Price, Richard
Tasche zwei Clips auf, jeweils zehn Ampullen mit Koks,
von Gummibändern zusammengehalten.
Strike
blies Luft aus, eher wütend darüber, dass Horace sie bei sich hatte, als dass
er erwischt worden war. Futon und Peanut kratzten die Kurve.
Andre sah
sich um und jonglierte die Clips in der Hand. Strike sah, wie Horace einen
Block entfernt die Lage abzuchecken versuchte.
»Okay.«
Andre sah nach vorn, doch Strike wusste, dass die Worte für ihn bestimmt waren.
»Ich werde heute Abend die Fahndung nach ihm ausschreiben. Sag ihm, ich will,
dass er sich selbst stellt. Wenn nicht...«
»Ach, komm
schon, Andre.« Strike bemühte sich um einen gemäßigten Tonfall. »Schmeiß den
Scheiß in den nächsten Gulli.«
»Wenn er
sich nicht bis zwei Uhr nächsten Freitag selber stellt, dann komme ich und
sperre ihn ein. Weißt du, warum Freitag zwei Uhr? Weil dann das Jugendgericht
übers Wochenende dichtmacht. Das heißt, dass die Jungs bis Montag früh im
Jugendknast sitzen.
Und er
wird dort zum ersten Mal mit einer Wochenendmeute von wirklich üblen Burschen
einsitzen.«
Strike
schnaubte. »Alle lieben Andre, weil, Andre ist für die Leute da.«
Strike
wusste augenblicklich, dass er zu weit gegangen war. Andre stand auf und sah so
aus, als würde er krampfhaft dem Impuls widerstehen, Strike rückwärts von der
Bank zu stoßen. Als er sprach, lag nichts Spielerisches in seiner Stimme.
»Steh
auf.«
Strike
seufzte, trat von der Bank fort und hob die Arme.
Doch Andre
war nicht daran interessiert, ihn zu filzen. »Wie wär's, wenn ich dich
stattdessen einloche? Und du gehst in
keinen Jugendknast. Du bist alt genug, um im County einzusitzen.«
»Ist doch
nicht meine Büchertasche.« Strike war nicht allzu beunruhigt: Andre hatte sich
noch nie zuvor auf ihn gestürzt.
»Ach ja?
Alles, was ich weiß, ist, dass du hier mit der Tasche zu deinen Füßen gesessen
hast. Ich hab hier genug für Besitz mit kriminellem Vorsatz, das ist Paragraph 364, und selbst wenn es in einfachen Besitz umgewandelt
wird, kriegst du immer noch neunzig Tage aufgebrummt, und ich werde ein paar
Telefonate mit drinnen führen und dafür sorgen, dass es neunzig harte Tage
werden, verlass dich drauf.«
Strike sah
weg. »Ich mach keine neunzig Tage. Das ist nicht mein Stoff.«
Strike sah
zu einer Ziegelwand hinüber und konnte Andres zornigen Blick spüren. Nach
langen dreißig Sekunden brach Strike die Stille. »Der gehört nicht mir«, sagte
er noch einmal mit trauriger Beharrlichkeit.
Andre
murmelte: »Scheiße«, und plötzlich waren Strikes Handgelenke hinter seinem
Rücken, und die Handschellen schnitten ihm ins Fleisch. Mehrere Leute kamen mit
hochgezogenen Augenbrauen vom Gehsteig herübergeschlendert und gaben ihre
Kommentare zum Besten, dass es ja auch langsam Zeit für solche Maßnahmen würde.
Andre
griff sich eine Handvoll Hemd zwischen Strikes Schulterblättern, marschierte
mit ihm durch die Siedlung und zischte ihm ins Ohr: »Na, wie ist das, gut?«
Strike
lief mit einem leicht trippelnden Schritt, schockiert und peinlich berührt, und
sein Gesicht füllte sich mit Blut, als lägen die Handschellen um seinen Hals
und nicht an seinen Handgelenken.
»Das ist
nicht mein Stoff«, brachte er wie betäubt hervor.
Andre
brachte ihn zu dem Gebäude, in dem sich die Observationswohnung befand, während
ihnen eine kleine Menge von Leuten folgte. Strike hörte immer und immer wieder
seinen Namen, Gelächter und entrüstete Rufe. Andre schob ihn in den
Eingangsflur und dann ins Treppenhaus, doch statt nach oben zur Wohnung ließ er
ihn in den Keller hinuntergehen.
Strike
versuchte, seine schmerzenden Handgelenke zu ignorieren. »He, wo willst du denn
hin?«
Andre
sprach kein Wort, schob Strike vorwärts in den feuchten, fensterlosen
Untergrund, lenkte ihn zu einer Stahltür und suchte dann an dem Ring, der an
seiner Hüfte hing, nach dem Schlüssel.
»Was
machst du, Andre?«
Andre
öffnete die Tür und schubste Strike in einen langen schmalen Raum mit
niedriger Decke, einen Betonkorridor, der von kaputten Fahrrädern,
weggeworfenen Öfen und 25 -Kilo-Säcken
Steinsalz gesäumt war. Der heiße, beklemmende Gestank von Urin ließ Strikes
Augenlider flattern.
»He, was
machst du, Andre?« Er hatte noch nicht wirklich Angst - die Leute hatten sie
zusammen hier runtergehen sehen, sie waren Zeugen. Aber dann fielen ihm wieder
die Leute mit ihren Kommentaren ein, und eine Welle von Selbstmitleid stürzte
über ihn. Er hatte diese Art von
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