Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
die wacklige Sitzfläche und zog das
Buch mit den Fingerspitzen heraus. Als sie es aufschlug, stieg ihr der muffige Geruch von altem Papier in die Nase. Ein vergilbtes Foto fiel heraus und rutschte über den frisch gebohnerten Boden. Sie bückte sich und hob es auf. Es war ein kleines, quadratisches Polaroid, das eine schwangere blonde Frau vor einem hübschen Backsteingebäude zeigte. Das Gesicht der Frau war unscharf. Es war nicht Spencers Mom, aber sie kam ihr dennoch bekannt vor. Sie drehte das Bild um. Auf der Rückseite stand ein Datum. Der 2. Juni von vor fast siebzehn Jahren. War das vielleicht Olivia, Spencers Leihmutter?
Spencer war schon im April geboren worden, aber vielleicht hatte Olivia die Schwangerschaftspfunde noch eine Zeit lang mit sich herumgeschleppt.
Spencer schob das Foto wieder ins Jahrbuch und blätterte die Porträts der Erstsemester durch. Ihren Vater fand sie auf Anhieb. Er sah beinahe genauso aus wie heute, nur sein Gesicht war ein wenig frischer und jugendlicher und sein Haar dicker und länger. Sie holte tief Luft und blätterte zu den M, denn der Mädchenname ihrer Mutter war MacAdam. Und da war sie, mit ihren glatten, kinnlangen blonden Haaren und ihrem breiten, bezaubernden Lächeln. Über ihrem Bild war der verblasste Abdruck einer Kaffeetasse, als hätte ihr Dad das Buch damit beschwert und das Bild ihrer Mom lange und sehnsüchtig angestarrt.
Es war wirklich wahr – ihre Mutter hatte in Yale studiert.
Ziellos blätterte Spencer weiter. Die Erstsemester lächelten so begeistert. Sie ahnten noch nicht, wie langwierig
und schwierig ihr Studium werden sollte. Da fiel ihr etwas auf. Sie schaute sich den Namen eines Studenten genauer an und studierte dann sein Foto. Ein junger Mann mit hellem Haar und einer unheimlich vertrauten riesigen Hakennase starrte zurück. Ali hatte immer gesagt, wenn sie diese Nase geerbt hätte, wäre sie sofort zum Schönheitschirurgen gerannt, um Gottes Fehler zu korrigieren.
Vor Spencers Blick verschwamm alles. Das musste eine weitere Halluzination sein. Sie überprüfte den Namen des Studenten noch einmal. Und noch einmal. Kenneth DiLaurentis . Es war Alis Vater.
Piep.
Das Buch fiel ihr aus der Hand. Ihr Handy vibrierte in ihrer Jackentasche. Spencer starrte aus dem Bürofenster und hatte plötzlich das Gefühl, dass sie beobachtet wurde. Hatte sie gerade ein Kichern gehört? Huschte da jemand hinter den Zaun? Mit klopfendem Herzen klappte sie ihr Handy auf.
Du findest das schon verrückt?
Dann durchsuch noch mal die
Festplatte deines Dads – such
nach dem Buchstaben J. Du
wirst Unglaubliches entdecken.
– A.
Kapitel 16
ZWEI, DIE DEN TON ANGEBEN WOLLEN? KEIN PROBLEM!
Hanna und Iris saßen an einem runden Tisch im Café des Sanatoriums Addison-Stevens, vor sich dampfende Lattes, hausgemachter Joghurt und Fruchtsalat.
Sie hatten definitiv den besten Tisch im Speisesaal – erstens lag er besonders weit entfernt von der Krankenschwesternstation und zweitens hatten sie von hier aus einen fantastischen Blick auf den scharfen Gärtner, der in einem langärmligen Thermo-Shirt in der Einfahrt Schnee schippte.
Iris stupste Hanna an. »Oje, Tara isst gleich eine Pupsbeere! «
Hanna drehte den Kopf. Tara, die mit Alexis und Ruby an demselben Tisch saß, an dem Hanna vorgestern Abend mit ihnen gegessen hatte, schob sich gerade eine Blaubeere in den Mund. Aus unerfindlichen Gründen hießen Blaubeeren hier Pupsbeeren, und sie zu essen, war ein unverzeihlicher Fauxpas. »Iiiiiiiiih!«
Tara hielt inne und lächelte sie hoffnungsvoll an. »Hi, Hanna. Was ist iiiiiiih?«
»Du.« Iris grinste.
Taras Lächeln erlosch und ihre Wangen wurden flammend rot. Ihr Blick suchte Hanna und ein wütender, rachsüchtiger Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Hanna wandte sich hochmütig ab und tat so, als habe sie es nicht bemerkt. Dann stand Iris auf und warf ihren Joghurt in den Müll. »Komm mit, Han. Ich will dir etwas zeigen.« Sie griff nach Hannas Arm.
»Wohin geht ihr?«, winselte Tara, aber die Mädchen ignorierten sie.
Sie verließen die Cafeteria und gingen den langen Flur entlang, der zu den Patientenzimmern führte. Iris schnaubte verächtlich. »Hast du ihre Schuhe gesehen? Sie behauptet, die seien von Tory Burch, aber für mich sehen die eher nach Deichmann aus.«
Hanna kicherte und fühlte sich dann ein kleines bisschen schuldig – schließlich war Tara das erste Mädchen gewesen, das sie im Sanatorium willkommen geheißen hatte. Egal. Hanna
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