Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
funktionieren?«
Michael schwieg eine Weile. »Das könnten wir machen.« Er klang überrascht. »Glauben Sie mir, Sie werden nicht enttäuscht sein. Die Wohnung ist ein echter Glücksgriff.« Er klapperte auf der Tastatur. »Okay. Wir brauchen ein bisschen Bargeld im Voraus, genug für die erste Monatsmiete, Kaution und die Mak lerprovision. Deshalb sollten wir mit Ihrer Mutter telefonieren. Sie wird auf dem Mietvertrag für Sie bürgen und den Transfer der Kaution autorisieren, nicht wahr?«
Spencer bewegte die Finger über der Laptoptastatur.
Olivia hatte klargestellt, dass ihr Mann Morgan Leuten misstraute, die er nicht kannte. Wenn sie Olivia und Morgan um Geld bat, riskierte sie, sein Vertrauen zu verlieren. Sie starrte auf den Bildschirm. Ein Ordner war in der rechten Ecke des Desktops zu sehen. Spencer, College.
Langsam öffnete sie den Ordner und dann die PDF-Datei. Alle Informationen, die sie brauchte, waren dort. Das Konto lief auf ihren Namen. Olivia hatte gesagt, Morgan werde sie lieben, wenn er sie erst einmal kannte. Er würde das Konto wahrscheinlich mit einem zehn Mal so hohen Betrag auffüllen.
»Wir müssen meine Mutter nicht hinzuziehen«, sagte Spencer. »Ich habe ein Konto auf meinen Namen, dass ich gerne nutzen würde.«
»Okay«, sagte Michael, ohne zu zögern. Er hatte wahrscheinlich immer wieder mit reichen Stadtkindern zu tun, die ihr eigenes Konto besaßen. Spencer las Michael mit bebender Stimme die Nummern auf dem Bildschirm vor. Michael wiederholte sie und sagte dann, er müsse jetzt nur noch den Vermieter anrufen, dann sei alles unter Dach und Fach. Sie vereinbarten,
sich am Montag um 16 Uhr vor dem Gebäude zu treffen, damit Spencer den Mietvertrag unterschreiben und die Schlüssel in Empfang nehmen konnte. Danach würde die Wohnung ihr gehören.
»Toll«, sagte Spencer. Dann legte sie auf und starrte mit leerem Blick auf die Wand.
Sie hatte es getan. Sie hatte es wirklich getan . In ein paar Tagen würde sie nicht mehr hier leben. Sie war dann eine New Yorkerin, weit weg von Rosewood. Wenn Olivia aus Paris nach Hause kam, hatte sich Spencer sicher schon an das Stadtleben gewöhnt. Sie stellte sich vor, wie sie Olivia und Morgan zu gemütlichen Abendessen in ihrer Wohnung und zu schicken Abendessen in der Gotham Bar oder im Le Bernardin einladen würde. Sie malte sich ihre neuen Freundinnen aus: Leute, die gerne in Ausstellungen und zu Charity-Events gingen und sich einen Scheißdreck darum scherten, dass Spencer früher von ein paar neidischen Losern gequält worden war, die sich A. nannten. Als sie an die Jungs dachte, die sie bald kennenlernen würde, spürte sie einen Anflug von Traurigkeit – keiner von ihnen war Andrew. Aber dann dachte sie daran, wie er sie heute behandelt hatte und schüttelte den Kopf. Sie konnte sich momentan nicht um ihn kümmern. Ihr Leben war dabei, sich zu verändern.
Ihr Kopf fühlte sich weich und hohl an, als wäre sie betrunken. Ihre Glieder zitterten vor Freude. Und offenbar halluzinierte sie schon – als sie zum Fenster hinausblickte, sah sie einen funkelnden Lichtstrahl zwischen den Bäumen aufblitzen wie eine eigens für sie zelebrierte Feuerwerksshow.
Moment mal.
Spencer stand auf. Das Licht kam von einer Taschenlampe, die kreuz und quer zwischen den Baumstämmen aufleuchtete.
Eine Gestalt kauerte nieder und suchte im Dreck herum. Sie suchte eine Stelle ab, kroch dann ein paar Schritte nach vorn und suchte weiter.
Spencers Magen drehte sich um. Das konnte kein Polizist sein – die hatten die Wälder vor Tagen verlassen. Sie hievte das Fenster nach oben. Sie wollte wissen, ob die Person vielleicht etwas sagen würde. Zu ihrem Schrecken kratzte ein Ast laut über die Scheibe. Spencer zuckte zusammen und rollte sich weg. Die Gestalt hielt inne und drehte sich in Richtung Scheune. Die Taschenlampe leuchtete hektisch zuerst nach rechts, dann nach links, und schließlich, für einen Moment in das Gesicht der Person selbst. Der Rand eines schwarzen Kapuzenpullovers. Ein paar helle Strähnen in vertrautem Blond. Spencer rümpfte ungläubig die Nase. War das … Melissa?
Die Gestalt verschwand in der Dunkelheit, als hätte Spencer laut gerufen. Bevor Spencer erkennen konnte, ob es wirklich ihre Schwester war, ging die Taschenlampe in den Wäldern aus. Ein paar Zweige knackten. Die Schritte entfernten sich immer weiter, bis Spencer nur noch das Rauschen der Bäume hörte.
Als Spencer sicher war, dass die Gestalt verschwunden war, rannte
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