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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Das hab ich schon mal gemacht."
    "Wirklich?"
    Statt einer Antwort küsste Tally ihn wieder. Sie konnte sich nicht genau erinnern, wie sie es damals angestellt hatten, aber sie wusste, wenn sie nur prickelnd blieb, dann würde es ihr wieder einfallen. "Mir nach.“
    ***
    Aufs Dach zu gelangen war nicht so einfach, wie sie erwartet hatte - die Treppe, über die sie gekommen waren, hörte im dritten Stock auf. Tally runzelte die Stirn. In Komachi Mansion war es leicht, aufs Dach zu steigen. "Das ist Pfusch. Was machen die, wenn es brennt?"
    "Stein brennt nicht", sagte Zane. Er zeigte auf ein kleines Fenster hinten im Gang, Sonnenlicht fiel durch die bunten Glasscheiben. "Da geht’s raus." Er ging hinüber.
    "Was? Du willst an der Außenwand hochklettern?", fragte Tally.
    Zane schob den Kopf hinaus und schaute nach unten. Dabei stieß er einen langen Pfiff aus. "Nichts hält so gut prickelnd wie Höhen."
    Tally runzelte die Stirn, sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich dermaßen prickelnd sein wollte.
    Zane zog sich auf die Fensterbank, lehnte sich hinaus und griff nach der Oberkante des Fensters. Er richtete sich vorsichtig auf, bis Tally nur noch seine Stiefel auf dem Steinsims draußen sehen konnte. Ihr Herz jagte wieder los, bis sie die Schläge in ihren Fingerspitzen spürte. Die Welt wurde scharf wie Eiszapfen.
    Lange blieben seine Füße bewegungslos, dann schoben sie sich dichter an die Kante heran, bis nur noch Zanes Zehen in riskantem Gleichgewicht auf dem Stein balancierten.
    "Was machst du da oben?"
    Als Antwort hoben seine Stiefel sich langsam in die Luft. Dann hörte Tally das gedämpfte Scharren von Sohlen auf Stein. Sie schob den Kopf aus dem Fenster und schaute nach oben.
    Über ihr baumelte Zane von der Dachkante, seine Füße kratzten und schwangen hin und her. Dann fand einer seiner Stiefel Halt in einem Spalt zwischen den Steinen und er zog sich hoch und war nicht mehr zu sehen.
    Gleich darauf tauchte sein Gesicht auf, er grinste von einem Ohr zum anderen. "Komm hoch!"
    Tally zog ihren Kopf wieder zurück, holte tief Atem und legte die Hände auf das Sims. Der Stein war rau und kalt. Der Wind, der durch das Fenster pfiff, sorgte dafür, dass die Härchen auf ihren Armen sich sträubten.
    "Prickelnd bleiben", sagte Tally leise. Sie zog sich hoch, bis sie im Fenster saß und der Stein sich kalt gegen ihre Oberschenkel drückte, dann schaute sie kurz nach unten. Es war weit bis zu dem Durcheinander aus Blättern und Baumwurzeln, das ihren Fall auffangen würde. Der Wind wurde stärker und bewegte die Äste in der Nähe. Tally konnte jeden Zweig erkennen. Der Geruch der Nadelbäume, der ihr in die Nase stieg, wurde stärker. Hier prickelnd zu bleiben würde kein Problem sein.
    Sie schob einen Fuß auf das Sims, dann den zweiten.
    Sich aufzurichten war der unangenehmste Teil der Aktion. Tally klammerte sich dabei mit der einen Hand an den Fensterrahmen, während die andere an der Außenwand nach einem Halt suchte. Sie wagte nicht, noch einmal nach unten zu blicken. Der kalte Stein war übersät von Löchern und Rissen, aber nichts war tief genug für mehr als ihre Fingerspitzen.
    Als sie ihre Beine ganz gestreckt hatte, fühlte Tally sich für einen Moment wie gelähmt. Sie schwankte leicht im Wind, wie ein zu hoch geratener Turm ohne Stützen.
    "Ganz schöner Prickel-Faktor, was?" Zanes Stimme kam von oben. "Halt dich einfach am Sims fest."
    Sie riss ihren Blick von der Mauer vor ihr los und schaute hoch. Die Dachkante war gerade außerhalb ihrer Reichweite. "He, das ist nicht fair. Du bist größer als ich."
    "Kein Problem." Er streckte eine Hand aus.
    "Bist du sicher, dass du mich halten kannst?"
    "Jetzt komm schon, Tally-wa. Wozu haben wir denn all die hübschen neuen Muskeln, wenn wir sie nicht nutzen?"
    "Um abzustürzen zum Beispiel?", murmelte sie, griff dann aber nach seiner Hand.
    Die neuen Muskeln waren jedoch stärker, als sie gedacht hatte. Tally schloss die Finger um Zanes Handgelenk und zog sich dann mit Leichtigkeit von der Fensterbank hoch. Ihre freie Hand streifte den Dachrand und ein Zeh fand Halt in einem Spalt in der Mauer. Grunzend kam Tally oben an, rollte sich über die Kante und auf das Dach. Sie streckte sich auf dem beruhigend soliden Stein aus und kicherte, als eine Welle der Erleichterung sie durchspülte.
    Zane grinste. "Was ich vorhin gesagt habe, stimmt."
    Sie schaute fragend zu ihm hoch.
    "Ich habe auf jemanden wie dich gewartet."
    Pretties wurden nicht rot - nicht auf

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