Pretty Little Liars - Vollkommen
auf dem Campus, bis Meredith mit dem Unterricht fertig ist. Meredith hatte Aria selbst gesagt, dass sie am College einen Kurs in Malerei gab. Aria schlüpfte an einem Wachmann vorbei, der eigentlich Ausweise kontrollieren sollte, sich stattdessen jedoch ein Yankees-Spiel auf seinem tragbaren Fernseher reinzog. Sie war aufgedreht und zitterig und furchtbar nervös.
Es gab nur drei Ateliers in dem Gebäude, die groß genug
für Seminare waren. Aria wusste das genau, weil sie hier jahrelang Samstagskurse für Kinder im Malen und Zeichen besucht hatte. Heute war nur ein Raum belegt, also musste Meredith dort sein. Aria stürmte in das Atelier und sofort stieg ihr der intensive Geruch von Terpentin und ungewaschenen Kleidern in die Nase. Zwölf Kunststudenten an Staffeleien fuhren herum und starrten sie an. Der Einzige, der bewegungslos verharrte, war der faltige, haarlose, komplett nackte alte Mann, der den Studenten in der Mitte des Raumes Modell stand. Er streckte seine Hühnerbrust heraus, hielt die Hände weiterhin in die Hüften gestemmt und blinzelte nicht einmal. Für diese Leistung hätte Aria ihm eine glatte Eins gegeben.
Sie erblickte Meredith an einem Tisch am Fenster. Da war dieses lange, üppige braune Haar. Das pinke Spinnennetz-Tattoo an ihrem Handgelenk. Meredith wirkte stark und selbstbewusst und ihre Wangen hatten diese irritierend gesunde zartrote Färbung.
»Aria?«, rief Meredith durch den zugigen, hallenartigen Raum. »Das ist ja eine Überraschung.«
Aria sah sich um. Die Studenten hatten ihre Pinsel und Farben griffbereit neben ihren Leinwänden liegen. Sie marschierte zu dem Studenten, der ihr am nächsten saß, schnappte sich einen großen, fächerförmigen Pinsel, tauchte ihn in rote Farbe und lief, Farbkleckse hinter sich herziehend, zu Meredith. Bevor jemand reagieren konnte, schmierte Aria ein großes, schlampiges E auf die linke Brustseite von Meredith Steven’s zartem Baumwollkleid.
»Alle sollen sehen, was du getan hast!«, zischte sie.
Ohne Meredith eines weiteren Blickes zu würdigen, wirbelte sie herum und rauschte aus dem Raum. Als sie auf dem grünen Rasen des College stand, fing sie beinahe hysterisch an zu lachen. Es war zwar kein Ehebrecherin- Brandzeichen auf Meredith Stirn, aber es kam fast auf das Gleiche heraus. Nimm das, Meredith. Nimm das.
SCHWESTERN STATT KONKURRENTINNEN? KAUM VORSTELLBAR
Montagnachmittag im Hockeytraining setzte sich Spencer beim Warmlaufen um das Feld an die Spitze der Mannschaft. Es war ein für die Jahreszeit ungewöhnlich warmer Tag und die Mädchen drehten ein wenig lang samer als sonst ihre Runden. Kirsten Cullen holte Spencer schnaufend ein. »He, ich habe das mit der Goldenen Orchidee gehört«, japste sie und rückte im Laufen ihren blonden Pferdeschwanz zurecht. »Das ist super.«
»Danke.« Spencer senkte den Kopf. Erstaunlich, wie schnell sich die Neuigkeit an der Rosewood Day verbreitet hatte. Ihre Mutter hatte ihr erst vor sechs Stunden Bescheid gegeben und seitdem war sie von mindestens zehn Leuten auf den Wettbewerb angesprochen worden.
»Ich habe gehört, John Mayer hat in der Highschool eine Goldene Orchidee gewonnen«, fuhr Kirsten fort. »Für einen Aufsatz über Musiktheorie.«
»Hm.« Das bezweifelte Spencer. Sie kannte alle Gewinner der letzten fünfzehn Jahre und John Mayer gehörte definitiv nicht dazu.
»Ich wette, du gewinnst«, keuchte Kirsten. »Und kommst
ins Fernsehen! Darf ich dich zu deinem Debüt bei der Today Show begleiten?«
Spencer zuckte die Achseln. »Die Konkurrenz ist echt gewaltig.«
»Ach, hör auf.« Kirsten klopfte ihr auf die Schulter. »Nur keine falsche Bescheidenheit.«
Spencer biss die Zähne zusammen. Sie versuchte zwar nach Kräften, die Sache mit der Goldenen Orchidee he runterzuspielen, aber von allen Seiten hörte sie nur, sie werde auf jeden Fall gewinnen und solle sich schon einmal auf ihren Fernsehauftritt vorbereiten. Es machte Spencer ganz verrückt. Aus purer Nervosität hatte sie das getan, was sie normalerweise beruhigte: die Geldscheine in ihrem Portemonnaie sortiert, so oft, dass ein Zwanziger dabei in der Mitte durchgerissen war.
Trainerin Campbell blies in die Trillerpfeife und kommandierte: »Seitwärts!« Die Mädchen begannen sofort, über Kreuz zu laufen. Sie sahen aus wie Pferde bei einem Dressurwettkampf. »Hast du von dem Spanner gehört?«, fragte Kirsten schnaufend – über Kreuz war anstrengender, als es aussah. »Gestern kam es in den Nachrichten.«
»Ja«,
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