Gottheiten zu bestehlen?"
    Er zuckte wortlos mit den Schultern.
    "Kriegst du dann keine Schwierigkeiten?"
    Andrew seufzte und strich über seinen nicht vorhandenen Bart, während er darüber nachdachte. "Wir müssen vorsichtig sein. Aber mir ist aufgefallen, dass die Gottheiten nicht ... perfekt sind. Du bist ja immerhin aus ihrem Turm entkommen."
    "Soso, nicht perfekte Gottheiten." Tally erlaubte sich ein Kichern. "Was würde dein Vater dazu sagen, Andrew?"
    Er schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht sicher. Aber er ist nicht hier. Ich bin jetzt der heilige Mann."
    ***
    In dieser Nacht schlugen sie ihr Lager in der Nähe der Schranke auf. Andrew sagte, dass niemand – Eindringlinge oder wer auch immer - sich nachts in die Nähe der Puppen wagen würde. Es war ein Ort, dem abergläubische Furcht galt, und außerdem
    wollte niemand sich das Gehirn grillen lassen, wenn er aufwachte und im Halbschlaf zum Pinkeln stolperte.
    Am nächsten Morgen begannen sie ihre Wanderung zurück zu Andrews Dorf, sie ließen sich Zeit und machten einen Bogen um die Jagdgründe der Eindringlinge. Sie brauchten drei Tage, und in dieser Zeit konnte Andrew seine Kenntnisse des Waldes zeigen, eine Mischung aus überliefertem Dorfwissen und wissenschaftlichen Fakten, die er von den Gottheiten aufgeschnappt hatte. Er begriff den Wasserkreislauf und wusste etwas über die Nahrungskette, doch nachdem sie sich einen Tag lang mmit Erklärungen über die Schwerkraft herumgeschlagen hatte, gab Tally auf.
    Als sie sich dem Dorf näherten, stand der nächste heilige Tag noch fast eine Woche aus. Tally bat Andrew, eine Höhle zu finden, in der sie sich verstecken konnte, in der Nähe der Lichtung, auf der die Gottheiten ihre Hubwagen abstellten. Sie hatte vor, sich außer Sichtweite zu halten. Wenn die Dörflinge nichts von ihrer Rückkehr wüssten, würden sie sie – auch nicht an die älteren Gottheiten verraten können. Und Tally wollte nicht, dass jemand bestraft würde, weil er einen Flüchtling aufgenommen hatte.
    Andrew ging weiter nach Hause. Dort würde er erzählen, wie Jung-Blut den Rand der Welt überschritten hatte und weiter gegangen war. Offenbar konnten die Dörflinge doch lügen - jedenfalls beherrschte der heilige Mann diese Kunst.
    Und die Geschichte würde ja auch stimmen, sowie Tally erst einen Hubwagen an sich gebracht hätte. Sie war keine geübte Fahrerin, aber sie hatte den Sicherheitskurs gemacht, an dem alle Uglies mit fünfzehn Jahren teilnahmen: Sie hatte gelernt, geradeaus zu fliegen, auf einer Höhe zu bleiben und im Notfall zu landen. Sie wusste, dass einige Uglies immer wieder Wagen knackten und behaupteten, fliegen sei leicht. Natürlich hatte die nur idiotensichere Wagen gestohlen, die über das Stadtgitter flogen.
    Aber so viel schwieriger, als ein Hubbrett zu lenken, konnte das doch auch nicht

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