Pretty Little Liars - Vollkommen
irgendjemandem
zu sprechen, darauf bestanden, ihr einen Blaubeermuffin zu spendieren. Und auf dem Weg von einem Klassenzimmer zum nächsten hatte sie ein Trupp Neuntklässler eskortiert. Einer filmte sie mit seinem Handy und hatte das Video wahrscheinlich bereits bei YouTube eingestellt. Sie hatte erwartet, dass die ganze Schule sie wegen des Fotos demütigen würde, das A. gestern beim Wettkampf verteilt hatte, darum fand sie diese Form der Reaktion … ziemlich überraschend.
Als eine Hand aus dem Töpferraum schnellte und nach ihr griff, zuckte Emily zusammen und schrie leise auf. In der Tür erschien Mayas Gesicht. »Pssst, Em!«
Emily blieb stehen. »Maya. Hi.«
Maya klimperte mit den Wimpern. »Komm mal mit.«
»Ich kann jetzt nicht«, sagte Emily mit einem Blick auf ihre klobige Nike-Uhr. Sie hatte gleich ihr Treffen mit Becka, der kleinen Miss Tree Tops, und war bereits spät dran. »Wie wäre es nach der Schule?«
»Es dauert echt nur einen Moment!« Maya rannte in das leere Studio und ging zu der begehbaren Trockenkammer. Zu Emilys Überraschung schob sie die schwere Tür zur Seite und glitt hinein. Dann streckte Maya den Kopf wieder heraus und fragte grinsend: »Kommst du?«
Achselzuckend folgte Emily ihr. Im Trockenraum war es dunkel und warm und es roch nach Holz wie in einer Sauna. Dutzende Tontöpfe von Schülern standen auf den Regalen. Der Töpferlehrer hatte sie noch nicht gebrannt, also waren sie immer noch ziegelrot und weich.
»Es ist gemütlich hier drin«, sagte Emily leise. Der erdige, kräftige Geruch von ungebranntem Ton hatte ihr schon immer gefallen. Auf einem Regal stand ein Topf, den sie letzte Woche getöpfert hatte. Da hatte er ihr ganz gut gefallen, aber jetzt sah sie, dass er ziemlich schief geraten war.
Plötzlich spürte Emily Mayas Hände über ihren Rücken zu ihren Schultern gleiten. Maya drehte Emily um und ihre Nasen berührten sich. Mayas Atem roch wie immer nach Bananenkaugummi. »Ich finde, das ist der erotischste Raum der ganzen Schule. Was meinst du?«
»Maya«, warnte Emily. Sie mussten damit aufhören … aber Mayas Hände fühlten sich so gut an.
»Niemand kann uns sehen«, protestierte Maya. Sie fuhr durch Emilys trockenes, vom Chlorwasser angegriffenes Haar. »Außerdem wissen inzwischen sowieso alle Bescheid.«
»Ist dir denn total egal, was gestern passiert ist?«, fragte Emily und zog sich zurück. »Fühlst du dich nicht irgendwie … ausgeliefert?«
Maya dachte einen Moment lang nach. »Eigentlich nicht. Und es scheint auch niemandem ernsthaft etwas auszumachen.«
»Hm, das ist wirklich merkwürdig«, stimmte Emily ihr zu. »Ich dachte, heute würden mich alle hänseln und gemein zu mir sein. Aber stattdessen … bin ich auf einmal total beliebt. Nicht einmal nach Alis Verschwinden hat man mir derartig viel Aufmerksamkeit geschenkt.«
Maya grinste und berührte Emilys Kinn. »Siehst du? Ich habe dir doch gesagt, es würde nicht so schlimm werden. Die Idee war doch gut, oder?«
Emily wich einen Schritt zurück. Im Dämmerlicht des Raums wirkte Mayas Gesicht geisterhaft grünlich. Gestern hatte sie Maya auf der Tribüne gesehen, doch als sie sich später nach ihr umgeschaut hatte, war sie nicht mehr da gewesen. Maya hatte gewollt, dass sie offener mit ihrer Beziehung umgingen. Ihr wurde schlecht. »Was meinst du mit die Idee war doch gut ?«
Achselzuckend erwiderte Maya: »Ich meine nur, dass derjenige, der das Foto verteilt hat, uns einen Gefallen getan hat.«
»A-aber er hat uns keinen Gefallen getan«, stammelte Emily, der einfiel, wo sie gerade eigentlich sein sollte. »Meine Eltern sind wegen des Fotos total durchgedreht. Ich muss jetzt an einem Programm bei so einem merkwürdigen Verein teilnehmen, um ihnen zu beweisen, dass ich nicht homosexuell bin. Und wenn ich mich weigere, schicken sie mich zu meiner Tante Helene und meinem Onkel Allen nach Iowa. Für immer !«
Maya runzelte die Stirn. »Warum hast du deinen Eltern nicht die Wahrheit gesagt? Du bist nun mal so, wie du bist und das kannst du auch nicht nach Lust und Laune ändern. Nicht einmal in Iowa. Ich habe meiner Familie letztes Jahr gesagt, dass ich wahrscheinlich bisexuell bin. Anfangs waren sie nicht sehr begeistert, aber sie haben gelernt, damit zu leben.«
Emily scharrte mit den Füßen über den glatten Zementboden
des Trockenraums. »Deine Eltern sind anders als meine.«
»Möglich.« Maya wich einen Schritt zurück. »Aber hör mal zu: Letztes Jahr war ich endlich
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