Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
sehen, dass es eine kantige Rückseite und bösartig wirkende Rücklichter hatte.
Ein Gefühl von Déjà-vu überfiel sie. Etwas von dem, was gerade passiert war, war schon einmal passiert – und nicht nur in der Nacht des Unfalls. Sie hatte das gleiche Gefühl wie im Französischunterricht, wenn sie sich nicht an eine Vokabel erinnern konnte, das gesuchte Wort ihr aber auf der Zunge lag. Normalerweise fiel ihr das Wort dann später bei den merkwürdigsten Gelegenheiten ein, beispielsweise beim Surfen auf iTunes oder beim Gassigehen mit Dot. Früher oder später würde sie sich auch diesmal wieder erinnern.
Aber sie hatte wirklich nicht die geringste Lust dazu.
Kapitel 19
SPENCER SPIELT GLÜCKSRAD
Am Freitag nach der Schule hielt Spencers engste Feldhockeyfreundin Kirsten Cullen vor Spencers Bordstein und zog die Handbremse.
»Vielen Dank fürs Mitnehmen«, sagte Spencer. Nur weil ihre Eltern ihr den fahrbaren Untersatz weggenommen hatten, hieß das noch lange nicht, dass sie den stinkenden Rosewooder Schulbus besteigen würde.
»Kein Problem«, sagte Kirsten. »Soll ich dich am Montag auch mitnehmen?«
»Wenn’s keine Umstände macht«, murmelte Spencer.
Sie hatte versucht, Aria wegen einer Mitfahrgelegenheit anzurufen, da sie ja jetzt gegenüber wohnte. Aber Aria hatte gesagt, sie habe am Nachmittag »zu tun«, was genau sie tun musste, hatte sie verschwiegen. Und sie konnte ja wohl kaum Andrew fragen. Jeden Tag hoffte sie, er würde sich bei ihr entschuldigen – hätte er es getan, hätte sie sich ebenfalls bei ihm entschuldigt und versprochen, mit ihm auch nach ihrem Umzug zusammenzubleiben. Doch Andrew richtete demonstrativ nie das Wort an sie, wenn sie zusammen Unterricht hatten. Damit hatte sich die Sache wohl erledigt.
Spencer stieg aus und schlug die Tür hinter sich zu. Kirsten winkte ihr noch kurz und fuhr dann mit einer Hand am Steuer vom Bordstein weg. Spencer drehte sich um und lief die Einfahrt
hoch. Die Straße war ruhig und still und der Himmel von einem tristen, violetten Grau. Das MÖRDER-Graffiti an den Garagentüren war übermalt worden, aber die neue Farbe war nicht deckend genug, und die Worte schimmerten immer noch durch. Spencer wendete die Augen ab, sie wollte es gar nicht sehen. Wer hatte es an die Türen geschmiert? A.? Aber warum? Um sie zu quälen oder zu warnen?
Das Haus war leer, es roch nach Reiniger und Fensterputzmittel, was bedeutete, dass Candace, die Putzhilfe der Hastings, gerade gegangen war. Spencer lief die Treppen hinauf, holte Olivias Wurfordner vom Schreibtisch in ihrem Zimmer und verließ das Haus durch die Hintertür. Auch wenn ihre Eltern nicht da waren, wollte sie nicht in ihrem Haus sein, wenn sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzte. Sie brauchte absolute Privatsphäre.
Sie schloss die Vordertür der Scheune auf und machte die Küchen- und Wohnzimmerlichter an. Alles war noch genau so, wie sie es beim letzten Mal zurückgelassen hatte. Sogar das halbvolle Wasserglas stand noch neben dem Computer. Sie ließ sich auf die Couch plumpsen und holte ihren Sidekick heraus. A.s SMS war die letzte Nachricht, die sie bekommen hatte. Wie klingt »für immer verschwinden« für dich? Zunächst hatte sie die SMS erschreckt, aber inzwischen sah sie die Worte in einem neuen Licht. Für immer verschwinden klang gut – falls damit gemeint war, aus Rosewood zu verschwinden. Und Spencer wusste genau, wie sie das anstellen würde.
Sie warf Olivias Wurfordner auf den Kaffeetisch, sein Inhalt verteilte sich auf dem kleinen Teppich.
Die Visitenkarte lag ganz oben. Mit zitternden Händen wählte Spencer die Nummer des Maklers. Das Telefon klingelte einmal, zweimal. »Michael Hutchins«, krächzte eine Männerstimme
dann. Spencer setzte sich gerade auf und hüstelte. »Hallo. Mein Name ist Spencer Hastings«, sagte sie und versuchte erwachsen und professionell zu klingen. »Meine Mutter ist Kundin bei Ihnen. Olivia Caldwell?«
»Natürlich, natürlich.« Michael klang hocherfreut. »Ich wusste nicht, dass sie eine Tochter hat. Haben Sie ihr neues Zuhause schon gesehen? Nächsten Monat wird es im Architekturteil der New York Times eine Fotostrecke darüber geben.«
Spencer wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger. »Noch nicht. Aber … das werde ich schon bald ändern.«
»Was kann ich für Sie tun?«
Spencer schlug die Beine übereinander, nahm dann aber wieder eine bequeme Haltung an. Ihr Herz hämmerte ihr in den Ohren. »Nun … ich hätte gern eine Wohnung. In New
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