Pretty Little Liars - Makellos
aus der Küche? Sie rannte nach nebenan und sah Toby vor der Küchentür stehen, die Hände an die Glasscheibe gedrückt. Sein Gesicht lag im Schatten. Der Regen hatte seinen Anzug durchweicht, das Haar klebte ihm am Kopf und er zitterte.
Emily schrie los.
»Emily!«, rief Toby wieder. Er wollte die Tür öffnen, aber Emily kam ihm zuvor und schloss schnell ab.
»Geh weg!«, zischte sie. Vielleicht wollte er ihr Haus anzünden.
Einbrechen. Emily mit einem Kissen ersticken, während sie schlief. Wenn er Ali getötet hatte, war er zu allem fähig.
»Ich bin patschnass«, rief er ihr zu. »Lass mich rein, bitte.«
»Ich … ich kann jetzt nicht mit dir reden, Toby. Bitte, bitte geh, und lass mich allein.«
»Warum bist du weggerannt?« Toby sah verwirrt aus. Auch er musste schreien, um das Unwetter zu übertönen. »Ich habe keine Ahnung, was im Auto passiert ist. Ich war … ich war nur aufgewühlt, nachdem ich all diese Leute wiedergesehen hatte. Aber diese Dinge liegen Jahre zurück, Emily. Es tut mir leid.«
Die Freundlichkeit in seiner Stimme machte die Situation für Emily nur noch schlimmer. Als er wieder an den Türgriff langte, kreischte sie: »Nein!« Toby hielt inne, und Emily sah sich panisch nach einem Gegenstand um, den sie als Waffe verwenden konnte. Ein schwerer Teller mit Hühnchendekor fiel ihr ins Auge. Ein stumpfes Gemüsemesser. Vielleicht schaffte sie es, die Grillpfanne zu finden … »Bitte, Toby.« Emily zitterte so heftig, dass ihre Beine schlackerten. »Bitte, geh.«
»Darf ich dir wenigstens deine Handtasche geben? Sie ist in meinem Auto.«
»Leg sie in den Briefkasten.«
»Emily, das ist doch lächerlich.« Toby klopfte ärgerlich an die Tür. »Komm einfach her und lass mich rein!«
Emily nahm den schweren Teller vom Küchentisch. Sie hielt ihn wie einen Schild vor sich. »Geh weg!«
Toby strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. »Was ich vorhin im Auto gesagt habe … das kam alles total falsch rüber. Es tut mir leid, falls ich irgendwas gesagt habe, das …«
»Zu spät«, unterbrach ihn Emily. Sie kniff die Augen zusammen. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als aus diesem Albtraum aufzuwachen. »Ich weiß, was du ihr angetan hast.«
Toby erstarrte. » Was? Was sagst du da?«
»Du hast mich gehört«, sagte Emily. »Ich. Weiß. Was. Du. Ihr. Angetan. Hast.«
Toby klappte der Mund auf. Seine Augen lagen in tiefen, schwarzen Höhlen. »Woher weißt du das?«, fragte er mit zitternder Stimme. »Niemand … niemand wusste davon. D-das ist schon lange her, Emily.«
Emily glaubte, sich verhört zu haben. Was? Dachte er, er sei so gerissen, dass er ungeschoren damit durchkommen würde? »Jetzt ist es nicht länger ein Geheimnis.«
Toby begann, auf der Veranda auf und ab zu laufen. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Emily, du verstehst nicht. Ich war so jung . Und verwirrt . Ich wünschte, ich hätte es nicht getan.«
In Emily stieg tiefe Trauer auf. Sie wollte nicht, dass Toby Alis Mörder war. Er hatte ihr so lieb aus dem Auto geholfen, sie vor Ben verteidigt, und auf der Tanzfläche von Foxy war er ihr wie ein verlorener kleiner Welpe vorgekommen. Vielleicht bereute er wirklich aus ganzem Herzen, was er getan hatte. Vielleicht war er wirklich verwirrt und durcheinander gewesen.
Aber dann dachte Emily an den Abend, an dem Ali verschwunden war. Ein wundervoller Sommerabend, der perfekte Auftakt zu herrlichen Sommerferien. Sie hatten vorgehabt, am Wochenende ans Meer zu fahren, hatten Karten für das No-Doubt-Konzert im Juli ergattert, und Ali wollte ihren dreizehnten Geburtstag im August mit einer riesigen Party
feiern. All das hatte sich in dem Moment in Luft aufgelöst, als Ali die Scheune von Spencers Familie verließ.
Vielleicht hatte sich Toby von hinten an Ali herangeschlichen. Vielleicht hatte er sie mit einem Gegenstand geschlagen. Was hatte er wohl zu ihr gesagt? Nachdem er sie in das Loch gehievt hatte, musste er … ihren Körper mit Erde bedeckt haben, damit niemand sie fand. War es so gewesen? Und war Toby nach seiner Tat seelenruhig nach Hause gegangen? War er zurück in seine Schule nach Maine gefahren? Hatte er die Suchaktion vor dem Fernseher verfolgt, eine Schüssel Popcorn auf dem Schoß?
Ich bin heilfroh, dass dieses Miststück tot ist. Emily hatte noch nie etwas so Schreckliches gehört.
»Bitte«, flehte Toby. »Ich ertrage das nicht noch einmal. Und genauso wenig …«
Er brachte seinen Satz nicht mehr zu Ende. Plötzlich schlug er
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