Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
Gesellschaft linderte den Schmerz und die Angst ein wenig.
»Das hast du nicht erwartet, als du mich gebeten hast, deine Freundin zu werden, stimmt’s?«, murmelte sie.
»Ich bitte dich«, sagte Isaac leise und küsste ihre Stirn. »Ich möchte dir da durchhelfen.«
Die Kaffeemaschine auf der Theke gurgelte. Vor dem Fenster rumpelte ein Schneepflug die Straße entlang. Zum gefühlt millionsten Mal dachte Emily, was für ein Glück es war, dass sie einen so wundervollen Freund wie Isaac gefunden hatte. Er akzeptierte sie, obwohl sie ihm erzählt hatte, dass sie sich in der siebten Klasse in Ali verliebt hatte, und vergangenen Herbst in Maya St. Germain. Er hatte geduldig zugehört, als sie berichtete, wie schwer es ihrer Familie gefallen war, ihre Sexualität zu akzeptieren. Sie hatten sie zu Tree Tops geschickt, einer Therapieeinrichtung, die Homosexualität »heilen« sollte. Und später zu ihrer Verwandtschaft nach Iowa. Er hielt ihre Hand, als sie ihm gestand, dass sie immer noch ständig an Ali denken musste, obwohl Ali eine Menge Geheimnisse vor ihren Freundinnen gehabt hatte. Und jetzt half er ihr durch dieses Debakel. Draußen wurde es langsam dunkel, und hier drinnen roch es nach Rührei und Kaffee. Hand in Hand liefen sie zum Volvo von Emilys Mom, der parallel zum Bordstein geparkt war. Auf dem Gehweg lagen große Schneehaufen, und ein paar Kinder fuhren auf einem winzigen Hügel hinter der Baulücke auf der gegenüberliegenden Straßenseite Schlitten.
Als sie das Auto erreichten, stürmte ein Mann in einer dicken grauen Jacke auf sie zu, die Pelzkapuze tief ins Gesicht gezogen. »Ist das dein Auto?« Er zeigte auf den Volvo.
Emily blieb überrascht stehen. »J-ja …«
»Schau, was du angerichtet hast!« Der Typ stapfte durch den Schnee und deutete auf einen BMW, der vor dem Volvo parkte.
Unter dem Nummernschild war eine winzige Delle. »Du hast nach mir hier geparkt«, knurrte der Mann. »Hast du dabei die Augen zugemacht?«
»E-entschuldigung«, stotterte Emily. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie beim Einparken irgendwo angestoßen war, aber sie war schon den ganzen Tag wie in Trance.
Isaac schaute den Typ an. »Vielleicht war die Delle schon vorher da und du hast sie bisher nur noch nicht bemerkt?«
»Sie war nicht da«, zischte der Mann. Er stapfte wieder zu ihnen, und ihm rutschte die Kapuze vom Kopf. Er hatte wuschliges blondes Haar, strahlend blaue Augen und ein vertrautes, herzförmiges Gesicht. Emily zog unwillkürlich den Bauch ein. Es war Alis Bruder Jason DiLaurentis. Sie wartete darauf, dass Jason sie ebenfalls erkannte – schließlich war Emily zwei Jahre lang beinahe täglich bei ihm zu Hause gewesen und außerdem hatte Jason sie gerade erst bei Ians Prozess am Freitag gesehen. Aber Jasons Gesicht war knallrot und sein Blick wirkte unstet. Es sah aus, als habe er sich in rasende Wut hineingesteigert. Emily schnüffelte. War er betrunken? Aber sie roch keinen Alkohol in seinem Atem.
»Seid ihr überhaupt alt genug, um fahren zu dürfen?«, brüllte Jason. Er machte einen weiteren bedrohlichen Schritt auf Emily zu.
Isaac trat zwischen sie und schützte Emily vor ihm. »Hey. Es gibt keinen Grund so zu brüllen.«
Jason blähte die Nüstern und ballte die Fäuste. Einen Moment lang fürchtete Emily, er werde zuschlagen. Dann kam ein Pärchen aus dem Restaurant auf die Straße. Jason drehte den Kopf, grunzte frustriert, schlug heftig auf seinen Kofferraum, wirbelte herum und stieg ein. Der BMW erwachte grollend
zum Leben, Jason brauste los und fädelte sich in den Verkehr ein. Dabei nahm er einem herannahenden Auto die Vorfahrt. Der Fahrer hupte, Reifen quietschten. Emily schaute dem BMW nach, bis die Rücklichter um eine Kurve verschwunden waren. Sie hatte die Hände um den Kopf gelegt.
Isaac schaute sie an. »Alles okay?«
Emily nickte stumm. Sie war immer noch fassungslos.
»Was war denn mit dem los? Die Delle war kaum zu sehen. Ich habe auch gar nicht gemerkt, dass du ihn angestoßen hast.«
Emily schluckte. »Das war Alison DiLaurentis Bruder.« Sobald sie die Worte laut gesagt hatte, brach sie verängstigt und besorgt in Tränen aus. Isaac zögerte einen Moment, dann schloss er Emily in die Arme und zog sie fest an sich.
»Schhhh«, flüsterte er. »Lass uns einsteigen. Ich fahre.«
Emily reichte ihm die Schlüssel und setzte sich auf den Beifahrersitz. Isaac parkte vorsichtig aus und fuhr die Straße entlang. Tränen rollten Emily immer schneller über die
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