Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
ihr Tränen über die Wangen. Ein paar Leute starrten sie neugierig an.
»Für mich war es auch schrecklich«, sagte Ali schließlich und schüttelte den Kopf. »Ich wollte es euch sagen, das schwöre ich! Zuerst habe ich mich nicht bei euch gemeldet, weil es nicht ging. Es dauerte Monate, bis ich wieder telefonieren durfte, und als es endlich so weit war, hatte das achte Schuljahr schon begonnen. Ich dachte … na ja, ich dachte,
nach allem, was ich euch angetan hatte, hättet ihr mich ohnehin nicht mehr als Freundin gewollt.« Sie starrte trotzig in die Menge. »Wahrscheinlich wart ihr froh, dass ihr mich loswart.«
»Ali, das stimmt nicht«, protestierte Emily sofort und berührte sanft Alis Arm.
Ali schüttelte sie ab. »Kommt schon. Es stimmt zumindest teilweise.«
Spencer starrte auf den Bodensatz pinkfarbener Flüssigkeit in ihrem Martiniglas. Es stimmte wirklich. Nach Alis Verschwinden war Spencer durchaus erleichtert, weil sie nicht mehr länger Alis Hänseleien und Gemeinheiten aushalten musste. Aber hätte Ali sie aus der Klinik angerufen, wäre sie natürlich sofort nach Delaware geeilt.
Die drei schwiegen eine Zeit lang, starrten auf die Gäste an der Bar und den DJ, der hinter seinem Pult herumhampelte. Ein rothaariges Mädchen tanzte auf einem Tisch, sieben Jungs umgaben sie wie hungrige Geier. Ein Kellner räumte eine volle Flasche Bier vom Nebentisch ab und ein Mädchen mit stumpf geschnittenen, halblangen blonden Haaren kam aus der Toilette. Spencer setzte sich auf. War das … Melissa?
Sie kniff die Augen zusammen und hielt nach der Gestalt Ausschau, aber sie war verschwunden. Spencers Kopf dröhnte und sie fühlte sich fiebrig. Offensichtlich halluzinierte sie – oder etwa doch nicht?
Spencer seufzte tief auf. Ali starrte sie an. Sie wirkte ängstlich und verletzlich. Es war eindeutig zu erkennen, wie sehr sie sich wünschte, dass Spencer ihr verzieh. Schließlich
stand Ali auf, ging um den Tisch herum zu Spencer und schloss sie in die Arme. Spencer klopfte ihr sanft auf den Rücken.
»Scharf«, flüsterte jemand hinter ihnen. Sie lösten sich voneinander und drehten sich um. Emo-Super-Mario lehnte lässig an einer Säule, hielt ein Bierglas in der Hand und beobachtete sie. »Darf ich mich zu euch setzen?«, fragte er mit schleimiger Stimme. Emily kicherte verlegen. Ali prustete in ihre Hand. Sie schaute die anderen mit boshafter Freude an. Sogar Spencer wusste, was jetzt folgen würde.
»Bin raus!«, schrien alle gleichzeitig. Emily und Ali brachen in hysterisches Gelächter aus. Auch Spencer stimmte mit ein, zuerst noch widerstrebend, dann aber befreiter und schließlich hemmungslos, bis sich der Schock und die Anspannung endlich lösten.
Sie drückte Alis Hand und zog sie fest an sich.
Es war zwar kaum zu glauben, aber sie hatte ihre alte beste Freundin – und ihre Schwester – wieder.
Kapitel 14
RACHE IST DIESES JAHR BESONDERS IN
Um genau 17 Uhr 38 kamen Hanna, Courtney, Kate, Naomi und Riley aus dem U-Bahn-Eingang vor der New York Public Library. Ein paar halbwüchsige Touristinnen in Plateau-Turnschuhen fotografierten sich gegenseitig vor den Löwenstatuen.
»Hier lang«, sagte Hanna gebieterisch und ging nach links in Richtung Bryant Park. Über den Baumkronen waren weiße Zeltspitzen zu sehen, die Hanna an die Schaumkronen von Wellen erinnerten. Sie trug ein Seidencharmeuse-Kleid von DVF mit abstraktem Blumenmuster und einer die Silhouette betonenden Schnürung am Bauch. Man konnte es eigentlich noch gar nicht kaufen – als Sasha von Otter hörte, dass Hanna zu der Show gehen würde, hatte sie ihr das einzige Warenmuster des Ladens geliehen. Dazu trug Hanna die blauvioletten DVF-Plateaupumps, die sie im Herbst gekauft hatte. Außerdem hatte sie der Versuchung nachgegeben und sich die mit Metallperlen bestickte Slouch-Bag der Designerin zugelegt – obwohl sie damit wahrscheinlich den Verfügungsrahmen ihrer Kreditkarte gesprengt hatte.
Die anderen sahen längst nicht so gut aus – Naomi und Kate trugen DVF-Kleider aus der vorletzten Kollektion und Rileys Wickelkleid war sogar schon zwei Jahre alt –
Horror! – und man sah ihm bereits ein bisschen an, dass es schon oft getragen wurde. Courtneys Outfit war nicht von der Designerin, sie hatte sich für ein schlichtes Wollkleid von Marc Jacobs entschieden, das sie mit braunen Stiefeletten kombiniert hatte. Sie wirkte jedoch so selbstbewusst, dass Hanna sich fragte, ob sie nicht die modebewusstere Entscheidung getroffen
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