Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
Stadtbewohner zu seinem Gedenken Kränze, Lacrosse-Schläger und alte Fußballtrikots der Rosewood Day auf dem schlammigen Rasen der Familie Thomas arrangiert.
Melissa umrundete die Wendeplatte und verschwand auf einem Pfad in Richtung Wald. Aria folgte ihr unauffällig. Allmählich wurde sie nervös. Eigentlich durfte noch niemand den Wald betreten – die Polizei suchte dort immer noch nach Ians Leiche.
Aria holte tief Luft, bahnte sich einen Weg durchs Unterholz und folgte Melissa. Unter ihren Füßen knackten Zweige. Es stank noch stark nach giftigem Rauch. Sie folgte Melissas rhythmisch aufblitzenden Turnschuhen und rannte einen steilen Hang hinauf. Aria versuchte, regelmäßig zu atmen und mit ihr mitzuhalten. Inzwischen war sie so tief
im Wald, dass sie die Lichter der Häuser kaum noch erkennen konnte. Sie sah nur die zerstörte Scheune von Spencers Familie weit entfernt hinter den Baumstämmen.
Ein Paar Augen blinzelten ihr von einem hohen Ast aus zu und etwas raschelte über den Waldboden. Aria keuchte erschrocken auf, rannte aber weiter. Sie taumelte den Hügel mit brennenden Lungen fast auf allen vieren hinauf. Aber als sie oben ankam, war Melissa nirgendwo zu sehen. Es war, als habe sie sich in Luft aufgelöst.
»Aria?«
Aria schrie auf und wirbelte herum. Ein Gesicht tauchte vor ihr auf. Zuerst erkannte Aria das herzförmige Gesicht, dann die funkelnden blauen Augen und schließlich das blutrote Mona-Lisa-Lächeln.
»C-Courtney?«, stammelte sie atemlos.
»Ich wusste nicht, dass außer mir noch jemand diesen Ort hier kennt«, sagte Courtney und schob sich eine blonde Haarsträhne unter ihre braune Wollmütze.
Aria fuhr sich über ihren zerzausten Pferdeschwanz. Ihr Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren. »H-hast du Spencers Schwester gesehen? Melissa? Ich bin ihr hierhergefolgt.«
Courtney schüttelte den Kopf und sah verwirrt aus. »Hier sind nur ich und der Mond.«
Aria zitterte, ihre Wangen brannten vor Kälte. Sie wäre am liebsten augenblicklich von diesem Ort verschwunden, aber ihre Glieder versagten ihr den Dienst. »U-und was machst du hier?«
»Ich wollte nur mal wieder an meinen alten Lieblingsplatz«, sagte Courtney. Sie lehnte sich an ein zerfallenes Bauwerk,
das Aria noch nie zuvor gesehen hatte. Es war ein rundes Ziegelmäuerchen, das über und über mit Moos bewachsen war. Darüber hing ein kleines Dach, das halb eingefallen war, die Balken schienen alle schon morsch zu sein. Ein rostiger Metalleimer lag ganz in der Nähe im Gras.
Aria schlug sich die Hand vor den Mund, als ihr Gehirn die fehlenden Puzzlestücke einfügte. Es war ein Ziehbrunnen . Genau wie der, den Ali auf ihre Zeitkapsel-Flagge gezeichnet hatte. Sie begann, am ganzen Leib zu zittern.
»Ich bin früher oft hier gewesen, es ist ein schöner Platz, um nachzudenken.« Courtney setzte sich auf das Mäuerchen und ließ die Beine in den Brunnen baumeln. »Es war der einzige Ort, der nur mir gehört hat. Deshalb habe ich ihn auch auf meine Zeitkapsel-Flagge gezeichnet.«
Aria klappte der Kiefer herunter. Ihre Zeitkapsel-Flagge?
»Wie bitte?«
Ein Käuzchen schrie klagend und eine Wolke, die wie eine Hand geformt war, zog über den Mond hinweg. Courtney warf einen Klumpen gefrorenes Moos in den Brunnen. Aria hörte ihn nicht auf dem Grund aufschlagen. »Ich weiß, dass Jason dir die Flagge gegeben hat.« Sie schaute Aria voll an. »Ich bin froh, dass du sie hattest.«
Aria blinzelte hektisch. »Wa-was zum Teufel sagst du da?«
Courtney hob ergeben die Hände. »Flipp jetzt nicht aus, okay?« Ihr Atem formte kleine Dampfwölkchen in der Luft. »Aber ich bin nicht Courtney. Ich bin Ali.«
Arias Knie gaben nach. Sie taumelte ein paar Schritte zurück und rutschte auf den nassen Blättern aus.
»Bitte lauf nicht weg«, flehte Courtney. Der Mond ließ
das Weiße ihrer Augen und ihre ultragebleichten Zähne aufleuchten, als sei sie eine menschliche Kürbislaterne. »Lass mich erklären.«
Aria blieb regungslos stehen, während Courtney – oder wer auch immer sie sein mochte – ihr in kurzen Worten die Wahrheit über ihre Schwester, den Mord und den Rollentausch erzählte. »Hanna, Spencer und Emily wissen es schon«, schloss sie. »Ich wusste, dass es besonders schwer sein würde, dir die Wahrheit zu sagen. Die Sache mit deinem Dad …« Sie schwang ihre Beine über die Mauer, sprang von dem Brunnen und kam auf Aria zu. »Ich war schrecklich gemein zu dir. Aber ich habe mich verändert und möchte, dass wir
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