Pretty Little Liars - Makellos
dichten, herabhängenden Zweigen des Baumes sehr romantisch. Das Licht schimmerte hellgrün und ließ Mayas Haut unendlich zart erscheinen. Sie sah aus wie ein Waldgeist.
»Ich habe eine Frage«, flüsterte Emily und verbannte alle Gedanken an sexy Elfen aus ihrem Kopf. »Du hast doch diese Bilder von uns aus dem Fotoautomaten, oder?«
»Ja.« Maya stand so dicht bei ihr, dass Emily die Spitzen ihres Haares an ihrer Wange spürte. Plötzlich kam es ihr vor, als seien ihr Milliarden neuer Nervenenden gewachsen, die aufgeregt kribbelten.
»Hast du die Bilder irgendjemandem gezeigt?«, flüsterte Emily.
Nach ein paar Sekunden Schweigen sagte Maya: »Nein.«
»Sicher?«
Maya legte den Kopf schief wie ein Vögelchen und grinste. »Wenn du willst, zeige ich sie gerne herum.« Als sie Emilys finstere Miene bemerkte, verflog der Schalk in ihren Augen. »Moment. Weichst du mir deshalb aus? Glaubst du, ich hätte sie wirklich herumgezeigt?«
»Ich weiß es nicht«, murmelte Emily und schabte mit dem Schuh über die dicken Wurzeln der Weide. Ihr Herz klopfte so schnell, dass sie wahrscheinlich gerade einen neuen Weltrekord aufstellte.
Maya hob Emilys Kinn an, sodass diese sie ansehen musste. »Das würde ich niemals tun. Ich möchte diese Bilder für mich allein genießen.«
Emily riss den Kopf weg. Das durfte nicht passieren. Schon gar nicht im Vorgarten ihrer Eltern. »Ich wollte dir noch etwas sagen. Ich … ich habe jemanden kennengelernt.«
Maya legte erneut den Kopf schief. »Und was ist das für ein Jemand?«
»Sein Name ist Toby. Er ist sehr nett … und ich glaube, ich mag ihn.«
Maya blinzelte so ungläubig, als habe Emily ihr gerade eröffnet, sie sei in eine Ziege verliebt.
»Ich will ihn zu Foxy einladen«, fuhr Emily fort. Der Gedanke war ihr gerade erst gekommen, aber sie fand die Idee gut. Ihr gefiel, dass Toby nicht perfekt war und auch keine Verrenkungen machte, es zu sein. Wenn Emily sich anstrengte, konnte sie beinahe vergessen, dass er Jennas Stiefbruder war. Und wenn sie mit einem Jungen zu Foxy ging, würde das die Fotos von Noels Party vergessen machen und allen beweisen, dass sie nicht lesbisch war.
Oder?
Maya schnalzte mit der Zunge. »Aber ist Foxy nicht schon morgen? Vielleicht hat dieser Junge längst was anderes vor?«
Emily zuckte mit den Achseln. Sie war sich ziemlich sicher, dass Toby nichts anderes vorhatte.
»Außerdem hast du doch gesagt, Foxy sei viel zu teuer«, fuhr Maya fort.
»Man hat mich … äh … zum Mannschaftskapitän gemacht. Also habe ich Freikarten.«
»Wow«, sagte Maya nach einer Pause. Emily konnte ihre Enttäuschung fast riechen, wie ein Dufthormon. Immerhin war es Maya gewesen, die Emily davon überzeugt hatte, mit dem Schwimmen aufzuhören. »Ja Bingo, herzlichen Glückwunsch.«
Emily starrte auf ihre Turnschuhe. »Danke«, nuschelte sie, obwohl sie wusste, dass Maya es ironisch gemeint hatte. Sie spürte, wie Maya sie anstarrte. Sie wartete darauf, dass Emily losprustete und erklärte, das eben sei nur ein Witz gewesen. Emily wurde ärgerlich. Warum musste Maya es ihr so schwer machen? Konnten sie nicht einfach Freunde sein?
Maya schniefte laut, bog die Zweige beiseite und ging zurück in Emilys Vorgarten. Emily folgte ihr, und dann sah sie, dass ihre Mutter in der Tür stand. Mrs Fields’ kurzes Haar stand in alle Richtungen ab und sie hatte ihr Geh-mir-nicht- auf-die-Nerven-ich-hab’s-eilig-Gesicht aufgesetzt.
Als sie Maya bemerkte, wurde sie blass. »Emily, wir müssen los!«, bellte sie.
»Bin bereit«, zwitscherte Emily. Es war ihr gar nicht recht, dass ihre Mutter sie gesehen hatte. Sie drehte sich zu Maya um, die neben ihrem Fahrrad am Straßenrand stand.
Maya starrte sie an. »Du bist, wer du bist, Emily«, sagte sie mit lauter Stimme. »Ich hoffe, das ist dir klar.«
Emily spürte die Blicke ihrer Mutter und ihrer Schwester auf sich. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, rief sie mit ebenso lauter Stimme.
»Emily, ihr kommt zu spät«, warnte Mrs Fields.
Maya warf Emily einen traurigen Blick zu und radelte schnell davon. Emily schluckte. Sie war hin- und hergerissen. Einerseits war sie wütend auf Maya, weil die sie konfrontiert hatte – vor ihrem Haus, vor den Augen von Carolyn und ihrer Mom. Andererseits spürte sie dieses Gefühl von Verlust wie damals, mit sieben Jahren, als sie versehentlich den Micky-Maus-Ballon losgelassen hatte, den die Eltern ihr nach langem Flehen in Disney World gekauft hatten. Emily hatte ihm
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