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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Augen auf. "Dann gibt es sie also wirklich? Die Seeschall?"
    "Seeschall? Ach so. Wir nennen sie Specials."
    "Sie vernichten alle, die die Gottheiten herausfordern."
    Sie nickte. "Ja genau, das sind sie."
    "Und wenn Leute verschwinden, heißt es manchmal, dass die Seeschall sie mitgenommen haben."
    "Mitgenommen?" Mitgenommen wohin, fragte Tally sich.
    Sie verstummte und starrte auf den Waldweg vor ihr. Wenn Urgroßvater den Specials in die Arme gelaufen war, dann wusste die Stadt schon seit Jahrzehnten, vermutlich so- gar noch länger, von dem Dorf. Die Wissenschaftler, die diese Leute für ihre Zwecke ausnutzten, machten das schon lange, und sie schreckten auch nicht davor zurück, die Specials einzusetzen, um ihre Autorität zu untermauern.
    Es war also offenbar ganz schön riskant, die Gottheiten herauszufordern.
    ***
    Sie wanderten einen ganzen Tag lang und holten in den Hügeln viel Zeit auf. Tally fing an, die Pfade der Dörflinge auch ohne Andrews Hilfe zu erkennen, ihre Augen lernten offenbar, den Wald klarer zu sehen.
    Als es dunkel wurde, fanden sie eine Höhle, in der sie ihr Lager aufschlagen konnten. Tally fing an, Reisig zu sammeln, hielt aber inne, als sie Andrews verwirrten Blick sah.
    "Ein Feuer? Das sehen Eindringlinge doch!"
    "Richtig. Tut mir leid." Sie seufzte und rieb sich die Hände, um die Kälte aus ihren Fingern zu vertreiben. "Diese Rachenummer wird uns also ein paar kalte Nächte bescheren, was?"
    "Besser kalt als tot, Tally", sagte Andrew, dann zuckte er mit den Schultern. "Und vielleicht wird unsere Reise ja nicht lang sein. Morgen erreichen wir den Rand der Welt."
    "Ja, sicher." Auf der Wanderung hierher hatte Tally ihn mit ihrer Beschreibung der Welt nicht überzeugen können: ein Planet von 40000 Kilometern Umfang, der in einem luftlosen Vakuum hing und auf dem alle mit Hilfe von Schwerkraft festgehalten wurden. Natürlich klang das nach seinen Maßstäben wohl wirklich ziemlich verrückt. In der Schule hatte Tally gehört, dass früher einmal Leute verhaftet worden waren, weil sie geglaubt hatten, die Welt sei eine Kugel - und meistens waren heilige Männer für diese Festnahmen zuständig gewesen.
    Tally zog zwei Packungen FrikNuds hervor. "Wenigstens brauchen wir kein Feuer, um Essen zu kochen."
    Andrew rückte näher und sah zu, wie sie den Reiniger füllte.
    Er hatte den ganzen Tag auf dem Dörrfleisch herumgekaut und daher große Lust, ein wenig "Götterspeise" zu kosten. Als der Reiniger pingte und Tally den Deckel abnahm, kippte ihm beim Anblick der Klopse das Kinn nach unten. Sie reichte ihm die Portion. "Fang du an."
    Sie brauchte ihn nicht zu nötigen. Im Dorf aßen die Männer immer zuerst und die Frauen und Winzlinge bekamen die Reste. Tally war natürlich eine Gottheit und deshalb als eine Art Mann ehrenhalber behandelt worden, aber manche Gewohnheiten waren eben nur schwer abzulegen. Andrew nahm den Reiniger entgegen und schob die Hand hinein, um sich einen Klops zu schnappen. Mit einem überraschten Schrei zog er sie zurück.
    "He, verbrenn dich nicht", sagte sie.
    "Aber wo ist das Feuer?", fragte er leise und lutschte an seinen Fingern, während er den Reiniger hochhielt und darunter nach einer Flamme suchte.
    "Das ist elektronisch ... ein ganz winziges Feuer. Bist du sicher, dass du keine Essstäbchen willst?"
    Er mühte sich eine Weile erfolglos mit den Stäbchen ab, wodurch die Klopse zumindest abkühlen konnten, dann nahm er wieder die Hände zu Hilfe. Ein leicht enttäuschter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, während er kaute.
    "Hhm"
    "Was ist los?"
    "Ich hatte gedacht, die Speise der Götter würde ... irgendwie besser schmecken."
    "He, das ist dehydrierte Götterspeise, okay?"
    Nachdem er fertig war, aß Tally, aber ihre CurryNuds schmeckten nach dem Gelage der vergangenen Nacht nicht weiter aufregend. Sie erinnerte sich aus ihrer Zeit in Smoke daran, wie viel besser Essen in der Wildnis schmecken konnte. Sogar frische Dinge waren nie weltbewegend, wenn sie aus hydroponischen Tanks stammten. Und sie musste Andrew zustimmen: Instantkost hatte eindeutig nichts Göttliches.
    Der junge heilige Mann war überrascht, als Tally sich beim Schlafen nicht an ihn schmiegen wollte - es war doch immerhin Winter. Sie erklärte ihm, dass Privatsphäre eine göttliche Sache sei – er hätte das ja doch nicht verstanden -, aber er schmollte noch immer, als sie ihre Zahnputzpille zerkaute und sich zum Schlafen ihre eigene Ecke der Höhle suchte.
    Mitten in der Nacht wachte

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