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Pretty Little Liars - Vollkommen

Titel: Pretty Little Liars - Vollkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Shepard
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antwortete Spencer.
    »Aber du fühlst dich auch irgendwie schuldig, stimmt’s?«, fragte Dr. Evans.
    Spencer ließ die Schultern sinken. »Schuldig? Wieso?«
    »Weil Alison tot ist. Weil du sie in gewisser Weise verabscheut hast. Vielleicht hast du dir insgeheim gewünscht, dass ihr etwas zustößt, weil sie dir wehgetan hat.«
    »Ich weiß nicht«, flüsterte Spencer.
    »Und dann wurde dein Wunsch Wirklichkeit, und jetzt hast du das Gefühl, dass Alisons Verschwinden deine Schuld ist – und dass, wenn du diese Gefühle nicht gehabt hättest, sie auch nicht ermordet worden wäre.«

    Spencer stiegen Tränen in die Augen, und sie konnte nicht antworten.
    »Es ist nicht deine Schuld«, sagte Dr. Evans bestimmt und beugte sich in ihrem Sessel vor. »Wir lieben unsere Freunde nicht immer gleich stark. Alison hat dich verletzt. Nur weil du ihr etwas Schlechtes gewünscht hast, hast du damit nicht ihren Tod verursacht.«
    Spencer schniefte. Sie starrte wieder auf das Sokrates-Zitat. Nur der ist weise, der weiß, dass er es nicht ist. »Es gibt da so eine Erinnerung, die mir durch den Kopf spuckt«, sagte sie unvermittelt. »Darin geht es um Ali. Wir streiten uns. Sie redet über irgendwas, das ich angeblich in ihrem Tagebuch gelesen habe – sie dachte immer, ich lese heimlich ihr Tagebuch, doch das habe ich nie getan. Ich … ich bin mir nicht einmal sicher, ob diese Erinnerung überhaupt real ist.«
    Dr. Evans tippte sich mit ihrem Stift an den Mund. »Menschen gehen ganz unterschiedlich mit bestimmten Situationen um. Wenn manche Menschen etwas besonders Verstörendes erleben oder tun, blendet ihr Gehirn die Erinnerung einfach aus. Aber oft suchen sich diese Erinnerungen einen Weg zurück ins Bewusstsein.«
    Spencers Mund fühlte sich an wie Stahlwolle. »Es ist nichts Verstörendes passiert.«
    »Wenn du willst, kann ich dich hypnotisieren und so versuchen, die Erinnerung an die Oberfläche zu holen.«
    Spencer starrte Dr. Evans an. » Mich hypnotisieren ?«
    Dr. Evans erwiderte ihren Blick. »Vielleicht hilft es.«

    Spencer kaute auf einer Haarsträhne herum. Dann deutete sie auf das Sokrates-Zitat. »Was bedeutet das?«
    »Das?« Dr. Evans zuckte die Achseln. »Denk darüber nach und zieh deine eigenen Schlussfolgerungen.« Sie lächelte. »Bist du bereit? Leg dich hin und mach es dir bequem.«
    Spencer sank auf die Couch. Als Dr. Evans die Bambusrollos herunterließ, erschauderte sie. Genau das hat Ali an jenem Abend in der Scheune auch gemacht, bevor sie verschwand.
    »Entspann dich.« Dr. Evans schaltete ihre Schreibtischlampe aus. »Werde ganz ruhig. Lass alles los, worüber wir heute geredet haben. Okay?«
    Spencer war überhaupt nicht entspannt. Ihre Knie schlugen gegeneinander und sie zitterte. Sogar ihre Zähne klapperten. Jetzt wird sie herumlaufen und von hundert rückwärts bis eins zählen. Dann berührt sie meine Stirn und hat mich in ihrer Gewalt.
    Als Spencer die Augen öffnete, war sie nicht mehr in Dr. Evans Büro, sondern stand vor ihrer Scheune. Es war Abend. Alison starrte sie an und schüttelte den Kopf, genau wie in den Erinnerungsfetzen, die Spencer in den letzten Tagen heimgesucht hatten. Plötzlich wusste Spencer, dass dies der Abend von Alis Verschwinden war. Sie versuchte, sich von der Erinnerung zu befreien, aber ihre Glieder waren schwer und unbeweglich.
    »Du willst mir alles wegnehmen«, sagte Ali in einem Tonfall, der ihr gruselig vertraut war. »Aber das hier kriegst du nicht.«
    »Was krieg ich nicht?« Es war kalt und Spencer zitterte.
    »Ach, tu nicht so!«, höhnte Ali und stemmte die Hände in die Hüften. »Du hast es doch in meinem Tagebuch gelesen.«
    »Ich würde dein dummes Tagebuch nicht mal für Geld lesen«, zischte Spencer. »Was da drinsteht, ist mir nämlich völlig egal.«
    »Dir ist überhaupt nichts egal«, sagte Ali. Sie beugte sich vor. Ihr Atem roch nach Minze.
    »D-du spinnst doch«, stotterte Spencer.
    »Nein«, zischte Ali. »Du spinnst.«
    Plötzlich war Spencer rasend wütend. Sie beugte sich und verpasste Ali einen Schubs.
    Ali sah sie überrascht an. »Freunde schubst man nicht.«
    »Dann sind wir vielleicht keine Freunde«, entgegnete Spencer.
    »Kann sein«, sagte Ali. Dann sagte sie noch etwas. Spencer sah, wie Alis Mund sich bewegte, sie spürte, dass auch ihr eigener Mund Worte formte. Aber sie hörte nichts. Sie wusste nur, dass Alis Worte sie wütend machten. Aus weiter Ferne hörte sie ein durchdringendes, splitterndes Knacken . Dann riss sie

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