Pretty Little Liars - Makellos
vorliest, die unten auf
dem Zettel stehen. Nicht
schummeln! Ach ja, solltest du
dich weigern, werden alle die
Wahrheit über du weißt schon
was erfahren. Auch Daddy.
- A.
Hanna starrte auf die Sätze am Ende der Nachricht, die in einer runden, ihr unbekannten Handschrift geschrieben waren. »Nein«, flüsterte sie, und ihr Herz begann zu rasen. Was A. geschrieben hatte, würde ihren makellosen Ruf für alle Zeiten ruinieren.
Auf Noels Party habe ich ver
sucht, Sean zu verführen, aber
stattdessen hat er mich abser
viert. Und hey, hört mal her, ich
stecke mir mindestens drei Mal
am Tag den Finger zum Kotzen
in den Hals.
»Hast du einen Liiiiieebesbrief bekommen, Hanna?«, gurrte Riley. »Von einem heimlichen Verehrer?«
Hanna sah zu Naomi und Riley, die ihre Faltenröcke gekürzt hatten und beide Keilpumps trugen. Die zwei starrten sie an wie Wölfe, als könnten sie ihre Schwäche riechen. »Habt ihr gesehen, wer den Zettel da hingelegt hat?«, fragte sie, aber die beiden stierten sie nur mit leeren Mienen an und schüttelten die Köpfe.
Panisch scannte Hanna die Tribüne. Ihr Blick wanderte
tastend über die Schülergrüppchen, die Eltern, sogar zum Busfahrer von Lansing, der an seinen Bus gelehnt eine Zigarette rauchte. Wer auch immer ihr das antat, musste doch hier sein, vor Ort, nicht wahr? Die Person wusste schließlich, dass Naomi und Riley in ihrer Nähe saßen.
Sie blickte wieder auf die Nachricht. Diese beiden Sätze konnte sie unmöglich laut sagen. Ausgeschlossen.
Aber dann dachte sie an das letzte Mal, als ihr Dad sie auf Jennas Unfall angesprochen hatte. Er hatte auf ihrem Bett gesessen und lange auf den gestrickten Oktopus gestarrt, den Aria ihr geschenkt hatte. »Hanna«, hatte er schließlich gesagt. »Ich mache mir Sorgen um dich. Versprich mir, dass ihr Mädels nicht mit Feuerwerkskörpern gespielt habt in der Nacht, als dieses Mädchen erblindet ist.«
»Ich … ich habe kein Feuerwerk angerührt«, hatte Hanna geflüstert, und das war nicht gelogen.
Auf dem Spielfeld klatschten sich zwei Lansing-Fußballer ab. Unter der Tribüne hatte sich jemand einen Joint angezündet und der beißende, muffige Geruch drang Hanna in die Nasenlöcher. Sie knüllte den Zettel zusammen, stand auf und ging mit weichen Knien zu Naomi und Riley. Die zwei sahen sie erstaunt an. Rileys Mund stand offen, ihr Atem stank, als sei sie auf Atkins-Diät.
»Aufnoelspartyhabeichversuchtseanzuverführenaberstattdessenhatermichabserviert«, ratterte Hanna in Maschinengewehrtempo. Sie holte tief Luft. Das stimmte so nicht ganz, aber egal. »Undheyhörtmalherichsteckemirjedentagmindestensdreimaldenfingerzumkotzenindenhals.«
Die einzelnen Worte waren unmöglich herauszuhören, und Hanna drehte sich schnell um und ging. »Was hat sie
gesagt?«, hörte sie Riley fragen, aber Hanna hatte bestimmt nicht vor, sich umzudrehen und ihre Aussage zu wiederholen.
Sie stürmte die Tribüne hinunter und wich im letzten Moment einer Mutter aus, die ein voll beladenes Tablett mit Popcorn und Cola balancierte. Sie sah den Leuten auf den Rängen ins Gesicht, in der Hoffnung, die Person zu finden, die sie beobachtete. Aber vergeblich. Niemand kicherte oder flüsterte. Alle schauten gebannt dem Sturm der Rosewood-Jungs auf das Lansing-Tor zu.
Aber A. musste hier sein. A. musste sie beobachtet haben.
DIE WAHRHEIT IST SCHWER ZU ERTRAGEN
Am Freitagabend schaltete Aria genervt das Radio aus. Seit einer Stunde laberte der DJ des Lokalsenders schon über Foxy, als ginge es um den Start eines Spaceshuttles oder die Vereidigung des Präsidenten, und nicht um einen dämlichen Wohltätigkeitsball. Sie lauschte den Geräuschen, die ihre Eltern in der Küche machten. Es war nicht das übliche Klangszenario aus Kulturbeiträgen im Radio, Nachrichtensendungen im Küchenfernseher, Klassik oder Experimentaljazz auf der Küchenanlage. Aria hörte nur das Klappern von Töpfen und Pfannen. Und dann lautes Scheppern. »Sorry«, sagte Ella knapp. »Macht nichts«, antwortete Byron.
Aria vertiefte sich wieder in ihr Laptop. Sie hatte das Gefühl, allmählich durchzudrehen. Seit ihrem verunglückten Meredith-Stalking im Yogastudio hatte sie sich auf Online-Recherche verlegt. Hatte man einmal damit angefangen, jemandem im Web nachzuspionieren, war es schwer, wieder aufzuhören. Aria wusste von einem Online-Kurskalender der Yogaschule, dass Meredith mit Nachnamen Stevens hieß, also googelte sie Merediths Telefonnummer. Vielleicht würde sie bei ihr
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