Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
kriegen«, drohte Naomi. Sie zog ihren BlackBerry aus ihrer Clutch und packte Rileys Arm. »Lasst uns in den Waverly Inn gehen.« Dann warf sie Hanna noch einen hasserfüllten Blick zu. »Wage es ja nicht, uns nachzulaufen!«
Die vier verschwanden in der Menge. Hanna wendete sich ab und starrte auf den Mülleimer neben ihr, der mit Champagnerflöten aus Plastik gefüllt war. Zwei Mädchen mit langen, glänzenden Haaren gingen an ihr vorbei. Sie trugen schwarze Schlüssel mit dem DVF-Logo in den Händen. »Ich freue mich so auf die Show«, trällerte eine. Sie trug das gleiche Kleid wie Hanna, aber in Größe 30 statt 34. Miststück.
Hanna riss ihr iPhone aus der Tasche und wählte die Nummer ihrer Mom in Singapur. Es war ihr egal, dass sie der Anruf wahrscheinlich das letzte Hemd kosten würde. Nach dem sechsten Klingeln hob ihre Mutter ab. »Wie konntest du mir das antun?«, heulte Hanna. »Du hast mein Leben zerstört!«
»… Hanna?«, fragte Mrs Marin. Ihre Stimme klang blechern und weit entfernt. »Was ist denn los?«
»Warum hast du mir gefälschte Tickets für eine Modenschau geschickt?« Hanna kickte einen Kieselstein zu einer
Gruppe Tauben, die erschrocken aufflatterten. »Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass du abgehauen bist und mich bei Dad gelassen hast. Er hasst mich! Und Kate will mich ruinieren. Musstest du mich jetzt auch noch vor allen anderen bloßstellen?«
»Welche Tickets?«, fragte Ms Marin.
»Tickets zur Show von Diane von Furstenberg im Bryant Park«, knirschte Hanna wütend. »Die Tickets zur Fashion Week, die du mir gestern gemailt hast? Ist dein Job so stressig, dass du das schon vergessen hast?«
»Ich habe dir keine Tickets geschickt«, sagte ihre Mutter. Sie klang mit einem Mal sehr besorgt. »Bist du sicher, dass die Mail von mir war?«
Die Lichter in einem Hochhaus auf der anderen Straßenseite gingen an. Eine gesichtslose Masse Fußgänger überquerte die Zweiundvierzigste Straße. Hanna bekam eine Gänsehaut. Wenn ihre Mom ihr die gefälschten Tickets nicht geschickt hatte, wer dann?
»Hanna?«, fragte Mrs Marin nach einer Pause. »Schatz, geht es dir gut? Willst du darüber reden?«
»Nein«, sagte Hanna schnell und legte auf. Dann taumelte sie zurück bis zur Bibliothek und setzte sich unter einen der steinernen Löwen. Vor dem Kiosk neben ihr prangte eine Ausgabe der New York Post von heute. Billy Fords wilde Augen starrten Hanna an. Sein Gesichtsausdruck jagte ihr Angst ein und hypnotisierte sie gleichzeitig. Sein Mund war eine schmale Linie und sein langes blondes Haar klebte an seiner bleichen Stirn. Ford unschuldig!, verkündete die Schlagzeile.
Ein Windstoß fegte die oberste Zeitung vom Stapel. Sie
flatterte über den Gehweg und blieb neben einem Paar vertrauter Stiefeletten liegen. Hannas Blick wanderte von den Stiefelchen über das kurze Wollkleid bis zu dem herzförmigen Gesicht, das von blondem Haar umrahmt wurde.
»Hi«, sagte Courtney mit einem Lächeln.
Hanna senkte den Kopf. »Was willst du?«
Courtney ließ sich neben ihr auf die Stufen fallen. »Bist du okay?«
Hanna antwortete nicht.
»Sie werden sich schon wieder beruhigen.«
»Nein, das werden sie nicht! Ich hab’s versaut«, jaulte Hanna laut, um den Touristenbus zu übertönen, der gerade an ihnen vorbeifuhr. Plötzlich hatte sie unglaublich Lust auf Cheetos. »Ich bin jetzt offiziell eine Versagerin.«
»Das stimmt nicht.«
»Doch.« Hanna biss die Zähne zusammen. Vielleicht musste sie es einfach akzeptieren. »Bevor ich die Freundin deiner Schwester wurde, war ich eine echte Niete. Ich habe immer noch keine Ahnung, warum sie sich mit mir angefreundet hat. Ich bin nicht cool. Ich war nie cool, und daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern.«
»Hanna«, sagte Courtney streng. »Das ist das Blödeste, was du jemals von dir gegeben hast.«
Hanna schnaubte. »Du kennst mich seit zwei Tagen.«
Courtneys Gesicht wurde von den Scheinwerfern der vorbeifahrenden Autos erleuchtet. »Ich kenne dich schon sehr viel länger.«
Hanna hob den Kopf und starrte das Mädchen auf der Treppe an. »Hä?«
Courtney legte den Kopf schief. »Komm schon. Ich dachte, du wüsstest es schon lange. Seit deinem Krankenhausaufenthalt. «
Ein eisiger Wind erhob sich und wehte Zigarettenkippen und Müll über die Straße. »Seit … dem Krankenhaus?«
»Weißt du nicht mehr?« Courtney lächelte sie hoffnungsvoll an. »Ich habe dich besucht, als du im Koma lagst.«
In Hanna stieg eine trübe,
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