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Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6

Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6

Titel: Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Shepard
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nur einen Menschen vorstellen, der Ian möglicherweise hasste. Als sie und die anderen in Alis Garten geschlichen waren, um die Fahne von ihr zu klauen, war Jason DiLaurentis aus dem Haus gestürmt und mitten im Garten wie angewurzelt stehen geblieben, als er Melissa und Ian auf dem Rand des Whirlpools sitzen sah. Die beiden waren ganz frisch zusammen gewesen – Spencer erinnerte sich noch daran, dass Melissa ein paar Tage zuvor ewig nach der perfekten Tasche und den perfekten Schuhen für den ersten Schultag gesucht hatte, weil sie ihren Freund beeindrucken wollte. Nachdem Ali sie abserviert hatte und Spencer wieder zu Hause war, hörte sie das junge Pärchen im Wohnzimmer flüstern. »Er wird drüber wegkommen«, sagte Melissa. »Um ihn mache ich mir keine Sorgen«, antwortete Ian. Dann murmelte er etwas, das Spencer nicht verstand.
    Redeten sie über Jason oder jemand anderes?
    Spencers Wissen nach waren Jason und Melissa danach nicht mehr sonderlich miteinander befreundet. Sie besuchten ein paar Kurse zusammen – und wenn Melissa krank war, musste Spencer manchmal nach nebenan gehen und ihre Hausaufgaben von Jason holen – aber Jason gehörte nicht zu der großen Clique, die Hummer-Stretchlimos für Schulbälle mietete und die Frühlingsferien in Cannes, Cabo San Lucas oder Marthas Vineyard verbrachte. Jason war mit ein paar anderen Fußballern befreundet – sie hatten das »Bin raus«-Spiel erfunden, das Ali, Spencer und die anderen oft spielten –, aber Alis Bruder schien eine Menge Zeit für sich alleine zu brauchen. Er verbrachte auch nur wenig Zeit mit seiner Familie. Die Hastings
und die DiLaurentis waren Mitglieder im Country Club von Rosewood und gingen jeden Sonntag zum Jazzbrunch – außer Jason, der jeden Sonntag nicht dabei war. Spencer erinnerte sich, dass Ali einmal erzählt hatte, ihre Eltern ließen Jason am Wochenende alleine in ihr Ferienhaus in den Poconos fahren. War er sonntags immer dort? Wo er auch sein mochte, den DiLaurentis schien sein Fehlen nichts auszumachen. Sie aßen glücklich ihre Eier Benedict, tranken Mimosas und verwöhnten Ali. Es war, als hätten sie nur ein Kind, nicht zwei.
    Spencer schloss die Augen und lauschte dem Pfeifen der Lokomotive. Sie hatte keine Lust mehr, über das Ganze nachzudenken. Je weiter sie von Rosewood entfernt war, desto weniger konnte ihr das alles etwas anhaben.
    Etwas später wurde der Zug langsamer. »Penn Station«, rief der Schaffner. Spencer griff nach ihrer Tasche und stand mit zitternden Knien auf. Jetzt passierte es wirklich. Sie folgte den anderen Passagieren durch den engen Mittelgang auf den Bahnsteig und dann die Rolltreppe hinauf in die Bahnhofshalle.
    Im Bahnhof roch es nach Brezeln, Bier und Parfüm. Aus den Lautsprechern dröhnte die Ansage, der Zug nach Boston sei an Gleis 14 Ost eingefahren. Eine Menschenmenge strömte in Richtung Gleis 14 Ost, und Spencer wurde beinahe umgestoßen. Sie sah sich panisch um. Wie sollte sie Olivia in dieser Menschenmenge finden? Wie sollte Olivia sie erkennen? Was würden sie bloß zueinander sagen?
    Irgendwo in der Menschenmenge hörte Spencer ein vertrautes, hohes Kichern. Und dann dachte sie zum ersten Mal an das schlimmstmögliche Szenario: Was, wenn Olivia gar nicht existierte? Wenn dies alles nur ein grausamer Scherz von A. war?
    »Spencer?«, rief eine Stimme.

    Spencer wirbelte herum. Eine blonde junge Frau in einem grauen Kaschmirpullover und braunen Reitstiefeln kam auf sie zu. Sie trug eine kleine Clutch aus Schlangenleder und eine große Aktenmappe voller Papiere unter dem Arm.
    Als Spencer die Hand hob, grinste die Frau, und ihr Herz blieb stehen. Die Frau hatte das gleiche, breite Lächeln, das Spencer jedes Mal sah, wenn sie in einen Spiegel blickte.
    »Ich bin Olivia«, sagte die Frau und fasste Spencer an den Händen. Sogar ihre Finger ähnelten Spencers, sie waren klein und schlank. Olivia hatte auch ihre grünen Augen und eine vertraut klingende Stimme mittlerer Tonlage. »Ich wusste, dass du es bist, sobald du aus dem Zug ausgestiegen bist. Ich wusste es einfach.«
    Spencers Augen füllten sich mit Tränen. Einfach so schmolzen ihre Ängste dahin. Alles hier wirkte so richtig.
    »Komm.« Olivia zog Spencer zu einem Ausgang und schob sich an ein paar Polizisten mit Drogensuchhunden vorbei. »Ich habe eine Menge geplant für heute Abend.«
    Spencer strahlte. Plötzlich schien ihr Leben neu zu beginnen.
     
    Es war ein ungewöhnlich warmer Januarabend, und auf den Straßen

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