Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
drückte seine Hand. Sie ging rüber zur Bar um sich eine Cola zu bestellen. Ein paar ältere Mädchen in aufeinander abgestimmten schwarzen Etuikleidern warteten in der Schlange vor ihr. Emily erkannte in ihnen ehemalige Rosewood-Day-Schülerinnen.
»Erinnert ihr euch, wie Ian uns immer beim Training zugesehen
hat?«, sagte ein hübsches asiatisches Mädchen mit langen Chandelier-Ohrringen.
»Ich dachte die ganze Zeit, er würde uns wegen Melissa zuschauen, aber vielleicht war es wegen Ali .«
Emily wurde hellhörig. Sie stand sehr still und tat, als würde sie nicht zuhören.
»Er war in meiner Biologieklasse«, flüsterte das andere Mädchen, eine Brünette mit ultrakurzem Haarschnitt und einer Stupsnase.
»Als wir den Schweinefötus sezierten, hat er auf das Ding eingestochen, als würde ihm das richtig Spaß machen.«
»Oh ja, aber alle Jungs sind mit den Schweinen brutal umgegangen«, erinnerte sie das andere Mädchen und nahm ein Stück Kaugummi aus ihrer silbernen Clutch. »Wisst ihr noch, Darren? Er hat die Eingeweide rausgeholt, als wären es Spaghetti!«
Sie schauderten beide. Emily rümpfte die Nase. Warum sprachen plötzlich alle davon, wie gruselig Ian gewesen war? Es wirkte wie Geschichtsfälschung. Und sie konnte den Quatsch, den Ian Spencer erzählte hatte, nicht glauben: Dass er Ali deutlich mehr mochte, als sie ihn, dass er sie niemals verletzt hätte. Warum konnte er es nicht einfach zugeben? Nichts sprach einen angeklagten Verbrecher so schuldig wie eine Flucht vor dem eigenen Prozess.
»Emily?«
Officer Wilden stand mit besorgtem, aber strengem Blick hinter ihr. Heute Abend trug er statt seiner Polizeiuniform einen steifen schwarzen Anzug und eine Krawatte, aber Emily nahm an, dass er unter seinem Jackett eine Waffe verborgen hatte. Sie fröstelte und fühlte sich unwohl. Das letzte Mal, als
sie Wilden gesehen hatte, hatte er auf dem Parkplatz am Rande der Stadt irgendjemandem am Telefon gesagt, er solle bloß wegbleiben . Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, ihn bei Ians Verhandlung gestern gesehen zu haben, aber er musste dort gewesen sein.
Unterhalb von Wildens Augenlid zuckte ein winziger Muskel nervös. »Hast du Spencer gesehen?«
»Vor etwa einer halben Stunde.« Emily zog schnell die Riemen ihres Kleids zurecht und hoffte, dass es nicht schmerzhaft offensichtlich war, dass sie die letzten Minuten im Gästeklo auf dem Boden gelegen und mit einem Jungen rumgemacht hatte. Sie schaute sich nach den älteren Rosewood-Mädchen um, aber die waren verschwunden.
»Wieso?«
Wilden rubbelte sein glatt rasiertes Kinn. »Ich soll alle dreißig Minuten die Gäste auf Vollzähligkeit überprüfen, nur um sicherzugehen, dass keiner verschwindet. Und ich kann sie nirgends finden.«
»Sie ist wahrscheinlich in ihrem Schlafzimmer«, schlug Emily vor. Nicht alle waren heute Abend in Partystimmung. »Da habe ich bereits nachgesehen.« Wilden trommelte mit den Fingern gegen sein Wasserglas. »Bist du sicher, dass sie nichts davon sagte, nach draußen zu gehen?«
Emily starrte ihn an und erinnerte sich plötzlich an Wildens Vornamen. Darren . Diese Rosewood-Day-Mädchen hatten gerade über jemanden namens Darren geredet, der brutal Schweineinnereien entnommen hatte. Sie mussten ihn gemeint haben.
Sie vergaß häufig, dass Wilden nicht viel älter war als sie – er hatte an der Rosewood Day im gleichen Jahr seinen Abschluss
gemacht wie Spencers Schwester Melissa und Ian. Wilden war jedoch kein Vorzeigeschüler wie Ian gewesen, sondern das genaue Gegenteil, der Typ Schüler, der einmal die Woche zum Nachsitzen muss. Es war verblüffend, wie sich die beiden entwickelt hatten: Ian war ein Mörder. Wilden der gute Bulle.
»Sie weiß, dass wir nicht nach draußen sollen«, sagte Emily förmlich und kehrte in die Gegenwart zurück. »Ich werde hochgehen und selbst nachsehen. Ich bin sicher, dass sie da oben irgendwo ist.« Sie zog ihren Rock hoch und machte den ersten Schritt, wobei sie versuchte, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken.
»Warte«, rief Wilden.
Emily drehte sich um. Ein verzierter Kristallkronleuchter hing direkt über Wildens Kopf und ließ seine Augen beinahe hellgrün aussehen. »Haben Aria und Spencer dir erzählt, dass sie noch weitere Botschaften erhalten haben?«
Emily nickte zaghaft. »Ich habe zwei bekommen, aber keine mehr, seit Ian verschwunden ist.«
Ein Zucken lief über Wildens Gesicht, war aber schnell wieder verschwunden. »Emily, ich glaube nicht, dass
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