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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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wie unterschiedlich alle damals ausgesehen hatten, als es viel zu viele Menschen gegeben hatte. Ein großer Teil der älteren neuen Pretties trug moderne Kostüme; sie gingen als Ärzte, Wächter, Konstrukteure oder Politiker - je nachdem, welchen Beruf sie nach der Mittel-Pretty-Operation zu ergreifen hofften. Eine Gruppe von Feuerwehrleuten versuchte lachend, Peris’ und Faustos Flammen zu löschen, schaffte es aber nur, den beiden auf die Nerven zu gehen.
    „Wo sind sie?", fragte Shay immer wieder, aber die Steinmauern gaben keine Antwort. "Das ist so ex. Wie können Leute hier leben?"
    "Ich nehme an, die haben immer Handfone bei sich", sagte Fausto. "Wir hätten uns auch eins besorgen sollen."
    Das Problem war, dass man in Valentino Mansion niemanden einfach durch Namensnennung herbeiholen konnte, denn die Zimmer waren alt und stumm - es war, wie draußen zu sein. Tally presste eine Handfläche gegen die Mauer, als sie weitergingen, es gefiel ihr, wie kühl die uralten Steine sich anfühlten. Für einen Moment erinnerten diese Steine sie an die Dinge draußen in der Wildnis, rau und stumm und unveränderlich. Sie war nicht besonders scharf darauf, die anderen Krims zu finden; sie alle würden sie anstarren und sich fragen, wie sie abstimmen sollten.
    Sie wanderten durch die überfüllten Gänge und schauten in Zimmer voller altmodischer Astronauten und Entdecker. Tally zählte fünf Kleopatras und zwei Lillian Russells. Es gab sogar einige Rudolph Valentinos - es stellte sich nämlich heraus, dass das Haus seinen Namen einem geborenen Pretty aus alten Rusty-Zeiten verdankte.
    Andere Cliquen hatten sich Themenkostüme besorgt. Die Sportis schwangen Hockeyschläger und wackelten auf Hubskates herum, die abgedrehten Twister gingen als kranke Hundebabys mit riesigen tütenförmigen Plastikkragen. Und natürlich war der Schwarm überall und seine Mitglieder redeten über ihre Interface-Ringe wild durcheinander. Schwärmer ließen sich Hautantennen einoperieren, und deshalb konnten sie einander von überall her anrufen, sogar innerhalb der stummen Wände von Valentino Mansion. Die anderen Cliquen machten sich immer über den Schwarm lustig, denn die Schwärmer trauten sich nur in riesigen Gruppen aus dem Haus. Sie alle hatten sich als Fliegen mit riesigen Insektenaugen verkleidet, und das ergab doch immerhin einen Sinn.
    Im Wirrwarr der Kostüme waren keine anderen Krims zu finden und Tally fragte sich schon, ob sie die Party hatten sausenlassen, um nicht für sie stimmen zu müssen. Paranoide Gedanken begannen sie zu plagen und immer wieder erhaschte sie einen Blick auf jemanden, der in den Schatten lauerte, von der Menge halb verborgen, aber immer da. Doch wenn sie sich umdrehte, verschwand das graue Kostüm aus ihrem Blickfeld. Tally wusste nicht, ob diese unbekannte Person ein Junge oder ein Mädchen war. Sie trug eine Maske, unheimlich, aber auch schön, die grausamen Wolfsaugen funkelten im Licht der tief hängenden flackernden Partylampen. Das Plastikgesicht rüttelte etwas in Tally wach, eine schmerzliche Erinnerung, die einen Moment brauchte, um Form anzunehmen.
    Dann ging ihr auf, was das Kostüm darstellen sollte: einen Agenten der Besonderen Umstände, einen Special eben.
    Tally sank gegen eine der kühlen Steinmauern und erinnerte sich an die grauen Seidenoveralls, die die Specials trugen, an die grausamen hübschen Gesichter, die ihnen verpasst wurden. Bei diesem Anblick wurde ihr schwindlig, wie immer, wenn sie an ihre Tage in der Wildnis zurückdachte.
    Dieses Kostüm hier in New Pretty Town zu sehen ergab einfach keinen Sinn. Außer ihr selbst und Shay hatte fast niemand jemals einen Special gesehen. Für die meisten waren sie nicht mehr als ein Gerücht oder ein modernes Märchen, jemand, den man verantwortlich machte, wann immer etwas Merkwürdiges passierte. Die Specials blieben stets im Verborgenen. Ihre Aufgabe war es, die Stadt vor Bedrohungen von außen zu bewahren, wie Soldaten und Spione damals zu Zeiten der Rusties. Nur totale Kriminelle wie Tally Youngblood traten ihnen jemals von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Trotzdem hatte jemand bei diesem Kostüm verdammt gute Arbeit geleistet. Dieser Jemand musste irgendwann einen echten Special gesehen haben. Aber warum folgte diese Gestalt ausgerechnet ihr? Wann immer Tally sich umdrehte, war sie da und bewegte sich mit der gleichen entsetzlichen Raubtiereleganz, mit der die Specials sie damals durch die Ruinen von Smoke gejagt hatten, an jenem

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