Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
Light kaufen wollte, musste Hanna mit. Als Hanna zu ihrem Yogakurs fuhr, musste Kate sie begleiten. Und heute Nachmittag waren Journalisten vor Hannas Haustür aufgetaucht und hatten ihr Fragen zu Ians Besuch bei Spencer letzte Woche gestellt. »Worüber haben sie gesprochen ?«, krähten die Reporter. »Warum hast du der Polizei nicht gesagt, dass Ian seinen Hausarrest verletzt hat?« – »Verheimlicht ihr Mädchen etwas?« Während Hanna erklärte, dass sie erst lange nach Ians Ausbruch davon erfahren hatte, dass Ian auf Spencers Veranda aufgetaucht war, stand Kate an ihrer Seite und trug eine frische Schicht Lipgloss auf. Nur für den Fall, dass die Reporter noch die Meinung eines zweiten Rosewood-Girls hören wollten. Es spielte keine Rolle, dass sie erst seit anderthalb Wochen ein Rosewood-Girl war.
Kate war bei Hanna eingezogen, nachdem Hannas Mutter einen hoch bezahlten Job in Singapur angetreten hatte. Kates Mutter Isabel und Hannas Vater waren ebenfalls eingezogen, und die beiden wollten heiraten. Würg.
Jetzt umspielte ein mitleidiges Lächeln Kates Mundwinkel. »Willst du über Lucas reden?« Sie berührte Hannas Hand.
»Da gibt es nichts zu reden«, zischte Hanna und zog ihre Hand weg. Sie hatte nicht vor, Kate ins Vertrauen zu ziehen – das war schließlich Schnee von gestern. Sie war traurig wegen Lucas und vermisste ihn auch, aber vielleicht hatten sie beide einfach nicht zusammengepasst.
»Du wirkst ziemlich aufgelöst, Kate«, schoss Hanna mit zuckersüßer Stimme zurück. »Hat Eric sich nicht mehr bei dir gemeldet? Armes Ding. Macht dir das zu schaffen?«
Kate senkte den Blick. Eric Kahn, Noels älterer Bruder, hatte
sich für Kate interessiert … zumindest bis zu der Herpes-Enthüllung.
»Wahrscheinlich ist es am besten so«, sagte Hanna leichthin. »Ich habe gehört, dass Eric ein richtiger Schürzenjäger sein soll. Und er steht auf vollbusige Mädchen.«
»Kates Busen ist perfekt«, warf Riley schnell ein. Naomi rümpfte die Nase. »Ich habe noch nie gehört, dass Eric ein Schürzenjäger ist.«
Hanna zerknüllte ihre Serviette. Es ärgerte sie, dass Naomi und Riley Kate so bereitwillig verteidigten. »Ihr seid eben nicht so gut informiert wie ich.«
Alle verstummten und wendeten sich wieder ihren Joghurts zu. Plötzlich sah Hanna blondes Haar im Atrium aufleuchten und wirbelte herum. Ein paar Mädchen Mitte zwanzig gingen vorbei und schwangen Einkaufstüten von Saks. Alle waren brünett.
Hanna sah seit einiger Zeit überall blondes Haar leuchten und wurde ständig von dem unheimlichen Gefühl verfolgt, es könnte ihre ehemalige beste Freundin Mona Vanderwaal sein. Mona war seit beinahe zwei Monaten tot, aber Hanna dachte immer noch jeden Tag mehrmals an sie. An ihre Pyjamapartys, ihre Shoppingtouren, die betrunkenen Nächte bei Mona, in denen sie über die Jungs kicherten, die in sie verknallt waren. Monas Tod hatte ein riesiges Loch in Hannas Leben hinterlassen. Und gleichzeitig fühlte sie sich wie eine Idiotin. Mona war nicht wirklich ihre Freundin gewesen – sondern A. Sie hatte Hannas Beziehungen ruiniert, ihre schmutzige Wäsche ans Licht gezerrt und sie monatelang gequält. Und beste Freundinnen überfuhren ihre Freundin definitiv nicht mit Daddys SUV.
Als die Einkäuferinnen vorbei waren, bemerkte Hanna eine
bekannte, dunkelhaarige Gestalt vor dem Pinkberry. Sie kniff die Augen zusammen. Es war Officer Wilden.
Er telefonierte. »Beruhig dich«, murmelte er in den Hörer. Seine Stimme klang drängend und besorgt. Stirnrunzelnd hörte er der Person am anderen Ende der Leitung zu. »Okay, okay. Rühr dich nicht von der Stelle, ich bin gleich da.«
Auch Hanna runzelte die Stirn. Hatte er etwas über Ians Leiche herausgefunden? Sie wollte ihn auch nach der gruseligen Gestalt mit Kapuze fragen, die sie am Abend der Party im Wald gesehen hatte. Die Person hatte sich bedrohlich vor Hanna aufgebaut, dann einen Finger an die Lippen gelegt und Psssst geflüstert. Das würde doch nur jemand tun, der gerade etwas Schlimmes getan hatte – und nicht entdeckt werden wollte. Ob die Person etwas mit Ian’s Tod zu tun hatte? Vielleicht war es ja sogar A. gewesen.
Hanna stand auf, aber bevor sie ihren Stuhl zurückgeschoben hatte, joggte Wilden los. Sie ließ sich wieder sinken. Wahrscheinlich hatte er nur viel zu tun und war überfordert. Im Gegensatz zu Spencer glaubte Hanna nicht, dass Wilden etwas verheimlichte. Er war mit ihrer Mom ausgegangen, bevor diese in Singapur ihren neuen
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