Pretty Little Liars - Vollkommen
nicht besonders gut geschlafen. Seans Haus war irgendwie … zu perfekt . Die Bettdecke war zu flauschig , die Matratze zu gut gefedert und im Zimmer war es zu leise . Es roch auch zu sauber und angenehm.
Hauptsächlich aber war sie beunruhigt gewesen wegen
dem merkwürdigen knackenden Geräusch vor ihrem Fenster, dem Spanner, der auf dem Nachbargrundstück gesichtet worden war, und der Nachricht von A., die besagte, dass Alis Killer näher war, als sie dachte. Aria hatte sich stundenlang hin und her gewälzt, sich mutterseelenallein gefühlt und befürchtet, der Spanner – oder Alis Mörder – würde jede Sekunde am Fußende ihres Bettes auftauchen.
»Deine Stiefmutter hat mich heute morgen ganz schön zusammengefaltet«, sagte Aria scherzhaft zu Sean und umrundete eine japanische Zierkirsche. »Ich hatte vergessen, mein Bett zu machen, also hat sie mich die Treppe raufgescheucht, damit ich es nachhole.« Sie kicherte. »Das hat meine Mutter mit mir schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gemacht.«
Sie sah zu Sean hinüber, aber er stimmte nicht in ihr Lachen mit ein. »Meine Stiefmutter arbeitet sehr hart dafür, das Haus sauber und ordentlich zu halten. Fast jeden Tag finden bei uns historische Führungen statt.«
In Aria kochte Widerwillen hoch. Sie hätte Sean am liebsten gesagt, dass die historische Gesellschaft von Rosewood ihr Haus auch gerne in das Tourenprogramm mit aufgenommen hätte, denn es war von einem Schützling von Frank Lloyd Wright entworfen worden. Stattdessen seufzte sie nur. »Tut mir leid. Es ist nur … meine Mom hat mich nicht einmal angerufen, seit ich ihr einen Zettel geschrieben habe, dass ich bei dir wohne. Ich fühle mich, na ja, ziemlich verlassen.«
Sean streichelte ihren Arm. »Ich weiß, ich weiß.«
Aria bohrte ihre Zunge in den kleinen Zwischenraum in ihrem Mund, wo einmal ihr einziger Weisheitszahn gesessen hatte. »Das ist es eben«, sagte sie leise. »Du weißt nicht, wie das ist.« Seans Familie war perfekt. Mr Ackard hatte heute Morgen belgische Waffeln gebacken, und Mrs Ackard hatte allen Lunchpakete gepackt – auch Aria. Sogar der Hund, ein Airedale Terrier, war gut erzogen.
»Dann erklär es mir«, sagte Sean.
Aria seufzte. »So einfach ist das leider nicht.«
Sie gingen an einem knorrigen, eigenwillig gewachsenen Baum vorbei. Aria sah zu Boden … und blieb wie angewurzelt stehen. Direkt vor ihr befand sich ein neues Grab. Der Totengräber hatte das Loch für den Sarg noch nicht ausgehoben, aber eine sarggroße Fläche war bereits abgesteckt. Der marmorne Grabstein stand ebenfalls schon da. In den Stein eingraviert war: ALISON LAUREN DILAURENTIS.
Ein leises Gurgeln drang aus Arias Kehle. Alis sterbliche Überreste waren noch nicht freigegeben, die Behörden untersuchten sie noch auf Anzeichen für eine Vergiftung beziehungsweise äußerliche Gewalteinwirkung, deshalb hatten ihre Eltern sie bislang nicht begraben können. Aria hatte nicht gewusst, dass Ali ausgerechnet hier, auf diesem Friedhof, beigesetzt werden würde.
Sie sah Sean hilflos an. Er wurde blass. »Ich dachte, du wüsstest das.«
»Ich hatte keine Ahnung«, flüsterte sie zurück.
Auf dem Grabstein stand nur Alis Name. Nicht geliebte Tochter , wunderbare Hockeyspielerin oder schönstes Mädchen
von Rosewood . Nicht einmal das Datum ihres Todestages war eingraviert, wahrscheinlich weil niemand genau wusste, wann sie gestorben war.
Aria zitterte. »Meinst du, ich sollte irgendetwas sagen?«
Sean schürzte die rosigen Lippen. »Wenn ich das Grab meiner Mutter besuche, spreche ich schon manchmal mit ihr.«
»Was sagst du denn?«
»Ich erzähle ihr, was in meinem Leben so passiert.« Er sah sie von der Seite an und errötete. »Ich war nach Foxy auf dem Friedhof und habe ihr von dir erzählt.«
Auch Aria errötete. Sie starrte auf den Grabstein, fühlte sich aber gehemmt. Mit Toten zu reden, war irgendwie nicht ihr Ding. Ich kann nicht glauben, dass du wirklich tot bist , dachte Aria, unfähig, die Worte laut auszusprechen. Ich stehe hier und schaue auf dein Grab, aber trotzdem scheint es mir nicht real. Ich finde es furchtbar, dass wir nicht wissen, was mit dir geschehen ist. Ist dein Mörder immer noch da draußen? Sagt A. die Wahrheit?
Aria war, als höre sie eine ferne Stimme leise Jaaaa rufen. Sie klang wie Alis Stimme.
Sie dachte an die letzte Nachricht von A. Irgendjemand hatte etwas gewollt, das Ali gehörte – und hatte sie dafür getötet. Aber was? Alle hatten etwas von Ali
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