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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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bewegen sich im Gegenzeigersinn, du Dussel. Ich meine, das andere wäre doch öde."
    Ein Lachen perlte in Tally hoch. "Also Moment. Du hast Juwelen in den Augen? Die die Zeit mitteilen? Und die gehen rückwärts ? Ist das nicht vielleicht ein Tick zu viel, Shay?" Tally bereute ihre Worte sofort. Der Ausdruck, der jetzt Shays Gesicht verdüsterte, war tragisch und ließ das Strahlen von vorhin verschwinden. Sie schien mit den Tränen zu ringen, nur hatte sie keine verquollenen Augen und keine rote Nase. Eine frische Opi war immer ein heikles Thema, fast wie eine neue Frisur.
    "Du findest sie scheußlich", sagte Shay leise und mit vorwurfsvoller Stimme.
    "Natürlich nicht. Wie gesagt: totaler Pretty-Faktor."
    "Echt?"
    "Und wie. Und es ist klasse, dass sie rückwärts gehen."
    Shays Lächeln stellte sich wieder ein und Tally atmete erleichtert auf. Sie konnte nicht fassen, was sie getan hatte. Das war die Art Fehler, wie sie nur nagelneuen Pretties unterlief, und ihre Operation lag schon über einen Monat zurück. Warum redete sie noch immer diesen verpfuschten Kram? Wenn sie heute Abend so einen Spruch brächte, würde vielleicht jemand von den Krims gegen sie stimmen. Für eine Ablehnung brauchte es nicht mehr als eine Gegenstimme.
    Und dann wäre sie allein, es wäre fast, wie wieder wegzulaufen.
    Shay sagte: "Vielleicht sollten wir als Uhrentürme gehen, meinen neuen Augäpfeln zu Ehren."
    Tally lachte, denn sie wusste, dieser lahme Witz bedeutete, dass ihr verziehen war. Sie und Shay hatten zusammen schließlich eine Menge durchgemacht. "Hast du mit Peris und Fausto gesprochen?"
    Shay nickte. "Die sagen, wir sollen uns alle kriminell verkleiden. Sie haben schon eine Idee, aber die ist ein Geheimnis."
    "Was für ein Pfusch. Als ob die so furchtbar böse Buben gewesen wären. Alles, was sie zu Ugly-Zeiten gemacht haben, war sich aus dem Haus zu schleichen und vielleicht ein paarmal den Fluss zu überqueren. Sie haben es ja nicht mal bis nach Smoke geschafft."
    In diesem Moment endete das Lied und Tallys letzte Worte fielen in die plötzliche Stille. Sie versuchte sich zu überlegen, was sie nun sagen könnte, aber das Gespräch verblasste einfach, wie Feuerwerk vor einem dunklen Himmel. Und das nächste Lied schien eine Ewigkeit zu brauchen, bis es endlich anfing.
    Als die ersten Töne erklangen, atmete Tally erleichtert auf.
    "Krimkostüme sollten eigentlich kein Problem sein, Shay-la. Wir sind doch die beiden größten Kriminellen hier in der Stadt.“
    ***
    Shay und Tally versuchten es zwei Stunden lang, sie ließen das Loch in der Wand ein Kostüm nach dem anderen ausspucken und probierten alle an. Sie dachten an Gangster, wussten aber nicht so recht, wie die aussahen - in den alten Gangsterfilmen auf der Bildwand wirkten die Bösen nicht krim, sondern einfach nur zurückgeblieben. Piraten waren viel besser angezogen, aber Shay wollte keine Augenklappe über ihren neuen Augäpfeln tragen. Eine andere Idee war, als Jägerin zu gehen, aber das Loch in der Wand hatte seine festen Vorstellungen, was Gewehre anging, sogar bei Imitaten. Tally dachte an berühmte Diktatoren aus der Geschichte, aber sie fanden fast nur Männer und alle waren schlecht angezogen.
    "Vielleicht sollten wir als Rusties gehen!", sagte Shay. "In der Schule sind die immer als die Bösen dargestellt worden."
    "Aber die sahen mehr oder weniger aus wie wir, hab ich immer gedacht. Nur eben hässlich."
    "Ich weiß nicht, wir könnten Bäume fällen oder Öl abfackeln oder so."
    Tally lachte. "Es geht hier um ein Kostüm, Shay-la, nicht um einen Lebensstil."
    Shay breitete die Arme aus und machte weitere Vorschläge mit möglichst hohem Prickel-Faktor. "Wir könnten Tabak rauchen? Oder Auto fahren?"
    Aber das Loch in der Wand wollte ihnen weder Zigaretten noch Autos liefern.
    Es machte aber trotzdem Spaß, mit Shay herumzualbern und alles Mögliche anzuprobieren, um dann zu schnauben und zu kichern und die Kostüme wieder in den Recycler zu werfen. Tally sah sich so gern in neuer Kleidung, sogar, wenn die Sachen blöd waren. Ein Teil von ihr konnte sich noch immer an früher erinnern, als der Blick in den Spiegel wehgetan hatte. Ihre Augen hatten zu dicht beieinandergestanden, ihre Nase war zu klein gewesen und ihre Haare immer strähnig und zerzaust. Jetzt schien es, als stünde Tally eine wunderschöne Person gegenüber, die jeder ihrer Bewegungen folgte - eine, deren Gesicht in perfektem Gleichgewicht war, deren Haut sogar bei einem schrecklichen

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