Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
York. Am besten in der Nähe von Olivia. Ist das machbar?«
Sie hörte, wie Michael ein paar Papiere durchblätterte. »Ich glaube schon. Bleiben Sie dran. Ich suche kurz in der Datenbank nach freien Objekten.«
Spencer biss sich heftig auf den Daumennagel. Das alles kam ihr so surreal vor. Sie starrte aus dem Fenster auf den mit Steinplatten umrandeten Pool, den Whirlpool, die zweistöckige Terrasse und die zwei spielenden Hunde am Zaun. Dann drehte sie sich um und starrte auf die Windmühle. LÜGNER. Blutrot stand das Wort immer noch da, es war bisher nicht übermalt worden. Vielleicht hatten es ihre Eltern als Mahnung für Spencer stehen lassen, das Gegenstück zum großen roten A in Der scharlachrote Buchstabe . Bei Alis altem Haus nebenan hatte jemand endlich das gelbe Polizeiband von dem halb ausgehobenen Loch entfernt – vermutlich die neuen Besitzer. Das Loch war aber noch nicht wieder aufgefüllt worden. Hinter der
Scheune begann der dichte dunkle Wald, der seine vielen Geheimnisse nicht preisgab.
Olivia hatte ihr gesagt, sie solle alles langsam angehen, aber aus Rosewood wegzuziehen war das Klügste – und Sicherste –, das sie tun konnte.
»Noch da?«, erklang Michaels Stimme. Spencer sprang auf. »Ich habe hier ein neues Objekt in der Perry Street 223. Ist noch nicht einmal auf dem Markt – der Vermieter macht noch sauber und streicht alles neu –, aber das Apartment wird wahrscheinlich am Montag auf unserer Website landen. Es hat ein Schlafzimmer und liegt im ersten Stock eines Backsteinhauses. Ich schaue mir gerade die Bilder an, die Wohnung sieht toll aus. Hohe Decken, Holzböden, Stuck, eine Wohnküche, eine Veranda hinten und eine frei stehende Wanne auf Löwenfüßen. Du wärst nahe an der U-Bahn und außerdem nur einen Block von Marc Jacobs entfernt. Du klingst wie ein Marc-Jacobs-Mädel.«
»Da haben Sie recht.« Spencer lächelte.
»Bist du in der Nähe eines PCs?«, fragte Michael. »Ich kann dir gleich ein paar Bilder von der Wohnung mailen.«
»Klar«, sagte Spencer und gab ihm ihre E-Mail-Adresse. Sie sprang auf und lief zu Melissas Laptop, der geschlossen auf ihrem Schreibtisch lag. Sie fuhr ihn hoch. Nur Sekunden später erschien in ihrem Posteingang eine neue E-Mail. Die angehängten Fotos zeigten malerischen Backstein mit einer Schiefertreppe. Die Wohnung hatte breite Eichendielen, zwei Erkerfenster, freigelegte Ziegel, marmorne Arbeitsplatten und sogar eine kleine Waschmaschine und einen Trockner.
»Sieht toll aus«, hauchte Spencer der Ohnmacht nahe. »Ich bin momentan in Philadelphia, aber könnte ich am Montagnachmittag in die Stadt kommen und mir die Wohnung ansehen?«
Sie hörte jemand vor Michaels Fenster hupen.
»Das könnte hinhauen, sicher«, sagte er. Das Zögern in seiner Stimme war beinahe greifbar. »Aber ich muss dich warnen. Solche Wohnungsangebote kommen nicht sehr oft rein, und der Wohnungsmarkt in New York City ist verrückt. Das ist einer der besten Blocks im Village, und die Leute werden sich darauf stürzen. Es ist gut möglich, dass am Montagmorgen, sobald die Wohnung auf der Website steht, jemand mit einem Scheck in unserem Büro vorbeikommt und sie unbesehen mietet. Bis Sie hier sind, ist die Wohnung vielleicht schon weg. Aber ich will Sie nicht drängen. Es gibt in der Nachbarschaft noch andere Angebote, die ich Ihnen zeigen könnte …«
Spencer spannte die Schultern an, Adrenalin schoss durch ihre Adern. Sie fühlte sich plötzlich, als würde sie beim Feldhockey dem Ball nachrennen oder um die Anerkennung eines Lehrers im Unterricht kämpfen. Das war ihre Traumwohnung, und niemand anderes sollte sie bekommen. Sie stellte sich ihre Möbel im Schlafzimmer vor und malte sich aus, wie sie samstagmorgens in ihrem Chanelponcho zu Starbucks schlendern würde. Sie könnte sich einen Hund anschaffen und einen von diesen Gassigehern einstellen, die mit fünfzehn Hunden gleichzeitig spazieren gingen. Heute morgen hatte sie nach Privatschulen in New York City gesucht, nur für den Fall, dass sie ihren Abschluss doch nicht frühzeitig machen wollte.
Als sie auf das weiße Blatt Papier neben ihrem Laptop hinunterstarrte, erkannte sie, dass sie wieder und wieder Perry Street 223 gekritzelt hatte, in Schreib-, Druck- und Schönschrift. Eine andere Wohnung kam für sie nicht in Frage.
»Bitte stellen Sie sie nicht ein«, entfuhr es Spencer. »Ich will
sie mieten. Ich muss sie mir nicht einmal ansehen. Kann ich ihnen das Geld schon jetzt geben? Würde das
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