Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
Job angetreten hatte, und Hanna hatte das Gefühl, dass sie ihn ein bisschen besser kannte als die anderen.
Okay, als er nur in ihr Lieblingshandtuch gewickelt aus der Dusche gekommen war, hatte sich das nicht intim, sondern nur total peinlich angefühlt, aber sie hielt ihn für einen anständigen Kerl, der ihnen nicht schaden wollte. Wenn er der Ansicht war, A. sei ein Nachahmer, dann stimmte das vielleicht ja auch. Warum sollte er sie in die Irre führen?
Hanna wollte dennoch auf Nummer sicher gehen. Deshalb
zog sie ihr brandneues iPhone aus der kalbsledernen Dior-Hülle und wendete sich wieder den Mädchen zu. »Okay. Ich habe eine neue Handynummer, aber ich gebe sie nicht an alle weiter. Ihr müsst versprechen, sie niemandem zu sagen. Wenn ihr es doch tut, werde ich es erfahren.« Sie sah alle der Reihe nach ernst an.
»Versprochen«, sagte Riley und holte eifrig ihren BlackBerry heraus. Hanna schickte allen SMS mit ihrer neuen Nummer. Sie hätte sich wirklich schon viel früher eine neue Nummer zulegen sollen – das bot die beste Sicherheit gegen A. Außerdem war eine neue Nummer auch die Möglichkeit, sich von all den Altlasten zu befreien, die sie seit letztem Semester mit sich herumschleppte. Voilà! All die beschissenen Erinnerungen waren für immer gelöscht.
»Jedenfalls«, sagte Kate laut, als die Mädchen fertig waren, und fokussierte so die Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Zurück zu Eric. Ich bin über ihn hinweg. Direkt vor unserer Nase gibt es schließlich noch jede Menge anderer süßer Typen.«
Sie deutete mit dem Kinn in Richtung des Atriums. Ein paar Lacrosse-Spieler aus Rosewood, unter anderem Noel Kahn, Mason Byers und Arias jüngerer Bruder Mike, lungerten am Brunnen herum. Mike gestikulierte wild mit den Händen und erzählte offenbar eine Geschichte. Sie konnten ihn nicht hören, dafür war er zu weit weg, aber die anderen Lacrosse-Jungs hingen an seinen Lippen.
»Lacrosse-Typen?« Hanna verzog das Gesicht. »Das soll wohl ein Witz sein?«
Sie und Mona hatten den Pakt geschlossen, niemals mit Jungs aus der Lacrosse-Mannschaft auszugehen. Sie machten alles gemeinsam. Sie lernten zusammen, gingen miteinander in das
schmierige Fitnessstudio Philly Sports Club in der Mall und verdrückten danach eklige Chicken-Nuggets. Hanna und Mona hatten immer gewitzelt, dass sie wahrscheinlich auch Pyjamapartys veranstalteten und sich gegenseitig frisierten.
Kate trank einen Schluck Pfefferminztee. »Ein paar sind echt heiß.«
»Wer denn?«, fragte Hanna herausfordernd.
Kate beobachtete die Jungs, die an der M. A. C. Boutique, David Yurman und Lush vorbeiliefen. »Er.« Sie deutete auf einen der Jungen am Ende der Gruppe.
»Noel?«, fragte Hanna achselzuckend. Noel Kahn war okay, wenn man auf reiche Bürschchen stand, die über keinen inneren Zensor verfügten und ständig nur Witze über Hoden, dritte Brustwarzen und poppende Tiere rissen.
Kate kaute auf ihrem Umrührstab herum. »Nicht Noel. Der andere. Der mit den dunklen Haaren.«
Hanna blinzelte. » Mike? «
»Sieht wahnsinnig gut aus, stimmt’s?«
Hanna fielen fast die Augen aus dem Kopf. Mike sollte gut aussehen ? Er war laut, nervig und vulgär. Zugegeben, hässlich war er nicht – er hatte wie Aria blauschwarzes Haar, einen schlanken Köper und graublaue Augen. Aber … trotzdem .
Plötzlich spürte Hanna, dass sie irgendwie eifersüchtig wurde. Mike war Hanna jahrelang wie ein verirrter Welpe nachgelaufen. An einem Wochenende in der sechsten Klasse, als Hanna, Ali und die anderen bei Aria übernachteten, war Hanna in der Nacht aufgestanden, um aufs Klo zu gehen. Im dunklen Flur begrapschten plötzlich zwei Hände ihren Busen. Hanna schrie auf und Mike, der damals in der fünften Klasse gewesen war, wich eilig zurück. »Entschuldige. Ich habe dich für Ali gehalten.
« Nach einer Pause beugte er sich vor und küsste Hanna trotzdem. Hanna ließ es geschehen, denn sie war insgeheim geschmeichelt. Damals war sie dick, hässlich und uncool gewesen, und die Verehrer standen nicht gerade Schlange bei ihr. Technisch gesehen war Mike deshalb der erste Junge, der sie geküsst hatte.
Hanna wendete sich Kate zu. Sie stand kurz vorm Überkochen. »Tut mir leid, dass ich dir deine Illusionen nehmen muss, aber Mike steht auf mich. Ist dir nicht aufgefallen, wie er mich jeden Morgen im Steam anglotzt?«
Kate fuhr sich durch das kastanienbraune Haar. »Ich bin auch jeden Morgen im Steam, Han. Es ist schwer zu sagen, wen genau er
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