Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
und Pyrotechnik einzusetzen, um den titelgebenden Sturm des Stücks darzustellen. Christophe war in die Luft gegangen, hatte den Sturm abgesagt und die Schüler für Hamlet vorsprechen lassen. Weil alle neue Rollen lernen mussten, fiel Spencers Ausscheiden nicht einmal auf.
Sie schloss vorsichtig Appletons Tür hinter sich und drehte sich um. Ihr Blut gefror in ihren Adern zu Eis. Ihre Eltern saßen auf den unbequemen Ledersesseln. Veronica Hastings trug ein schwarzes Wollkleid, ihr Haar wurde von einem schwarzen Samtreif zurückgehalten. Ihr Gesicht war rot und verheult. Peter Hastings trug einen dreiteiligen Anzug und glänzende Halbschuhe. Seine Kiefermuskeln waren so verkrampft, dass es aussah, als würden sie gleich platzen.
»Ah«, plusterte Appleton sich auf und erhob sich. »Ich lasse Sie jetzt wohl besser alleine.« Er stolzierte aus dem Büro und schloss die Tür hinter sich.
Die Stille dröhnte in Spencers Ohren. »Wa…was ist los?«, fragte sie und ließ sich langsam in einen Sessel sinken.
Ihr Vater verlagerte linkisch sein Gewicht. »Spencer, deine Großmutter ist heute morgen gestorben.«
Spencer blinzelte. »Nana?«
»Ja«, sagte Spencers Mutter leise. »Sie hatte einen Herzinfarkt.
« Sie faltete die Hände im Schoß und wechselte in ihren Organisations-Modus. »Morgen wird ihr Testament verlesen, weil dein Dad nach Florida fliegen und sich um ihren Nachlass kümmern muss, bevor sie nächsten Montag beerdigt wird.«
»Oh mein Gott«, flüsterte Spencer endlich.
Sie saß ganz still da und wartete auf die Tränen. Wann hatte sie Nana das letzte Mal gesehen? Erst vor ein paar Monaten waren sie und Melissa in Nanas Haus in Cape May, New Jersey, gewesen, aber Nana hatte sich in Florida aufgehalten – sie war schon seit Jahren nicht mehr im Norden gewesen. Spencer hatte in letzter Zeit eine Menge Todesfälle verkraften müssen – und da waren viel jüngere Menschen gestorben. Nana hatte einundneunzig reiche, glückliche Jahre hinter sich. Außerdem war sie nie eine besonders herzliche Großmutter gewesen.
Okay, sie hatte in ihrem Haus in Cape May ein riesiges Spielzimmer für sie und Melissa eingerichtet, mit Puppenhäusern und »Mein kleines Pony« und großen Eimern voller Legosteine. Aber Nana war immer erstarrt, wenn Spencer versucht hatte, sie zu umarmen, interessierte sich nie für die Geburtstagskarten, die Spencer ihr bastelte und schimpfte, wenn Spencer ein Lego-Flugzeug aus dem Spielzimmer entführte und auf Nanas Steinway liegen ließ. Manchmal fragte sich Spencer, ob Nana Kinder überhaupt mochte oder ob das Spielzimmer nur dazu diente, Spencer und ihre Schwester möglichst weit von ihr fernzuhalten.
Mrs Hastings nahm einen großen Schluck von ihrem Milchkaffee.
»Wir haben gerade mit Appleton gesprochen, als wir die Nachricht bekamen«, sagte sie, als sie geschluckt hatte.
Spencer erstarrte. Ihre Eltern waren bereits hier gewesen?
»Habt ihr euch wegen mir getroffen?«
»Nein«, sagte Mrs Hastings knapp.
Spencer schniefte laut. Ihre Mutter schloss ihre Handtasche und stand auf. Ihr Vater folgte ihrem Beispiel. Mr Hastings schaute auf seine Uhr. »Ich muss wieder.«
Schmerz schoss durch Spencers Körper. Sie wollte doch nur ein bisschen Trost von ihren Eltern, aber die behandelten sie nun schon seit Monaten eiskalt und das nur wegen dem Goldene-Orchidee-Skandal. Ihre Eltern hatten gewusst, dass Spencer Melissas Arbeit gestohlen hatte, aber sie hatten ihr gesagt, sie solle das verschweigen und den Preis trotzdem annehmen. Aber das gaben sie jetzt natürlich nicht zu. Als Spencer die Wahrheit gestanden hatte, spielten ihre Eltern die Überraschten und gaben vor, von der Nachricht überrascht und geschockt zu sein.
»Mom?« Ihre Stimme zitterte. »Dad? Könntet ihr bitte noch … ein paar Minuten bleiben?«
Spencers Mutter zögerte einen Moment, und Spencers Herz schlug schneller. Aber dann schlang Mrs Hastings sich ihren Kaschmirschal um den Hals, nahm Mr Hastings Hand und ging zur Tür. Spencer blieb allein im Büro zurück.
Kapitel 5
WACHABLÖSUNG
Am Montag schlenderte Hanna zur Mittagsessenzeit in Richtung ihres Textildesign-Klassenzimmers. Es gab nichts Besseres, als ein neues Semester absolut fantastisch aussehend zu beginnen. Sie hatte über die Weihnachtsferien gut zwei Kilo abgenommen und ihr kastanienbraunes Haar schimmerte dank der Ylang-Ylang-Haarkur, die sie mit der »Nur im Notfall benutzen«-Kreditkarte ihres Vaters bezahlt hatte. Ein paar Jungs in
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