Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
Wangen. Sie wusste nicht einmal genau, warum sie weinte – sicherlich wegen Jasons unerklärlichem Ausbruch, aber auch, weil sein Anblick sie geschockt hatte. Er sah Ali so unglaublich ähnlich.
Isaac schaute sie an, sein Gesicht verzog sich vor Mitgefühl. »Hey«, sagte er leise. Er bog in eine Straße ein, die zu einer Reihe Bürogebäude führte, fuhr auf einen leeren, dunklen Parkplatz und stoppte das Auto. »Es ist okay.« Er streichelte Emilys Arm. Eine Zeit lang saßen sie stumm nebeneinander. Man hörte nur die Heizung des Volvos rattern. Irgendwann wischte Emily sich die Tränen vom Gesicht, beugte sich vor und küsste ihn. Sie war unglaublich froh darüber, dass er hier war. Er erwiderte ihren Kuss, dann lösten sie sich voneinander und schauten sich voller Verlangen an. Emily küsste ihn wieder,
hungriger diesmal. Plötzlich verschwanden alle ihre Probleme wie Asche im Wind.
Die Fenster des Autos beschlugen. Wortlos zog Isaac sich sein langärmliges T-Shirt über den Kopf. Seine Brust war glatt und muskulös, auf der Innenseite seines rechten Armes sah Emily eine kleine, glänzende Narbe. Sie berührte sie. »Wovon ist die?«
»Bin in der zweiten Klasse von einer BMX-Rampe gefallen«, antwortete er.
Er neigte den Kopf in Richtung von Emilys langärmligem T-Shirt. Sie hob die Arme, und Isaac zog es ihr vorsichtig über den Kopf.
Obwohl die Heizung auf Hochtouren lief, hatte Emily immer noch Gänsehaut an den Armen. Sie schaute an sich herab. Warum hatte sie heute ausgerechnet den blauen Sport-BH angezogen, den sie als erstes in ihrer Wäscheschublade in die Finger bekommen hatte? Er war mit Monden, Sternen und Planeten bedruckt. Hätte sie nur sexy weibliche Unterwäsche angezogen – aber sie hatte schließlich nicht damit gerechnet, dass sie sich heute ausziehen würde.
Isaac deutete auf ihren Bauchnabel. »Du hast ja einen nach außen gestülpten Bauchnabel.« Emily hielt sich die Hand vor den Bauch. »Alle machen sich darüber lustig.« Damit meinte sie hauptsächlich Ali, die beim Umziehen im Country Club von Rosewood einmal einen Blick auf Emilys Bauchnabel erhascht hatte. »Ich dachte, nur dicke Jungs hätten solche Bauchnabel«, hatte sie gelacht. Seitdem trug Emily nur noch einteilige Badeanzüge.
Isaac schob sanft ihre Hand beiseite. »Ich finde ihn toll.« Seine Finger strichen über den Saum ihres BHs und glitten darunter. Emilys Herz raste. Isaac lehnte sich an sie und küsste ihren Hals.
Seine nackte Haut berührte ihre. Er zog an ihrem Sport-BH und drängte sie, ihn auszuziehen. Emily zerrte sich das Ding über den Kopf, und ein seliges Lächeln erschien auf Isaacs Gesicht. Emily kicherte. Wie ernst sie das alles plötzlich nahmen. Aber sie war nicht verlegen. Das hier fühlte sich richtig an.
Sie umarmten sich fest und drückten ihre warmen Körper aneinander. »Geht es dir wirklich gut?«, murmelte Isaac. »Ich glaube schon«, sagte Emily in seine Schulter. »Es tut mir leid, dass mein Leben so verrückt ist.«
»Entschuldige dich nicht.« Isaac streichelte zärtlich ihr Haar. »Ich hab’ doch gesagt, ich will dir da durchhelfen. Ich … ich liebe dich.«
Emily lehnte sich erstaunt zurück. Isaacs Miene war so ehrlich und verwundbar, und Emily fragte sich, ob sie wohl das erste Mädchen war, dem er jemals seine Liebe gestanden hatte. Sie war so dankbar dafür, dass er in ihr Leben getreten war. Er war der einzige Mensch, bei dem sie sich halbwegs sicher fühlte.
»Ich liebe dich auch«, entschied sie.
Sie umarmten sich wieder, fester diesmal. Aber nach ein paar wunderschönen Sekunden sah Emily plötzlich Jasons vor Wut verzerrtes Gesicht vor sich. Sie kniff die Augen fest zusammen, und vor Entsetzen verkrampfte sich ihr Magen.
Beruhig dich , sagte eine kleine Stimme in ihrem Kopf. Wahrscheinlich gab es eine logische Erklärung für Jasons Ausbruch. Alis Tod, der Fund ihrer Leiche und Ians Flucht hatten alle aufgewühlt, und es war nicht außergewöhnlich, dass Betroffene – besonders Familienmitglieder – vor Trauer ein bisschen durchdrehten.
Aber eine zweite Stimme meldete sich ebenfalls zu Wort. Da steckt noch mehr dahinter , sagte die Stimme. Und das weißt du auch .
Kapitel 4
FINGER WEG – DER TYP GEHÖRT MIR
Später am selben Abend saß Hanna Marin an einem glänzend weißen Tisch im Pinkberry, einem kleinen Café in der King James Mall. Ihre zukünftige Stiefschwester Kate Randall, Naomi Zeigler und Riley Wolfe umringten sie. Alle hatten kleine Becher mit
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