Pretty Little Liars - Vollkommen
deiner Meinung nach auf Mädchen? Ich habe mal gelesen, es läge an den Genen? Bedeutet das, wenn ich jetzt eine Tochter hätte, würde die ihre Barbies auch süß finden?« Sie überlegte einen Moment lang, dann plapperte sie weiter. Es war niemand außer ihnen hier, und es war ein gutes Gefühl, endlich die Fragen zu stellen, die ihr seit Ewigkeiten im Kopf herumschwirrten. Dafür war dieses Treffen schließlich gedacht, nicht wahr? »Obwohl … meine Mom kommt mir nicht so vor, als sei sie das kleinste bisschen an Frauen interessiert, also überspringt es vielleicht eine Generation?«
Emily verstummte, als sie bemerkte, mit welch entsetztem Gesichtsausdruck Becka sie ansah. »Ich denke nicht, dass es so ist«, murmelte Becka unsicher.
»Sorry«, sagte Emily schnell. »Ich plappere. Aber ich bin einfach ziemlich … durcheinander und nervös.« Und traurig, wollte sie hinzufügen, als sie an den Ausdruck auf Mayas Gesicht dachte, als sie ihr gesagt hatte, es sei vorbei.
»Das macht nichts«, sagte Becka leise.
»Hattest du eine Freundin, bevor du zu Tree Tops kamst?«, fragte Emily, diesmal mit gedämpfter Stimme.
Becka kaute an ihrem Daumennagel. »Wendy«, sagte beinahe flüsternd. »Wir haben zusammen im Body Shop in der King James Mall gearbeitet.«
»Hattest du … ein körperliches Verhältnis zu ihr?« Emily knabberte an einem Kartoffelchip.
Becka schaute misstrauisch zu den Krippenfiguren vor dem Altar, als fürchte sie, Josef, Maria und die Heiligen Drei Könige könnten ihr Gespräch belauschen. »Vielleicht«, flüsterte sie.
»Wie hat es sich angefühlt?«
Eine winzige Ader an Beckas Schläfe pulsierte. »Es fühlte sich … falsch an. Homosexualität lässt sich … nur schwer ablegen, aber ich glaube, du wirst es schaffen. Die Leute von Tree Tops haben mir geholfen herauszufinden, warum ich mit Wendy zusammen war. Ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen, und meine Therapeutin sagte, ich sei in einer sehr jungenzentrierten Umgebung sozialisiert worden.«
Das war die dümmste Erklärung, die Emily je gehört hatte. »Ich habe auch einen Bruder, aber auch zwei Schwestern. Ich bin nicht in einer jungenzentrierten Umgebung sozialisiert worden. Was stimmt also mit mir nicht?«
»Vielleicht hat dein Problem eine andere Ursache. Das kann gut sein«, meinte Becka achselzuckend. »Die Therapeuten werden dir dabei helfen, das herauszufinden. Sie bringen dich dazu, viele Gefühle und Erinnerungen zu
entfernen und durch neue Gefühle und Erinnerungen zu ersetzen.«
Emily runzelte die Stirn. »Sie bringen dich dazu, Sachen zu vergessen?«
»Nicht ganz. Es ist mehr ein Loslassen.«
Egal wie sehr Becka sich mühte, für Emily klang Tree Tops nach Horror. Sie wollte die Erinnerung an Maya nicht aus ihrem Gedächtnis entfernen . Oder die an Ali.
Plötzlich streckte Becka den Arm aus und legte ihre Hand auf Emilys. Das war eine Überraschung. »Ich weiß, für dich ergibt das im Augenblick keinen Sinn, aber ich habe bei Tree Tops etwas wirklich Wichtiges gelernt«, sagte Becka drängend. »Das Leben ist schwer genug. Wenn wir an diesen … falschen Gefühlen festhalten, machen wir es uns nur noch schwerer, als es ohnehin schon ist.«
Emilys Unterlippe zitterte. Hatten wirklich alle Lesben ein so schrecklich schweres Leben? Was war mit den beiden lesbischen Frauen, die in der Nachbarstadt einen Laden für Triathlonausrüstung betrieben? Emily hatte bei ihnen ihre Laufschuhe gekauft und sie hatten sehr glücklich gewirkt. Und was war mit Maya? Früher hatte sie sich selbst verletzt und jetzt ging es ihr viel besser.
»Wie findet Wendy es, dass du jetzt bei Tree Tops bist?«, fragte Emily.
Becka starrte auf das Bleiglasfenster hinter dem Altar. »Ich glaube, sie versteht es.«
»Verbringt ihr noch Zeit miteinander?«
»Nicht oft«, sagte Becka achselzuckend. »Aber wir sind immer noch befreundet, glaube ich.«
Emily fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. »Vielleicht könnten wir ja mal was zusammen unternehmen?« Es wäre sicher gut, zwei ehemalige Lesben kennenzulernen, die immer noch miteinander befreundet waren. Vielleicht konnten sie und Maya ja auch irgendwann Freundinnen werden.
Becka legte überrascht den Kopf zur Seite und dachte nach. »Okay. Wie wäre es am Samstagabend?«
»Klingt gut«, antwortete Emily.
Sie beendeten ihr Mittagessen und Becka verabschie dete sich. Emily lief über den sanft abfallenden Rasen und mischte sich unter die anderen Rosewood-Schüler, die zurück in ihre
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