Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
dich hinreißend finden, da bin ich mir sicher.«
Spencer biss in ihr Brot und überlegte, welche Optionen ihr offenstanden.
»Wenn ich hierher ziehen würde, müsste ich ja nicht bei euch wohnen«, dachte sie laut nach. »Ich könnte mir ja selbst eine Wohnung suchen.«
Olivias Miene wurde hoffnungsvoll. »Könntest du denn alleine leben?«
»Klar«, sagte Spencer achselzuckend. Ihre Eltern waren zur Zeit ohnehin kaum zu Hause, also lebte sie ja quasi jetzt schon allein.
»Ich fände es toll, wenn du hier wohnen würdest«, gestand Olivia mit glänzenden Augen. »Denk nur – du könntest dir ganz in unserer Nähe eine kleine Wohnung im Village suchen. Ich bin mir sicher, dass unser Makler Michael etwas ganz Besonderes für dich finden könnte.«
»Ich könnte nächstes Jahr mit dem College anfangen, ein Jahr früher als geplant«, fügte Spencer hinzu. Sie war richtig aufgeregt. »Das wollte ich eigentlich sowieso tun.« Als sie mit Melissas Freund Wren eine heimliche Affäre gehabt hatte, war sie kurz davor gewesen, sich früher an der Penn Universität zu bewerben, damit sie zu Hause ausziehen und mit ihm zusammen sein konnte. Sie hatte sogar schon mit der Verwaltung von Rosewood Day darüber gesprochen, dass sie eventuell als Elftklässlerin den Abschluss machen wollte. Da sie so viele Begabtenkurse besucht hatte, war sie dafür mehr als ausreichend qualifiziert.
Olivia holte Atem und wollte gerade noch etwas sagen. Aber
dann hielt sie inne, nahm einen tiefen Schluck Wein und hielt die Handflächen hoch, als wolle sie sagen: Immer langsam. »Ich sollte mich nicht so freuen«, sagte sie. »Schließlich bin ich ja die verantwortliche Erwachsene. Du solltest bei deiner Familie bleiben, Spencer. Lass uns – zumindest für den Moment – bei Besuchen bleiben, okay?« Sie tätschelte Spencers Hand, wahrscheinlich, weil sie ihre enttäuschte Miene bemerkt hatte. »Keine Angst. Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe, ich will dich auf keinen Fall wieder verlieren.«
Nach der Flasche Wein und einer Portion Pasta Puttanesca schlenderten sie zu einem Hubschrauberlandeplatz beim Hudson River. Sie wirkten wie beste Freundinnen und nicht wie Mutter und Tochter. Als Spencer Olivias Helikopter sah, umfasste sie ihren Arm. »Ich werde dich vermissen.«
Olivias Unterlippe zitterte. »Ich bin bald wieder da. Und dann planen wir deinen nächsten Besuch, ja? Vielleicht ein Einkaufsbummel auf der Madison Avenue? Der Louboutin-Store wird dich umhauen.«
»Abgemacht.« Spencer schlang die Arme um Olivia und roch Narciso Rodriguez, einen ihrer Lieblingsdüfte. Dann lief Olivia zu dem Helikopter, warf ihr eine Kusshand zu und stieg ein. Der Rotor begann sich zu drehen, und Spencer drehte sich um und schaute zurück auf die Stadt. Taxis fuhren über den West Side Highway und Jogger liefen über den West Side Path, obwohl es schon nach zehn Uhr abends war. In den Fenstern der Wohnungen glitzerten Lichter. Ein Partyboot glitt auf dem Hudson vorbei, die Gäste in eleganten Anzügen und Abendkleidern waren deutlich zu erkennen.
Sie wollte unbedingt hier leben. Und jetzt hatte sie einen Grund dazu.
Der Hubschrauber hob ab. Olivia setzte sich große Kopfhörer auf, lehnte sich aus dem Fenster und winkte Spencer fröhlich zu. »Bon Voyage!«, rief Spencer. Als sie ihre Tasche höher auf die Schulter schob, stach ihr etwas in den Arm. Olivias Aktenmappe. Sie zog sie heraus und wedelte damit. »Du hast das hier vergessen!« Aber Olivia sprach gerade mit dem Piloten und schaute auf die Skyline. Spencer winkte, bis der Hubschrauber nur noch ein kleiner Punkt am Horizont war. Dann senkte sie die Arme und drehte sich um. Wenigstens hatte sie jetzt einen guten Grund, Olivia sehr bald wiederzusehen.
Kapitel 14
IN EINEM ZUG NACH WESTEN …
Am folgenden Nachmittag stand Aria auf einem Bahngleis in Yarmouth, einer ein paar Meilen von Rosewood entfernten Kleinstadt. Die Sonne stand hoch am Himmel, aber die Luft war kalt und Arias Finger waren taub vor Kälte. Sie reckte den Hals und schaute das Gleis entlang. Der Zug war noch zwei Haltestellen entfernt und glitzerte in der Ferne. Ihr Herzschlag beschleunigte sich.
Nachdem sie gestern gesehen hatte, dass sich Mike nicht nur mit einer, sondern mit gleich zwei Verehrerinnen traf, hatte sie den Entschluss gefasst, ihr Leben nicht mehr länger mit Grübeleien zu vertrödeln. Sie erinnerte sich daran, dass Jason gesagt hatte, donnerstags habe er so früh an der Uni Schluss, dass er den
Weitere Kostenlose Bücher