Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
erinnern, bei der Ali möglicherweise angedeutet hatte, dass Jason seelische Probleme hatte. Anfang des siebten Schuljahrs hatten Hanna und Ali einen Sonntagnachmittag zusammen verbracht. Sie suchten sich ihre Outfits für Montag aus. Als Ali gerade ein Paar Cordhosen von Citizens auszog, klingelte das Telefon. Ali hob den Hörer ab und schwieg. Ihr Mund wurde sehr klein und ihr Gesicht verlor an Farbe. Hanna hörte am anderen Ende der Leitung jemanden kreischen und unheimlich lachen. »Zum letzten Mal, hör auf damit!«, schrie Ali und legte auf.
»Wer war das?«, murmelte Hanna.
»Nur mein blöder Bruder«, hatte Ali gemurmelt.
Dann sprach sie von etwas anderem. Aber Hanna war sich inzwischen ziemlich sicher, dass Jason Ali damals aus einer Klinik angerufen haben musste.
Wahrscheinlich war das Telefonieren wie hier überall nur sonntags erlaubt und Jason hatte Ali einfach nur angerufen, um ihr Angst einzujagen. Arschloch .
Iris setzte sich in einen Sessel und Hanna fläzte sich in den anderen. Stumm starrten sie auf die Zeichnungen und Namen an den Wänden. Helena. Becky. Lindsay. »Wo die jetzt wohl alle sind?«, fragte Hanna leise.
»Wer weiß?«, sagte Iris und kämmte ihr weißblondes Haar mit den Fingern. »Aber ich habe gehört, ein Mädchen, das nur zwei Wochen lang hierbleiben sollte, wurde von ihren Eltern einfach vergessen und lebt immer noch hier … im Keller!«
Hanna schnaubte. »Na klar.«
»Stimmt wahrscheinlich nicht. Aber man kann schließlich nie wissen.«
Iris griff unter das Polster und holte eine kleine Einwegkamera hervor, die in grünes Papier gewickelt war. »Die habe ich auch hier reingeschmuggelt. Sollen wir ein Bild von uns beiden machen?«
Hanna zögerte. Eigentlich wollte sie keinen fotografischen Beweis dafür, dass sie in einer Nervenklinik gewesen war. »Die kannst du doch gar nicht entwickeln lassen«, sagte sie misstrauisch.
»Ich will die Kamera meinem Dad schicken.« Iris senkte den Blick. »Auch wenn er meine Briefe nicht öffnet.« Ihre Unterlippe begann zu zittern. »Früher standen wir uns sehr nahe, aber dann bekam er einen total stressigen Job als Chefarzt in so einem blöden Krankenhaus. Er hat überhaupt keine Zeit mehr für mich. Und seit ich hier bin … existiere ich nicht mehr für ihn«, erzählte sie achselzuckend.
»Mein Dad ist genauso«, japste Hanna. Unglaublich, dass sie auch das gemeinsam hatten. »Früher konnte ich mit ihm über alles reden, aber dann zog er weg und kam mit seiner jetzigen Freundin Isabel zusammen. Jetzt leben sie in meinem Haus – zusammen mit Isabels perfekter Tochter Kate.« Sie krallte die Zehen in die Schuhe. »Kate macht nie, absolut nie irgendetwas falsch. Mein Dad ist total vernarrt in sie.«
»Ich kann nicht glauben, dass dein Dad seine Stieftochter lieber mag als dich.« Iris klang entsetzt.
»Danke«, sagte Hanna dankbar und starrte aus dem kleinen Bodenfenster auf die leeren Tennisplätze hinter der Klinik. Lange Zeit hatte sie angenommen, ihr Dad liebe sie nicht mehr so wie früher, weil sie weder hübsch noch perfekt war. Aber Iris war perfekt – und ihr Dad behandelte sie trotzdem wie Dreck. Vielleicht waren die Töchter gar nicht das Problem – sondern die Väter.
Voller Wut nahm sie Iris die Kamera aus der Hand. Iris rutschte auf die Armlehne von Hannas Sessel und Hanna hielt die kleine Kamera am ausgestrecktem Arm vor sie beide. »Den Stinkefinger für alle miesen Väter dieser Welt.«
»Auf jeden«, nickte Iris und auf drei drückten sie ihre Gesichter zusammen und streckten den Mittelfinger. Hanna drückte auf den Auslöser.
»Super«, sagte Iris, drehte den Film weiter und steckte die Kamera wieder in die Tasche.
Hanna rutschte auf die Seite, sodass Iris und sie sich den Sessel teilten. Sie waren beide so dünn, dass sie zu zweit gut darauf Platz hatten. In dem kleinen Raum roch es nach Zimt und von der Sonne gewärmtem Holz.
»Wie hast du von diesem Raum erfahren?«
»Courtney hat mir den Code verraten«, sagte Iris und kickte sich ihre dunkelblauen Ballerinas von den Füßen.
Hanna zupfte an der Nagelhaut ihres Daumens. Das Einzige, was an Iris ein bisschen nervte, war, dass sie ununterbrochen von ihrer ehemaligen Zimmergenossin Courtney sprach, die offenbar die Grande Dame des Sani gewesen war. Allein heute hatte Iris zwölf Geschichten von dieser blöden Ziege erzählt – nicht, dass Hanna mitgezählt hätte.
»Wann ist Courtney entlassen worden?«, fragte Hanna, so lässig sie
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