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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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ich weiß. Sie hätten fast die Welt zerstört", zitierte er und seufzte dann. "Aber zu den Ruinen zu schleichen war das Aufregendste, was ich je erlebt habe."
    Zanes Augen leuchteten auf, als er das sagte, und Tally erinnerte sich an ihre eigenen Ausflüge zu den Ruinen, daran, wie die leere Majestät der Geisterstadt alle Nerven in ihrem Körper in Hochspannung gehalten hatte. Das Gefühl, dass dort draußen wirkliche Gefahr lauern könnte, nicht nur die harmlose Aufregung einer Ballonfahrt oder eines Bungeesprungs.
    Ein Schauder durchlief sie, als sie an einige dieser alten Abenteuer dachte. Sie fing Zanes Blick auf. "Ich weiß, was du meinst."
    "Und ich wusste, dass ich nach der Operation nie wieder hingehen würde. Neue Pretties riskieren so was nicht. Kurz vor meinem sechzehnten Geburtstag hab ich deshalb mit dem Gedanken gespielt, die Stadt zu verlassen und in die Wildnis zu gehen. Zumindest für eine Weile."
    Tally nickte langsam. Sie dachte daran, dass Shay bei ihrer ersten Begegnung das Gleiche gesagt hatte, diese Worte, die Tally am Ende auch nach Smoke geführt hatten. "Und du hast Shay und Croy und die anderen dazu überredet, mitzukommen?"
    "Das habe ich versucht." Er lachte. "Zuerst hielten sich mich für verrückt, schließlich kann man in der Wildnis nicht leben. Aber dann ist uns da draußen so ein Typ begegnet und der ..."
    "Halt!", sagte Tally. Ihr Herz hämmerte plötzlich wild, so wie wenn man Kalorienfresser schluckte und der Metabolismus dann lostobte, um die Kalorien zu verbrennen. Sie spürte, dass ihre Wangen feucht waren und die Brise plötzlich kalt. Aber Pretty-Gesichter schwitzten doch nicht ...
    Tally kniff die Augen zusammen und ballte die Fäuste, bis ihre Fingernägel sich in die Handflächen bohrten. Die Welt hatte sich auf irgendeine Weise verändert. Nadelspitzen aus Sonnenlicht bohrten sich wütend durch das Blattwerk über ihnen, als sie versuchte tief und langsam durchzuatmen. Sie erinnerte sich, dass ihr das schon in der vergangenen Nacht passiert war, als sie Croy erkannt hatte.
    "Tally?", fragte Zane.
    Sie schüttelte den Kopf. Er sollte jetzt nichts sagen. Nichts über irgendwelche Begegnungen in der Ruinenstadt. Sie ertappte sich dabei, dass sie hektisch losredete, um ihn zum Schweigen zu bringen, dass sie wiederholte, was Shay ihr gesagt hatte. "Ihr habt von Smoke gehört, ja? Wo die Leute wie die Prä-Rusties lebten und ihr Leben lang hässlich blieben. Und dann habt ihr beschlossen hinzugehen. Aber als es dann so weit war, haben die meisten von euch kalte Füße gekriegt. Shay hat mir von dieser Nacht erzählt: Sie hatte alles gepackt und vorbereitet, aber am Ende hatte sie zu viel Angst."
    Zane nickte und schaute in seinen Kaffee.
    "Und du bist auch ausgestiegen, nicht wahr?", fragte Tally. "Du wolltest damals auch weglaufen."
    "Ja", sagte er tonlos. "Ich hab es nicht durchgezogen, obwohl die ganze Aktion doch meine Idee gewesen war. Und ich wurde hübsch, ganz plangemäß."
    Tally wandte sich wieder ab, unfähig, die Erinnerungen an diesen Sommer aufzuhalten. Shays Freunde waren alle nach Smoke durchgebrannt oder hübsch geworden, und Shay hatte allein in Uglyville gesessen. Dann waren sie und Tally sich begegnet und Freundinnen geworden. Als Shays zweiter Fluchtversuch dann klappte, war Tally in das ganze Chaos hineingezogen worden.
    Sie atmete langsam aus und versuchte sich zur Ruhe zu mahnen. Der vergangene Sommer war vielleicht ein Albtraum gewesen, aber er war auch der Grund, warum sie jetzt eine Krim war und nicht einfach eine öde nagelneue Pretty, die versuchte in eine lahme prickelfreie Clique aufgenommen zu werden. Vielleicht war es doch die Mühe wert gewesen, denn jetzt war sie hier und sie war hübsch und beliebt.
    Sie schaute Zane an, dessen schöne Augen noch immer in die Kaffeetasse starrten, und sie merkte, wie sie sich entspannte. Sie lächelte. Er sah so tragisch aus, wie er mit dunklen, verzweifelt hochgezogenen Augenbrauen dasaß und noch immer bereute, damals nicht mit nach Smoke durchgebrannt zu sein. Sie streckte die Hand nach seiner aus.
    "He, das ist doch keine große Sache. So toll war es da draußen nicht. Vor allem gab es da Sonnenbrand und Insektenstiche."
    Seine Augen hoben sich und begegneten ihren. "Immerhin hast du es gewagt, Tally. Du warst tapfer genug, um dir selber ein Bild zu machen."
    "Mir blieb ja nichts anderes übrig. Ich musste Shay finden." Sie zitterte und zog ihre Hand zurück. "Und ich hab Glück gehabt, dass ich wieder

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