Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
Chinatown gekauft. Aber sie sieht total echt aus.«
Hanna spürte, wie ihr Lebenswille langsam aus ihr heraussickerte. Sie sah zwei plaudernde Schwestern beim Dessertwagen und hätte sie am liebsten sofort um eine doppelte Dosis Valium gebeten. »Das glaube ich gern«, log sie.
Plötzlich fiel Hanna ein Mädchen auf, das neben den Suppenschüsseln stand und sie beobachtete. Sie hatte weizenblondes Haar, makellose Haut und eine auf undefinierbare Weise anziehende Ausstrahlung. Hanna begann zu zittern. Ali?
Sie sah noch mal genau hin und merkte, dass dieses Mädchen ein runderes Gesicht, grüne statt blaue Augen und etwas schärfere Gesichtszüge hatte. Es war nicht Ali. Hanna atmete langsam aus.
Aber das Mädchen kam jetzt direkt auf Hanna, Tara, Alexis und Ruby zu und schlängelte sich elegant an den Tischen vorbei. Sie hatte das gleiche Grinsen wie Ali, wenn sie gleich jemanden fertigmachen wollte. Hanna sah ihre Tischgefährtinnen verzweifelt an. Dann fuhr sie sich über die Schenkel und erstarrte vor Angst. Waren ihre Beine dicker als sonst? Und warum fühlten sich ihre Haare so kraus und brüchig an? Ihr Herz begann wie wild zu schlagen. Hatte sie sich in ihr lahmes, pfeifiges Prä-Ali-Selbst zurückverwandelt, nur weil sie bei diesen Nulpen saß? Hatte sie jetzt etwa auch wieder ein Doppelkinn, Speckfalten am Rücken und schiefe Zähne? Nervös griff Hanna nach einem Stück Brot aus dem Korb in der Tischmitte. Sie wollte es sich gerade ganz in den Mund schieben, da ließ sie es entsetzt wieder fallen. Was machte sie denn da? Die fantastische Hanna aß niemals Brot.
Tara bemerkte das Mädchen und stupste Ruby an. Alexis setzte sich gerade hin. Alle hielten den Atem an als das Mädchen vor dem Tisch stand. Sie berührte Hannas Arm, und die bereitete sich auf das Schlimmste vor. Wahrscheinlich hatte sie sich inzwischen in einen hässlichen Troll verwandelt.
»Bist du Hanna?«, fragte das Mädchen mit klarer, melodischer Stimme.
Hanna versuchte zu sprechen, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie machte ein Geräusch, das sich wie eine Mischung aus Schluckauf und Rülpser anhörte. »Ja«, brachte sie schließlich mit brennenden Wangen heraus.
Das Mädchen streckte die Hand aus. Ihre langen Fingernägel waren in Chanel-Schwarz lackiert. »Ich bin Iris«, sagte sie. »Deine Zimmergenossin.«
»H-hi«, sagte Hanna vorsichtig und starrte in Iris’ hellgrüne, mandelförmige Augen.
Iris wich einen Schritt zurück und musterte Hanna anerkennend. Dann hielt sie ihr noch einmal die Hand hin. »Komm mit«, sagte sie leichthin. »Wir hängen doch nicht mit Losern rum.«
Alle am Tisch keuchten empört auf. Alexis’ Gesicht war so lang wie das eines Pferdes. Ruby zerrte nervös an ihren Haaren. Tara schüttelte heftig den Kopf, als sei Hanna dabei, etwas Giftiges in den Mund zu schieben. Ihr Mund formte das Wort »Miststück«.
Aber Iris roch nach Flieder und nicht nach Wick VapoRub. Sie trug die gleiche lange Kaschmirstrickjacke von Joie, die Hanna vor zwei Wochen bei Otter gekauft hatte, und sie hatte auch keine kahlen Stellen auf dem Schädel. Vor langer Zeit hatte Hanna sich geschworen, nie wieder uncool zu sein. Und dieser Schwur galt auch in einer Nervenklinik.
Achselzuckend stand sie auf und hob ihre Tasche auf. »Sorry, Ladys«, sagte sie freundlich und warf den Mädchen
eine Kusshand zu. Dann hängte sie sich bei Iris ein und stolzierte davon, ohne zurückzublicken.
Auf dem Weg durch die Cafeteria beugte Iris sich zu Hannas Ohr. »Du hast ein Riesenglück, dass du mich und nicht diese Freaks als Zimmernachbarin hast. Ich bin der einzige normale Mensch hier.«
»Gott sei Dank«, sagte Hanna halblaut und verdrehte die Augen.
Iris blieb stehen und sah Hanna scharf an. Dann erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht, das zu sagen schien: Ja, du bist cool . Und Hanna merkte, dass Iris offenbar auch cool war. Mehr als cool. Die beiden tauschten einen arroganten, wissenden Blick, den nur hübsche, beliebte Mädchen verstanden.
Iris wickelte sich eine lange, hellblonde Haarsträhne um den Finger. »Lust auf Schlammmasken nach dem Essen? Ich nehme an, du hast von dem Spa gehört.«
»Gebucht.« Hanna nickte. Hoffnung keimte in ihr auf. Vielleicht würde es ihr hier ja doch ganz gut gefallen.
Kapitel 13
WENIGER TYPISCH ALS VERMUTET
Am Mittwochnachmittag saß Aria im neuen Haus von Byron und Meredith am Küchentisch und starrte düster in eine Tüte Bio-Salzbrezeln. Das Haus war in den 1950er-Jahren
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