Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
einen Fehler mache. Aber als ich herausfand, dass dich eine reiche Familie aus der Umgebung von Philadelphia adoptieren wollte, war ich mir sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich habe trotzdem immer an dich gedacht.«
Die Ampel sprang auf Grün. Spencer umrundete eine Frau, die einen Mops in einem weißen Pullover ausführte, als sie die Straße überquerten. »Wissen meine Eltern, wer du bist?«
Olivia schüttelte den Kopf. »Ich habe sie auf dem Papier überprüft, aber wir haben uns nie getroffen. Ich wollte, dass alles anonym bleibt, und sie wollten das auch. Ich habe nach deiner Geburt bitterlich geweint, weil ich wusste, dass ich dich hergeben muss.« Sie lächelte traurig und berührte dann Spencers Arm. »Ich weiß, dass ich diese sechzehn Jahre nicht mit einem Treffen wiedergutmachen kann, Spencer. Aber ich habe dein ganzes Leben lang an dich gedacht.« Sie verdrehte die Augen. »Sorry. Das klingt ziemlich kitschig, stimmt’s?«
Spencers Augen standen voller Tränen. »Nein«, sagte sie
schnell. »Überhaupt nicht.« Sie hatte so lange darauf gewartet, dass jemand so etwas zu ihr sagte.
An der Ecke Sixth Avenue und 12th Street blieb Olivia abrupt stehen. »Dort ist meine neue Wohnung.« Sie deutete auf das oberste Stockwerk eines luxuriösen Apartmenthauses. Unten im Haus befanden sich ein Gemischtwarenladen und ein Einrichtungsgeschäft. Eine Limousine hielt vor dem Eingang und eine Frau mit einer Nerzstola stieg aus und huschte durch die Drehtüren.
»Können wir hochgehen?«, quiekte Spencer aufgeregt. Das Haus wirkte sogar schon von außen unheimlich glamourös.
Olivia schaute auf die Rolex, die an ihrem Handgelenk baumelte.
»Ich glaube, wir haben nicht mehr genug Zeit. Ich habe uns einen Tisch reserviert. Beim nächsten Besuch aber. Versprochen.«
Spencer schüttelte ihre Enttäuschung ab, denn sie wollte nicht, dass Olivia sie für kindisch hielt. Die beiden eilten zu einem kleinen, gemütlichen Restaurant ein paar Häuserblocks weiter. Es roch nach Safran, Knoblauch und Muscheln und war brechend voll. Spencer und Olivia setzten sich an ihren Tisch, das Kerzenlicht tauchte ihre Gesichter in sanftes Licht. Olivia bestellte sofort eine Flasche Wein und bat den Kellner, auch Spencer etwas einzuschenken. »Ein Toast«, sagte sie und hob ihr Glas. »Auf viele weitere Besuche wie diesen.«
Spencer strahlte und sah sich um. Ein junger Mann, der aussah wie Noel Kahn – wahrscheinlich aber weniger pubertär war –, saß an der Bar. Ein Mädchen in nussbraunen Stiefeln, in die sie ihre Jeans gesteckt hatte, saß neben ihm und lachte. Die benachbarten Hocker waren von einem distinguierten älteren Paar besetzt. Die Frau trug einen silbern glänzenden Poncho,
der Mann einen engen Nadelstreifenanzug. Ein französischer Popsong drang aus den Boxen. Alles in New York wirkte eine Milliarde Mal mondäner als in Rosewood.
»Ich würde so gerne hier leben«, seufzte Spencer.
Olivia neigte den Kopf, ihre Augen leuchteten auf. »Ich weiß. Das fände ich auch toll. Aber Pennsylvania soll doch auch schön sein. So viel Platz und frische Luft.«
»Rosewood ist schön.« Spencer drehte ihr Weinglas und wählte ihre nächsten Worte sehr sorgfältig. »Nur meine Familie ist nicht so nett.«
Olivia hatte einen besorgten Gesichtsausdruck und öffnete ein paarmal wortlos den Mund. »Ich bin ihnen einfach egal«, erklärte Spencer zögernd. »Ich würde alles dafür geben, nicht mehr dort wohnen zu müssen. Sie würden mich nicht einmal vermissen.«
Ihre Nase juckte, wie immer, wenn sie kurz vorm Weinen stand. Sie schaute stur auf ihren Schoß und versuchte, ihre Emotionen im Zaum zu halten.
Olivia streichelte Spencers Arm. »Und ich würde alles dafür geben, dich hierzuhaben«, sagte sie. »Aber ich muss dir etwas gestehen. Morgan ist Fremden gegenüber sehr misstrauisch – ein paar enge Freunde haben ihn in der Vergangenheit finanziell ausgenutzt, und jetzt ist er sehr vorsichtig, was Menschen angeht. Ich habe ihm noch nichts von dir erzählt. Er weiß, dass ich ein Baby zur Adoption freigegeben habe, als ich sehr jung war, aber er weiß nicht, dass ich nach dir gesucht habe. Ich wollte erst sicher sein, dass dies real ist.«
Spencer nickte. Sie verstand natürlich, warum Olivia Morgan nichts von ihrem Treffen erzählt hatte. Sie selbst hatte ja auch niemandem davon erzählt.
»Ich werde ihm in Paris von dir erzählen«, fügte Olivia hinzu. »Und wenn er dich erst kennenlernt, wird er
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