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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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von Pfusch-Gottheiten verehren.
    ***
    Sie kamen in der Morgendämmerung, pünktlich wie erwartet.
    Aus der Ferne war das Dröhnen zweier Wagen zu hören - von der Sorte, die die Specials benutzten, mit jeweils vier Rotoren, die sie durch die Luft trugen. Sie machten viel Lärm und der Fahrtwind riss wie ein Sturm an den Bäumen. Von ihrer Höhle aus sah Tally eine riesige Staubwolke, die um den Landeplatz aufstob, dann verwandelte sich das Heulen der Rotoren nach und nach in das Geschrei verängstigter Vögel. Nach fast zwei Wochen voller Naturgeräusche klangen die mächtigen Maschinen fremd in Tallys Ohren, wie Geräte aus einer anderen Welt.
    Sie kroch im Licht des frühen Morgens auf die Lichtung zu und bewegte sich dabei völlig lautlos. Sie hatte das jeden Morgen trainiert und kannte jetzt jeden Baum auf der Strecke. Dieses eine Mal würden die älteren Gottheiten es mit einer Gegnerin zu tun haben, die alle ihre Tricks kannte und selber auch einige auf Lager hatte.
    Aus einem Versteck am Rand der Lichtung beobachtete sie das Geschehen. Vier mittlere Pretties leerten den Laderaum der Wagen, sie zogen Grabwerkzeug, Schwebekameras und Tierkäfige heraus und luden alles auf Karren. Die Wissenschaftler sahen in ihrer gepolsterten Winterkleidung aus wie Camper, um ihren Hals hingen Ferngläser und an ihren Gürteln Wasserflaschen. Andrew sagte, sie blieben nie länger als einen Tag, aber sie hatten sich ausgerüstet, als wären es Wochen. Tally hätte gern gewusst, welcher der Doktor war.
    Andrew half den vier Pretties, die Ausrüstung auf die Karren zu packen, er war wirklich ein eifriger heiliger Mann. Als die Karren beladen waren, schoben er und die Wissenschaftler sie in den Wald und Tally war mit den Hubwagen allein.
    Sie setzte den Rucksack auf und näherte sich vorsichtig der Lichtung.
    Das war der schwierigste Teil ihres Plans. Tally konnte nur raten, welche Art Sicherheitsvorkehrungen an Bord der Hubwagen galten. Sie hoffte, dass die Wissenschaftler nur Kindersicherungen benutzten, die schlichten Codes, die Winzlinge vom Wagenknacken abhielten. Sie erwarteten wohl kaum, dass die Dörflinge solche Tricks kannten, die ein Stadtkind wie Tally auf Lager hatte.
    Falls sie nicht vor Flüchtlingen gewarnt worden waren, die sich in der Gegend herumtrieben ...
    Aber das war natürlich Unsinn. Niemand wusste, dass Tally hier draußen ohne Hubbrett gestrandet war, und sie hatte seit der Nacht, in der sie die Stadt verlassen hatte, keinen Hubwagen mehr gesehen. Wenn die Specials sie suchten, dann jedenfalls nicht hier.
    Sie erreichte den ersten Wagen und schaute in die offene Tür des Laderaums, fand aber nichts als ein paar Stücke Verpackungsschaum, die sich in der sanften Brise hin und her bewegten. Mit wenigen Schritten war sie beim Fenster des Passagierraums, der ebenfalls leer war. Sie streckte die Hand nach der Klinke aus.
    Hinter ihr ertönte eine Männerstimme.
    Tally erstarrte. Da sie zwei Wochen im Freien übernachtet hatte und ihre Kleidung zerrissen und schmutzig war, konnte sie aus der Ferne sicher als Dorfbewohnerin durchgehen. Aber sowie sie sich umdrehte, würde ihr hübsches Gesicht sie verraten.
    Die Stimme rief noch einmal etwas in der Sprache der Dörflinge, aber die gewichtige Autorität eines späten Pretties war herauszuhören. Schritte näherten sich. Sollte sie in den Wagen springen und versuchen den Motor anzulassen?
    Der Mann verstummte, als er näher kam. Unter dem vielen Schmutz hatte er die Stadtkleidung erkannt.
    Tally drehte sich um.
    Er war ausgerüstet wie die anderen, mit Fernglas und Wasserflasche, und sein Runzlingsgesicht bot ein Bild der Überraschung. Sicher hatte er in dem zweiten Hubwagen gesessen und sich etwas mehr Zeit gelassen als die anderen - und auf diese Weise hatte er sie ertappt.
    "Meine Güte!", rief er und wechselte die Sprache. "Was machst du denn hier draußen?"
    Sie blinzelte, zögerte einen Moment und verzog ihr hübsches Gesicht dann zu einem leeren Lächeln. "Wir waren in einem Ballon."
    "Einem Ballon?"
    "Und da gab es einen Unfall. Aber ich weiß das nicht mehr genau ..."
    Er trat einen Schritt vor, dann rümpfte er die Nase. Tally sah vielleicht aus wie eine Pretty, aber sie stank wie eine Wilde. "Ich glaube, ich habe in den Nachrichten etwas über verlorene Ballons gesehen, aber das ist doch Wochen her. Du kannst nicht die ganze Zeit hier ..." Er musterte ihre zerfetzte Kleidung und rümpfte noch einmal die Nase. "Aber das hast du wohl."
    Tally schüttelte

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