Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
Rosewood-Day-Eishockey-Trikots, die an ihren Schließfächern lehnten, glotzten ihr nach als sie vorbeiging. Einer pfiff sogar.
Recht so . Hanna grinste und winkte ihnen mit drei Fingern zu. Sie brachte es immer noch.
Natürlich hatte es ein paar Augenblicke gegeben, in denen sie sich noch nicht ganz so wie die glamouröse Hanna von einst fühlte. Zum Beispiel gerade jetzt: In der Schule war das Mittagessen die Zeit, um zu sehen und gesehen zu werden, aber Hanna wusste nicht genau, wo sie ihres zu sich nehmen sollte.
Sie hatte angenommen, sie und Lucas würden zusammen essen, aber sein Debattierclub traf sich in der Mittagspause. Früher hatten Hanna und Mona ihr Lager immer im Steam aufgeschlagen, verlängerte Espressos getrunken und die Handtaschen und Schuhe aller Mädchen kommentiert. Und nachdem
sie ihre Joghurts und ihr Wasser in sich hineingestürzt hatten, suchten sie sich die besten Plätze vor dem Spiegel der Mädchentoilette im Englisch-Flügel und frischten ihr Make-up auf. Aber heute hatte Hanna diese Orte gemieden. Nur verzweifelte Menschen setzten sich alleine in ein Cafe und Hannas Make-up hatte ehrlich gesagt keinerlei Auffrischung nötig.
Sie seufzte und schielte neidisch auf ein paar Mädchen, die in Richtung Cafeteria gingen. Sie hätte sich gerne ein paar Minuten lang mit ihnen unterhalten. Aber das Problem war, dass in ihrer Freundschaft zu Mona nie Raum für Dritte gewesen war. Und jetzt konnte Hanna das unangenehme Gefühl nicht abschütteln, dass die ganze Schule sie nur noch als das Mädchen sah, dessen beste Freundin versucht hatte, sie umzubringen.
»Hanna!«, rief eine Stimme. »Hey!«
Hanna blieb stehen und sah die große Person, die ihr zuwinkte, mit zusammengekniffenen Augen an. Ein saurer Geschmack machte sich in ihrem Mund breit. Kate .
Es war absolut ekelhaft, Kate in der Rosewood-Day-Uniform aus blauem Blazer und kariertem Faltenrock zu sehen. Hanna hätte am liebsten kehrt gemacht und sich verdünnisiert, aber Kate näherte sich in atemberaubender Geschwindigkeit traumwandlerisch sicher auf ihren Zehnzentimeter-Stiefelabsätzen. Kates Miene war so ernsthaft und fröhlich wie die einer Disneyfigur und ihr Atem roch, als hätte sie mit einer ganzen Flasche Listerine gegurgelt. »Ich habe dich überall gesucht! «
»Hmpf«, machte Hanna und suchte jemanden, der sie aus diesem Gespräch befreien konnte. Es hätte sogar dieser Klugscheißer Mike Montgomery oder ihr prüder Ex, Jungfrau-biszur-Ehe-Sean-Acker sein können. Aber im Flur hielten sich nur
die Mitglieder des Rosewood-Day-Kammerchors auf und die hatten gerade spontan einen gregorianischen Choral angestimmt. Freaks . Doch dann sah Hanna aus dem Augenwinkel ein großes, schönes Mädchen mit rabenschwarzem Haar und einer riesigen Gucci-Sonnenbrille um die Ecke biegen, einen goldbraunen Blindenhund an ihrer Seite. Jenna Cavanaugh.
Hanna erschauderte. Es gab so viel, dass sie nicht über Jenna gewusst hatte. Jenna und Mona waren Freundinnen gewesen, und Mona hatte Jenna ausgerechnet an jenem Abend besucht, an dem diese durch eine Rakete erblindet war. Mona hatte von dem schrecklichen Unfall gewusst, den die Mädchen versehentlich verursacht hatten, und zwar während der gesamten Dauer ihrer Freundschaft zu Hanna. Es war kaum vorstellbar. All die Stunden, die Mona bei Hanna zu Hause verbracht hatte, all die Kurztrips in die Karibik, all die freundschaftlichen Einkaufs- und Wellness-Sessions … und nie hatte Hanna auch nur vermutet, dass die Rakete, die Jenna das Augenlicht raubte, auch Mona schreckliche Verbrennungen zugefügt hatte.
»Wo willst du Mittag essen?«, zwitscherte Kate. Hanna zuckte zusammen. »Und hast du vielleicht Zeit für eine Tour durch die Schule?«
Hanna setzte sich wieder in Bewegung. »Ich habe zu tun«, sagte sie herablassend. Ihr Vater konnte sich seinen »Behandle Kate wie eine Schwester«-Vortrag sonst wohin stecken. »Geh ins Sekretariat und sage, dass du dich verirrt hast. Die zeichnen dir bestimmt eine Karte.«
Mit diesen Worten versuchte sie Kate abzuhängen, aber die blieb wie eine Klette an ihr hängen. Hanna stieg der Geruch von Kates Pfirsich-Duschgel in die Nase. Künstlicher Pfirsichduft gehörte zu den ekligsten Gerüchen der Welt, entschied sie.
»Wie wär’s mit einem Kaffee?«, sagte Kate unbeirrbar. »Ich lade dich ein.«
Hanna kniff die Augen zusammen. Kate musste schon extrem dämlich sein, wenn sie glaubte, dass Hanna sich durch ein bisschen Schleimerei rumkriegen lassen
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