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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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dass wir durch die Suche prickelnd werden, damit wir klar denken, wenn wir es gefunden haben."
    "Egal, was", sagte Tally und seufzte. Sie spürte, wie Verärgerung in ihr aufstieg, zusammen mit dem Gefühl, dass dieser Test niemals ein Ende nehmen würde, jede Lösung würde zu einer neuen Ebene von Problemen führen, wie bei einem blödsinnigen Ugly-Spiel. Vielleicht wäre es der gescheiteste Zug, die ganze Sache abzublasen und einfach zu frühstücken. Warum versuchte sie überhaupt sich den New Smokies zu beweisen? Die spielten doch keine Rolle. Sie war schön und die waren hässlich.
    Aber Zanes Gehirn wirbelte noch immer. "Sie haben den Schlüssel also irgendwo versteckt, wo wir ihn ganz besonders schwer finden. Aber was könnte schwieriger sein, als hier hochzuklettern?"
    Tallys Blick fegte über das Dach, bis er den spindeldürren Sendemast gefunden hatte. Hoch oben, zwanzig Stockwerke über ihnen, wehte die Valentino-Flagge im Wind. Bei diesem Anblick wurde die Welt wieder scharf und Tally lächelte. "Da hochzuklettern.“

 
Der hohe Mast
    Der Sendemast war die aktuellste Neuerung in Valentino Mansion, er war aus Stahl und mit weißen Polymerfarben angestrichen, um nicht zu rosten. Er gehörte zu dem System, das die Interface-Ringe ortete, angeblich, um dabei zu helfen, diejenigen zu finden, die sich außerhalb eines intelligenten Gebäudes verirrt oder verletzt hatten.
    Weiße Verstrebungen ragten über Tally und Zane auf, sie verschränkten sich kreuz und quer wie ein Fadenspiel und leuchteten in der Sonne wie Porzellan. Es sah nicht aus, als würde es schwer werden, auf den Mast zu klettern, abgesehen davon, dass er fünfmal so hoch war wie Valentino Mansion, höher sogar als ein Partyturm. Als sie in die Höhe starrte, hörte Tally in ihrem Magen ein leises Rumpeln. Sie war ziemlich sicher, dass das kein Hunger war. "Wenigstens hält hier kein Drache Wache", sagte sie.
    Zane hob seinen besorgten Blick vom Mast. "Hä?"
    Tally schüttelte den Kopf. "Mir fiel nur ein Traum ein."
    "Meinst du wirklich, dass der Schlüssel dort oben ist?"
    "Ich fürchte, ja."
    "Die New Smokies sind also hochgeklettert?"
    Alte Erinnerungen stellten sich wieder ein. "Nein. Sie könnten mit dem Hubbrett an der Seite hochgeflogen sein. Bretter schaffen das, wenn sie dabei dicht genug an Metall sind."
    "Weißt du, wir könnten ein Hubbrett anfordern ...", sagte Zane leise.
    Sie schaute ihn überrascht an.
    Er murmelte: "Aber besonders prickelnd wäre das natürlich nicht, oder?"
    "Nein, überhaupt nicht. Und alles, was fliegt, hat einen Hüter. Weißt du, wie man das Sicherheitssystem eines Hubbretts austrickst?"
    "Ich wusste das mal, aber jetzt kann ich mich nicht erinnern."
    "Ich auch nicht. Na gut. Dann klettern wir eben."
    "Na gut", sagte auch Zane. "Aber zuerst..." Er griff nach Tallys Hand, zog sie an sich und sie küssten sich noch einmal. Sie blinzelte kurz, dann spürte sie, wie sich ihr Gesicht zu einem Grinsen verzog. "Nur damit wir prickelnd bleiben."
    ***
    Die erste Hälfte war einfach.
    Tally und Zane blieben dicht beieinander und kletterten an den gegenüberliegenden Seiten des Mastes hoch, wobei sie sich immer wieder in dem Gewebe aus Streben und Kabeln festhalten konnten. Der Wind wurde ab und an stärker und zupfte dabei auf eine spielerische Weise an Tally, die sie nervös machte, aber sie brauchte nur einen raschen Blick nach unten, um sich wieder zu konzentrieren.
    Auf halber Höhe konnte sie bereits ganz Valentino Mansion sehen, dazu die Vergnügungsgärten, die sich in allen Richtungen dahinzogen, und sogar die Hubwagenrampe auf dem Zentralkrankenhaus, wo die Operation durchgeführt wurde. Der Fluss funkelte, als die Sonne sich zur Mittagshöhe hob, und auf dem anderen Ufer, in Uglyville, sah Tally ihr altes Wohnheim zwischen den Bäumen kauern. Ein paar Uglies auf dem Fußballplatz schauten herüber und zeigten auf sie, sicher fragten sie sich, wer da auf den Mast stieg.
    Tally hingegen fragte sich, wie lange es dauern würde, bis jemand auf dieser Seite des Flusses sie entdeckte und die Wächter alarmierte.
    Durch ihre neuen Muskeln war das Klettern keine körperliche Anstrengung. Aber als sie sich der Spitze näherten, wurde der Mast schmaler und die Möglichkeiten, sich festzuhalten, wirkten immer weniger vertrauenswürdig. Der Polymeranstrich war rutschig, und in den Ecken, wo die Morgensonne den Tau noch nicht entfernt hatte, noch nass. Mikrowellenschüsseln und dicke Stränge aus verflochtenen Kabeln

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