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Pretty Little Liars - Vollkommen

Titel: Pretty Little Liars - Vollkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Shepard
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befragt hatte, aber er war der einzige, der offen … misstrauisch wirkte.
    Spencers Erinnerung an diese Nacht war kristallklar und unglaublich verschwommen zugleich. Sie erinnerte sich an eine rasche Abfolge von Emotionen: helle Begeisterung darüber, dass sie ihre Pyjamaparty in der Scheune der Hastings feiern durften; Verärgerung darüber, dass Melissa in der Scheune war; Schmetterlinge im Bauch, weil Ian ebenfalls dort war, den sie ein paar Wochen vor diesem Abend geküsst hatte. Dann fing Ali an, davon zu plappern, was für ein verschärft süßes Paar Melissa und Ian doch abgaben, und Spencers Gefühlslage kippte erneut: Ali hatte ihr bereits gedroht, Melissa von dem Kuss
zu erzählen. Nachdem Ian und Melissa abgezogen waren, hatte Ali versucht, sie alle zu hypnotisieren, und Spencer hatte sich mit ihr in die Wolle bekommen. Ali rannte aus der Scheune, Spencer jagte ihr nach, und dann … nichts, nada . Was Spencer aber weder der Polizei noch ihrer Familie oder ihren Freunden jemals erzählt hatte, war, dass sie manchmal das Gefühl hatte, als wäre da ein schwarzes Loch in ihrer Erinnerung. Als wäre damals vor der Scheune noch etwas passiert, an das sie sich jedoch nicht erinnern konnte.
    Plötzlich, aus heiterem Himmel, flammte für eine Sekunde ein Bild vor Spencers innerem Auge auf. Ali, die höhnisch lacht und sich umdreht.
    Spencer blieb abrupt auf dem überfüllten Schulflur stehen und jemand prallte ihr in den Rücken.
    »Läufst du mal weiter?«, jaulte eine Mädchenstimme. »Ein paar Leute haben gleich Unterricht.«
    Spencer machte einen vorsichtigen Schritt nach vorne. Was immer da vor ihrem inneren Auge aufgetaucht war, es war schlagartig wieder verschwunden, und für Spencer fühlte es sich an, als habe die Erde gebebt. Sie sah sich nach zersplittertem Glas und panisch auseinanderstiebenden Schülern um, überzeugt, dass die Welt um sie herum das Beben auch gespürt haben musste. Aber alles wirkte vollkommen normal. Ein paar Meter vor ihr überprüfte Naomi Zeigler ihr Aussehen in dem kleinen Spiegel an der Innenseite ihrer Spindtür. Zwei Neuntklässler lachten über den spitzen Ziegenbart und die Hörner, mit denen jemand das Bild des lächelnden »Lehrer des Jahres«
Mr Craft verziert hatte. Die Fenster, die zum Pausenhof hinausgingen, waren unversehrt, und kein Ausstellungsstück des Töpferkurses war vornübergekippt. Was hatte Spencer da gerade gesehen? Und warum fühlte sie sich so … durcheinander?
    Sie schlüpfte in das Klassenzimmer ihres Wirtschaftskurses und sank auf ihren Sitzplatz direkt neben dem überdimensionalen Porträt des düster dreinblickenden Ökonomen J.P. Morgan. Als alle Kursteilnehmer versammelt waren und Platz genommen hatten, ging Mr McAdam zur Tafel. »Vor unserem heutigen Unterrichtsfilm habe ich eine Ankündigung zu machen.« Seine Augen schwenkten auf Spencer. Ihr Magen hob sich – oh nein, das hatte ihr jetzt gerade noch gefehlt, dass alle Augen sie anstarrten.
    »Als erste Hausarbeit in unserem Kursjahr reichte Spencer Hastings eine sehr eloquente, überzeugende Auseinandersetzung mit Adam Smiths Theorie der unsichtbaren Hand ein«, verkündete McAdam und strich über seinen mit Dollarzeichen bedruckten Schlips. »Und wie Ihnen vielleicht zu Ohren gekommen ist, habe ich ihren Aufsatz für eine Goldene Orchidee vorgeschlagen.«
    McAdam begann zu applaudieren und Spencers Mitschüler fielen mit ein. Der Applaus dauerte unerträgliche fünfzehn Sekunden lang.
    »Aber ich habe noch eine Überraschung«, fuhr Mc Adam fort. »Ich habe soeben mit einem Jurymitglied telefoniert, und Spencer, Sie haben es in die Endausscheidung geschafft!«

    Erneuter Applaus brandete auf und jemand pfiff sogar anerkennend. Spencer saß stocksteif da. Für einen Moment verschwamm das Klassenzimmer vor ihren Augen. Krampfhaft versuchte sie, ein Lächeln auf ihr Gesicht zu kleistern.
    Ihr Banknachbar Andrew Campbell klopfte ihr auf die Schulter. »Tolle Leistung!«
    Spencer sah zu ihm. Sie und Andrew hatten seit dem Foxy-Ball kaum zwei Worte miteinander gewechselt – Spencer hatte ihm das schrecklichste Date aller Zeiten bereitet und ihn wie einen Trottel dastehen lassen. Ab da hatte er ihre Anwesenheit meist nur mit wütenden Blicken gewürdigt. »Danke«, krächzte sie, als sie ihre Stimme wiederfand.
    »Du musst in den Aufsatz viel Arbeit investiert haben, was? Hast du spezielle Sekundärliteratur benutzt?«
    »Äh, hm« Spencer zog panisch alle losen Blätter aus ihrer Arbeitsmappe

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