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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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halbwegs erleichtert. Dann überreichte er  Andrew ein Armband aus gehämmertem Kupfer, ein Zeichen der Dankbarkeit, weil der heilige Mann geholfen hatte, den Irrtum der Jäger wiedergutzumachen.
    Andrew lief angesichts dieses Geschenks vor Stolz rot an und die Menge jubelte, als er es hochhielt. Tally ging plötzlich auf, dass sie hier für Ärger gesorgt hatte. Ihr unerwarteter Besuch hatte im Dorf alles durcheinandergebracht, ähnlich wie wenn sie auf einer Kostümfete im Ballkleid erschienen wäre. Aber indem Andrew ihr half, konnten sich alle wieder ein wenig beruhigen. Offenbar gehörte es zu den wichtigsten Aufgaben des heiligen Mannes, die Gottheiten zu besänftigen, und Tally fragte sich, wie sehr die Pretties aus der Stadt sich wohl ins Dorfleben einmischten.
    Als sie und Andrew die Grenzen des Dorfes überschritten hatten und ihre Winzling-Eskorte von besorgten Müttern nach Hause gerufen worden war, beschloss sie einige ernsthafte Fragen zu stellen. "Also, Andrew, wie viele Gottheiten kennst du ... persönlich, meine ich?"
    Er fuhr sich über den nicht vorhandenen Bart und machte ein nachdenkliches Gesicht. "Seit dem Tod meines Vaters ist außer dir noch keine Gottheit gekommen. Niemand kennt mich als heiligen Mann."
    Tally nickte. Wie sie vermutet hatte, versuchte er noch, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. "Ich verstehe. Aber du sprichst unsere Sprache so gut. Du hast das nicht nur von deinem Vater gelernt, oder?"
    Er grinste listig. "Ich hätte eigentlich nicht mit den Gottheiten sprechen dürfen, ich sollte nur zuhören, während mein Vater sie bediente. Aber manchmal, wenn eine Gottheit zu einer Ruine oder dem Nest eines neuen unbekannten Vogels geführt werden wollte, habe ich eben doch gesprochen."
    "Gut für dich. Und ... worüber habt ihr da geredet?"
    Er schwieg einen Moment lang und schien seine Worte sorgfältig zu wählen. "Wir haben über Tiere gesprochen. Wann sie sich paaren und was sie essen. “
    "Das klingt vernünftig." Jeder Zoologe aus der Stadt wäre natürlich hocherfreut über eine private Armee aus Prä-Rusties, die bei der Feldarbeit zur Hand ging.
    "Sonst noch was?"
    "Manche Gottheiten haben sich für die Ruinen interessiert, wie schon gesagt. Und die habe ich dahin geführt."
    Archäologen also auch. "Sicher."
    "Und dann ist da noch Doktor."
    "Wer? Doktor?" Tally erstarrte. "Sag mal, Andrew, sieht ... Doktor richtig unheimlich aus?"
    Andrew runzelte die Stirn, dann lachte er. "Unheimlich? Nein. Er ist schön, so wie du, es ist fast schwer, ihn anzusehen."
    Tally durchlief ein Schauer der Erleichterung, dann lächelte sie und hob eine Augenbraue, "Du scheinst es aber nicht sehr schwer zu finden, mich anzusehen."
    Er starrte zu Boden. "Tut mir leid, Jung-Blut."
    "Hör mal, Andrew, so war das nicht gemeint." Sie berührte kurz seine Schulter. "Sollte nur ein Witz sein. Schau mich nur an, so viel du ... na ja, egal. Und nenn mich Tally, okay?"
    "Tally“, wiederholte er versuchsweise. Sie nahm ihre Hand von seiner Schulter und Andrew schaute die Stelle an, wo sie ihn berührt hatte. "Du bist anders als die anderen Gottheiten."
    "Das will ich ja wohl hoffen", sagte sie. "Dieser Doktor sieht also normal aus? Oder hübsch, meine ich? Oder jedenfalls … göttlich?"
    "Ja. Er kommt häufiger als die anderen. Aber er interessiert sich nicht für Tiere oder Ruinen. Er fragt nur danach, wie wir im Dorf leben. Wer mit wem geht, wer ein Kind bekommt Welcher Jäger den Häuptling vielleicht zum Duell fordern will."
    "Alles klar." Tally versuchte sich an das Wort zu erinnern.
    "Ein Ethno..."
    "Ethnologe, so nennen sie ihn", sagte Andrew.
    Tally hob eine Augenbraue.
    Er grinste. "Ich habe gute Ohren, das hat mein Vater immer schon gesagt. Die anderen Gottheiten machen sich manchmal über Doktor lustig."
    "Hm." Die Dörflinge wussten offenbar mehr über ihre göttlichen Besucher, als denen klar war. "Du bist also nie irgendwelchen Gottheiten begegnet, die wirklich ... unheimlich aussahen, oder?"
    Andrew kniff die Augen zusammen und ging weiter. Manchmal brauchte er lange, um eine Frage zu beantworten, als sei auch Eile etwas, das zu erfinden die Leute hier sich nicht die Mühe gemacht hatten. "Nein, hab ich nicht. Aber mein Urgroßvater hat Geschichten von Wesen mit seltsamen Waffen und Gesichtern wie Habichten erzählt, die den Willen der Gottheiten ausführten. Sie nahmen menschliche Gestalt an, bewegten sich aber anders."
    "So wie Insekten? Schnell und ruckhaft?"
    Andrew riss die

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