Pretty Little Liars - Vollkommen
murmelte Spencer.
»Er treibt sich in deiner Nachbarschaft rum und versteckt sich in den Wäldern.«
Spencer wich einem Loch im trockenen Rasen aus. »Das ist nur ein bemitleidenswerter Loser«, schnaufte sie. Aber sie musste unwillkürlich an A. denken. Wie oft hatten die Nachrichten von A. auf Dinge angespielt, die niemand hätte sehen können? Sie linste zu den Bäumen hinüber,
fast sicher, dort einen Schatten zu sehen. Aber da war niemand.
Sie joggten wieder normal und passierten den Ententeich der Rosewood Day, den Skulpturengarten und das Maisfeld. Als sie wieder auf die Tribüne zusteuerten, kniff Kirsten die Augen zusammen und deutete auf die niedrige Metallbank, auf der die Hockeyausrüstung der Mädchen lag. »Ist das deine Schwester ?«
Spencer versteifte sich. Melissa stand neben Ian Thomas, dem neuen Assistenztrainer. Es war derselbe Ian Thomas, mit dem Melissa liiert war, als Spencer in der siebten Klasse gewesen war – und derselbe Ian Thomas, der Spencer damals auf dem Grundstück ihrer Eltern geküsst hatte.
Sie beendeten ihre Runde und Spencer kam vor Melissa und Ian zum Stehen. Ihre Schwester hatte sich seit der Sitzung bei der Seelenklempnerin heute Morgen umgezogen und trug ein Outfit, das dem ihrer Mutter bis aufs Haar glich: Röhrenjeans, weißes T-Shirt und eine teuere Dior-Uhr. Sie hatte sogar Chanel No. 5 aufgelegt, ebenfalls wie ihre Mutter. Du bist der perfekte Klon , dachte Spencer. »Was machst du denn hier?«, fragte sie keuchend.
Melissa stütze sich mit dem Ellbogen auf einen Gatorade-Krug, der auf der Bank stand, ihr antikes Goldarmband klimperte leise an ihrem Handgelenk. »Seit wann darf eine große Schwester der jüngeren nicht mehr beim Training zuschauen?« Dann wurde ihr zuckersüßes Lächeln schmaler und sie legte demonstrativ den Arm um Ians Taille. »Außerdem ist mein Freund schließlich hier Trainer.«
Spencer rümpfte die Nase. Sie hatte immer vermutet, dass Melissa noch an Ian hing. Mit der Beziehung der beiden war es kurz nach dem Schulabschluss vorbei gewesen. Ian war mit seinen blonden Locken, dem perfekt proportionierten Körper und dem trägen, arroganten Lächeln noch genauso umwerfend wie früher. »Wie schön für dich«, antwortete Spencer, die das Gespräch schnellstmöglich beenden wollte. Je weniger sie mit Melissa sprach, desto besser – wenigstens bis der Schlamassel mit der Goldenen Orchidee vorbei war. Die Jury sollte Gas geben und Spencers geklauten Essay fix aus dem Rennen hauen.
Sie griff nach ihrer Sporttasche, zog ihre Schienbeinschoner heraus und befestigte erst den linken an ihrem Schienbein, danach den rechten. Dann löste sie beide wieder und schnallte sie fester, bevor sie ihre Strümpfe hochund wieder herunterzog. Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung.
»Da ist aber jemand heute zwanghaft«, neckte Melissa. Sie wandte sich an Ian. »Hast du schon die große Neuigkeit gehört? Spencer hat die Goldene Orchidee gewonnen. Übermorgen wird sie für den Philadelphia Sentinel interviewt.«
»Ich habe nicht gewonnen «, bellte Spencer. »Ich wurde nur nominiert.«
»Oh, ich bin ziemlich sicher, dass du gewinnen wirst «, säuselte Melissa in einem Tonfall, den Spencer nicht so recht einordnen konnte. Als ihre Schwester ihr zublinzelte, schrillten bei Spencer die Alarmglocken. Wusste Melissa Bescheid ?
Ian pfiff anerkennend. »Eine Goldene Orchidee? Wow! Ihr Hastings-Schwestern seid der Wahnsinn. Klug, schön und sportlich. Du solltest sehen, wie Spence auf dem Feld wütet, Mel. Sie ist eine fantastische Mittelfeldspielerin.«
Melissa schürzte nachdenklich ihre glänzenden Lippen. »Erinnerst du dich an das Match, in dem mich die Trainerin im Mittelfeld eingesetzt hat, weil Zoe krank war?«, zwitscherte sie Ian zu. »Ich habe zwei Tore erzielt. In einer Halbzeit!«
Spencer knirschte mit den Zähnen. Sie hatte gewusst, dass Melissa nicht lange Süßholz raspeln würde. Mal wieder hatte sie ein vollkommen harmloses Gespräch in einen Wettkampf verwandelt. Spencer scrollte die Liste in ihrem Kopf nach einer passenden, pseudofreundlichen Retourkutsche durch, ließ es dann aber. Dies war nicht der geeignete Augenblick, um einen Streit mit Melissa vom Zaun zu brechen. »Das war bestimmt der Hammer, Mel«, sagte sie freundlich. »Du spielst im Mittelfeld sicherlich viel besser als ich.«
Ihre Schwester erstarrte. Der kleine Dämon, der Spencers Überzeugung nach in Melissas Kopf lebte, schien verwirrt zu sein. Er hatte offensichtlich
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