Pretty Little Liars- Unschuldig
durchschnittlich attraktiven Krankenschwester namens Isabel aus Annapolis, Maryland, zusammengezogen war. Eine Verbesserung konnte man das nicht gerade nennen.
Isabel hatte eine Tochter im Teenageralter. Sie hieß Kate, und Mr Marin sagte, Hanna werde sich bestimmt super mit ihr verstehen. Ein paar Monate nach der Scheidung lud er Hanna übers Wochenende nach Annapolis ein. Hanna hatte schrecklichen Bammel davor, ihre Beinahe-Stiefschwester kennenzulernen, und bat Ali auf Knien mitzukommen.
»Keine Sorge, Han«, beruhigte Ali sie. »Wir sind dieser Kate mit Sicherheit haushoch überlegen.« Als Hanna noch immer nicht überzeugt dreinblickte, erinnerte Ali sie an ihren Wahlspruch: »Mein Name ist Ali und ich bin fantastisch!« Im Nachhinein klang der Satz beinahe lächerlich, aber damals konnte sich Hanna nur eine vage Vorstellung davon machen, wie es wohl sein mochte, so viel Selbstvertrauen zu haben. Ali bei sich zu haben, war wie ein Sicherheitsnetz - der Beweis, dass Hanna nicht nur eine Versagerin war, von der ihr Vater sich befreien wollte.
Der Tag war dennoch grauenhaft gewesen. Kate war das hübscheste Mädchen, das Hanna je gesehen hatte, und ihr Vater hatte sie vor seiner neuen Stieftochter als Viel fraß bezeichnet. Er war zwar sofort zurückgerudert und
hatte behauptet, das sei nur ein Scherz gewesen, doch das war das letzte Mal gewesen, dass sie ihn gesehen hatte … und das erste Mal, dass sie sich absichtlich übergeben hatte.
Aber Hanna dachte nur ungern an die Vergangenheit, also tat sie es auch kaum. Außerdem musterte sie inzwischen die Dates ihrer Mutter nicht mehr mit der Wirst-dumein-neuer-Vater-sein-Frage im Hinterkopf, sondern mit anderen Hintergedanken. Und würde ihr Vater es ihr erlauben, bis zwei Uhr nachts auszugehen und Wein zu trinken, wie sie es bei ihrer Mutter durfte? Wohl kaum.
Ms Marin klappte ihr Handy zu und richtete ihre smaragdgrünen Augen auf ihre Tochter. »Sind das deine neuen Schuhe zum Schulstart?«
Hanna hörte auf zu kauen. »Ja.«
Ms Marin nickte. »Gab hoffentlich eine Menge Komplimente?« Hanna drehte den Knöchel und inspizierte ihre violetten Keilpumps. Saks hatte eine zu gute Diebstahl sicherung, also hatte sie die Dinger tatsächlich bezahlt. »Ja, die gab es.«
»Kann ich sie mir mal leihen?«
»Klar, wenn du w …«
Das Telefon ihrer Mutter klingelte wieder. Sie stürzte sich sofort darauf. »Carson? Ja. Ich suche dich schon den ganzen Abend … Was zum Henker ist da drüben los?«
Hanna blies ihren schräg geschnittenen Pony aus dem Gesicht und gab Dot ein winziges Stückchen Aal. Als Dot den Fisch auf den Boden spuckte, klingelte es an der Tür.
Ihre Mutter verzog keine Miene. »Sie brauchen es heute Abend «, sagte sie ins Telefon. »Es ist dein Projekt. Soll ich dir vielleicht noch das Händchen halten?«
Es klingelte noch einmal. Dot begann zu bellen und Hannas Mutter ging an die Tür. »Das sind sicherlich wieder diese Pfadfinderinnen.«
Die Pfadfinderinnen waren in den vergangenen Tagen schon drei Mal zu ihnen gekommen, um Kekse zu verkaufen. In dieser Gegend ließen sie einfach nicht locker.
Ein paar Sekunden später stand sie wieder in der Küche, gefolgt von einem jungen Polizisten mit braunen Haaren und grünen Augen. »Dieser Gentleman sagt, er möchte mit dir reden.« Auf einem goldenen Namensschild am Revers der Uniform stand der Name WILDEN.
»Mit mir?« Hanna deutete auf sich.
»Bist du Hanna Marin?«, fragte Wilden. Das Funkgerät an seinem Gürtel gab ein Knacken von sich.
Plötzlich wurde Hanna klar, wer dieser Typ war: Darren Wilden. Er hatte an der Rosewood Day seinen Abschluss gemacht, als sie in der sechsten Klasse gewesen war. Der Darren Wilden, an den sie sich erinnerte, hatte angeblich mit allen Mädchen der Tauchmannschaft geschlafen und war beinahe von der Schule geflogen, weil er das edle alte Ducati-Motorrad des Rektors geklaut hatte. Trotzdem war dieser Cop vor ihr unverkennbar Wilden - diese grünen Augen waren unvergesslich, auch wenn es über vier Jahre her war, dass Hanna sie zuletzt gesehen hatte. Sie hoffte, er wäre vielleicht ein Stripper, den Mona als kleinen Scherz vorbeigeschickt hatte.
»Worum geht es hier eigentlich?«, fragte Ms Marin und schaute ihr Handy sehnsüchtig an. »Warum stören Sie uns beim Abendessen?«
»Wir haben einen Anruf von Tiffany erhalten«, sagte Wilden. »Sie haben ein Video, auf dem zu sehen ist, wie du Waren aus ihrem Geschäft stiehlst. Auf anderen Bändern von Kameras
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