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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Schleuder, das Leder ächzte, als sie ausholte. Tally ließ den Stein fliegen, verfehlte die nächste Puppe aber um fast  einen Meter. "Ichbin wohl ein bisschen aus der Übung.“
    "Jung-Blut", sagte Andrew. "Ist das klug?“
    Sie lächelte. "Angst, ich könnte die Welt zerbrechen?"
    "Es heißt, dass die Gottheiten die kleinen Männer angebracht haben, um den Rand des Vergessens aufzuzeigen."
    "Tja. Sie bedeuten wohl eher so was wie "Eintritt verboten", oder vielmehr "Ausgang verboten" - ihr sollt in eurem Dorf gehalten werden. Die Welt geht noch sehr viel weiter, das kannst du mir glauben. Das ist nur ein Trick, damit ihr das nicht herausfindet."
    Andrew wandte sich ab und Tally glaubte, er werde ihr weiter widersprechen, aber er kniete nieder und hob einen faustgroßen Stein hoch. Er holte aus, zielte und warf. Tally sah sofort, dass der Stein sein Ziel finden würde. Er traf die nächsthängende Puppe und ließ sie herumwirbeln wie einen Kreisel.
    "Das war mutig von dir", sagte sie.
    Er zuckte mit den Schultern. "Wie gesagt, Jung-Blut. Ich glaube dir. Vielleicht ist das hier wirklich nicht der Rand der Welt. Wenn das stimmt, dann möchte ich sehen, was dahinter kommt."
    "Das ist gut."  Tally trat vor und streckte eine Hand aus . Unverändert. Ihre Fingerspitzen summten durch die verborgene Energie in der Luft, die Ameisen krochen ihren Arm hoch, bis sie ihn zurückzog. Natürlich. Ein System, das in der Wildnis jahrzehntelang überdauern sollte – und dabei Hagelschauer, hungrige Tiere und Blitzschläge überleben musste -, ließ sich von ein paar Steinen vermutlich nicht anhaben.
    "Die kleinen Männer machen immer noch weiter." Sie rieb sich die Finger. "Ich weiß nicht, wie wir hier durchkommen können, Andrew. Aber es war den Versuch wert."
    Er starrte seine leere Hand an und schien ein wenig davon überrascht, dass er die Gottheiten so herausgefordert hatte. "Es ist ein seltsamer Wunsch, über den Rand der Welt hinauszugehen. Nicht wahr?"
    Sie lachte. "Willkommen in meinem Leben. Aber es tut mir leid, dass ich dich umsonst den ganzen Weg hergeschleift habe."
    "Nein, Tally. Es war gut, das zu sehen."
    Sie versuchte seine Miene zu lesen, es war eine Mischung aus Verwirrung und Eifer. "Was zu sehen? Wie ich mir einen ernsthaften Nervenschaden hole?"
    Er schüttelte den Kopf. "Nein. Deine Schleuder."
    "Bitte?"
    "Als ich als Junge hierherkam und gespürt habe, wie die kleinen Männer in mir herumkriechen, wollte ich nach Hause rennen." Er sah sie an und war noch immer verwirrt. "Aber du wolltest mit einem Stein nach ihnen werfen. Du weißt bestimmte Dinge nicht, die jedes Kind weiß, aber du bist so sicher, welche Form dieser ... Planet hat. Du benimmst dich, als ob …" Er verstummte, seine Kenntnisse der Stadtsprache ließen ihn im Stich.
    "Als ob ich die Welt anders sehe?"
    "Ja", sagte er leise und sein Blick wurde noch intensiver. Vermutlich, dachte Tally, war er noch nie auf die Idee gekommen, dass Menschen die Welt auf komplett unterschiedliche Weise sehen konnten. Die Dörflinge schlugen sich mit den Angriffen
    der Eindringlinge herum und mussten genug Essen zum Überleben herbeischaffen, da hatten sie sicher wenig Zeit für philosophische Diskurse.
    "So fühlt es sich an", sagte sie, "sobald man das Reservat verlässt, ich meine, sobald man den Rand der Welt hinter sich bringt. Und wo wir schon davon reden, bist du ganz sicher, dass wir immer auf diese kleinen Heinis stoßen werden, egal, in welche Richtung wir gehen?"
    Andrew nickte. "Mein Vater hat mich gelehrt, dass die Welt ein Kreis ist und dass man sieben Tage braucht, um sie zu durchqueren. Das hier ist von unserem Dorf aus gesehen der nächste Rand. Aber mein Vater ist einmal um die ganze Welt herumgewandert."
    "Interessant. Glaubst du, er hat einen Ausweg gesucht?" Andrew runzelte die Stirn. "Das hat er nie gesagt."
    "Na, ich nehme an, er hat keinen entdeckt. Aber wie soll ich jetzt aus deiner Welt entkommen und den Weg zu den Ruinen finden?"
    Andrew schwieg eine Weile, aber Tally sah ihm an, dass er nachdachte, dass er sich eine seiner unendlichen Auszeiten gestattete, um über ihre Frage zu grübeln. Endlich sagte er: "Du musst bis zum nächsten heiligen Tag warten."
    "Zu m nächsten was?"
    "Die heiligen Tage, an denen die Gottheiten zu Besuch kommen. Und sie kommen in Hubwagen."
       "Ach, ja?" Tally seufzte. "Ich weiß nicht, ob dir das inzwischen klar geworden ist, Andrew, aber ich dürfte eigentlich gar nicht hier sein. Wenn irgendwelche

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